Rezension Rezension (5/5*) zu Vertrau dir (nicht): Psychothriller von Chris Karlden.

claudi-1963

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29. November 2015
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Nur wen ich jemandem vertraue, kann ich mich öffnen

<strong>"Zwei Dinge verleihen der Seele am meisten Kraft: Vertrauen auf die Wahrheit und Vertrauen auf sich selbst." (Seneca)</strong>
Sollte man nicht manchmal lieber die Vergangenheit ruhen lassen, bevor sich Dinge offenbaren, die man lieber nicht wissen möchte? Und kann man einem Menschen trauen, von dem man nichts von früher weiß? Vincent hat vor Jahren sein Gedächtnis und mit diesem seine komplette Vergangenheit verlor. Als er nach dem Joggen vor seinem Haus steht und ihm eine völlig Fremde die Tür öffnet, ist er schon sehr verwundert. Wenig später bricht er vor der Frau zusammen und erwacht im Krankenhaus wieder. Vincent ist sich sicher, dass er Erinnerungen an sein altes Leben hatte. Plötzlich hat er weiter Gedächtnisfetzen zum Beispiel, das er eine Frau beobachtet hat, die genau in dem Haus gewohnt und ermordet wurde. Als kurz darauf sein Freund Tony in seinem Haus ermordet wird, ist sich Vincent nicht mehr sicher, ob er damals vielleicht doch etwas verbrochen hat. Immer mehr Erinnerungen kehren zurück und bringen nicht nur Vincent in große Gefahr.

<strong>Meine Meinung:
Dieser abgeschlossene Thriller mit seinem geheimnisvollen Cover hat mich sehr neugierig gemacht. Besonders da ich die Bücher von Chris Karlden recht gerne lese, da sie immer spannend und informativ sind. Der Schreibstil ist wieder recht flüssig, unterhaltsam und spannend und ich erlebe dabei immer wieder den Vincent der Gegenwart und immer öfter der Vergangenheit. So einen Gedächtnisverlust, bei dem man komplett seine ganze Vergangenheit vergisst, stelle ich mir ganz schrecklich vor. Besonders nicht zu wissen, wer man war, ob man Familie oder Freunde hatte, muss schrecklich sein. Doch Vincent scheint bis zu dem Tag, als er Joggen geht, ein gutes Leben mit seiner Verlobten Lisa zu führen. Was genau der Auslöser ist, warum er sich auf einmal für jemand anderen hält, kann ich nur spekulieren. Doch der Autor nimmt mich mit auf die abenteuerliche Reise in Vincents Vergangenheit. Nach und nach bekomme ich einen Einblick in sein Leben davor. Dass er sich dabei in große Gefahr begibt, kann er bis dahin nicht wissen. Erst als sein Freund Tony ermordet wird und er eine unbekannte Telefonnummer findet, erfährt Vincent mehr von seinem vorherigen Leben. Doch gleichzeitig bekommt er immer mehr Angst vielleicht selbst kein guter Mensch gewesen zu sein und sogar seine Verlobte Lisa in Gefahr zu bringen. Der Autor hat mit diesem Buch einen temporeichen Pageturner kreiert, bei dem selbst ich als Leser oft nicht mehr wusste, ob Vincent zuvor ein guter oder ein schlechter Mensch gewesen ist. Seine Vergangenheit ist einfach unfassbar tragisch, spannend und lässt selbst mich teils bekümmert zurück. Mich hat die Geschichte nicht mehr losgelassen, den je mehr man von Vincents Vergangenheit erfährt, desto stärker hat mich diese Geschichte gefesselt. Dabei war ich mir eigentlich sofort sicher, dass Vincent ein netter, sympathischer Mensch ist. Doch je mehr ich erfuhr, desto verunsicherter wurde selbst ich. Lisa dagegen war mir an manchen Stellen zu distanziert und willkürlich, was ihren Verlobten anbelangt. Was sicher an Tony lag, der nicht gerade ein Freund war, den sie sich für Vincent gewünscht hat und zudem die ungewisse Vergangenheit Vincents, von der sie immer mehr überrascht wird. Die toughe, dynamische Zoe Behrend als Vincents Helferin gefällt mir ebenfalls sehr gut. Für mich war dies wieder eine gelungene, abgeschlossene Geschichte, die man lesen kann ohne die anderen Bücher des Autors zu kennen. Man spürt hier, dass der Autor als Jurist in der Gesundheitsbranche sich sehr gut in diesem Metier auskennt. Von mir deshalb eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.<strong>