Rezension Rezension (3/5*) zu Der Tote im Schnitzelparadies: Ein Fall für Arno Bussi von Joe Fischler.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Der verschwundene Bürgermeister...

Damit hatte der Arno nicht gerechnet: Statt in den Großstädten Europas internationale Verbrecherbanden zu jagen, wird er vom BKA ins hinterste Tiroler Tal strafversetzt. Immerhin wird ihm gleich nach seiner Ankunft die erste Leiche serviert. Erwischt hat’s den Bürgermeister von Vorderkitzlingen. Er steckt in der Tiefkühltruhe von Resis Schnitzelparadies in Hinterkitzlingen. Genauer gesagt: sein Kopf. Und weil ein gewaltiges Unwetter über das Tal hereinbricht, ist Arno Bussi auf sich allein gestellt. Seine Suche nach dem Mörder führt über äußerst seltsame Dorfbewohner, eine außer Rand und Band geratene Natur und einen weiteren Toten zu Eva, der bildhübschen Tochter der Schnitzelwirtin.

Eine weitere Krimireihe wird mit diesem ersten Band um Inspektor Arno Bussi eröffnet. Allein der Name! Der ambitionierte Mitarbeiter des österreichischen BKA hasst ihn seit seiner Kindheit, bietet er doch auch ohne viel Fantasie aufzuwenden allerlei Möglichkeiten der Verhohnepipelung. Doch zu seinem großen Leidwesen, ist Arnos Nachname nicht das einzige Problem, mit dem er sich herumschlagen muss.

Nachdem er dem Innenminister in persönlichen Angelegenheiten zu nahe getreten ist, wird er strafversetzt: in ein winziges Tal im Tiroler Hinterland, nach Hinterkitzlingen. Dort muss er sich auf sich alleine gestellt um den Fall des verschwundenen Bürgermeisters von Vorderkitzlingen kümmern. Dabei kommt er mit allerlei kauzigen Dorfbewohnern in Berührung, und so wirklich kooperativ zeigt sich dabei niemand. Ein Unwetter und ein Bergrutsch sorgen dafür, dass es aus dem Tal kein Entkommen gibt - und die Lage spizt sich zu...

Beschaulich geht es zu in diesem Krimi, und anfangs fühlt sich nicht nur der Arno reichlich unwohl in diesem kleinen Dorf - auch bei mir wollte keine rechte Begeisterung aufkommen. Angereist mit seiner hellblauen Vespa und nur kleinem Gepäck, zeigt sich der Inspektor vom BKA von seiner lustlosesten Seite. Sein Ermittlergeist erwacht erst, als der tiefgefrorene Kopf des verschwundenen Bürgermeisters auftaucht - doch Arno wird von allen Seiten ausgebremst.

In der ersten Hälfte lernt der Hörer Arno und seine Schwächen kennen sowie etliche Dorfbewohner samt Touristen, die nur zu gern das Schnitzelparadies stürmen würden - ein über die Ländergrenzen Tirols hin bekanntes Restaurant. Doch genau in dieser Gaststätte fand sich nun der Kopf des Bürgermeisters, so dass die Lokalität aufgrund der laufenden Ermittlungen geschlossen wurde.

Der Krimi plätschert ziemlich lange gemächlich vor sich hin, und der Running Gag des Inspektors, der tagelang keinen Kaffee zu Gesicht bekommt, ist über weite Strecken der Höhepunkt des Geschehens. Ab etwa der Hälfte des Buches kommt allmählich etwas Fahrt in die Ereignisse, doch lassen die Ermittlungen bis zum etwas rasanteren Ende jegliche Spritzigkeit vermissen.

8 Stunden und 30 Minuten lang liest Heiko Deutschmann die ungekürzte Hörbuchfassung passend im österreichischen Dialekt. Dies passte authentisch zur beschaulichen Handlung, nahm andererseits aber vielleicht noch zusätzlich die Dynamik aus dem Geschehen. Abends gehört, verleitete es mich doch das ein oder andere Mal zum Wegschlummern.

Der Charakter des stets unglücklich verliebten, in seine Vespa vernarrten und kaffeesüchtigen Inspektors Arno Bussi wurde mir trotz allem im Verlauf der Handlung zunehmend vertrauter und lieber. Ein Antiheld, der ungeahnte Stärken entwickelt und sich fast schon aus Trotz nicht unterkriegen lässt. Bussi, den nicht jeder mit dem weichen B ausspricht, weckt beim Hörer wohl am ehesten so etwas wie Mitleid - aber gleichzeitig wünscht man ihm doch den Erfolg, der ihm gebührt, und vielleicht auch einmal die große Liebe...

Ein Reihenstart, der mich nicht wirklich überzeugen konnte. Sollte mir jedoch die Fortsetzung einmal über den Weg laufen, wäre ich einer Wiederbegegnung mit Inspekter Arno Bussi nicht abgeneigt...


© Parden

 

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