Rezension Rezension (4/5*) zu Max, Mischa und die Tet-Offensive von Johan Harstad.

sursulapitschi

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18. September 2019
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Buchinformationen und Rezensionen zu Max, Mischa und die Tet-Offensive von Johan Harstad
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Ein Kunstwerk

Himmel, was ein Wälzer denkt man, wenn man dieses Buch sieht, wenn man es liest und wenn man es beendet. Es ist eindrucksvoll in jeder Hinsicht, es ist aber auch wirklich umfangreich.



Johan Harstad hat hier ein Kunstwerk erschaffen. In einer Sprache, die einen vor Ehrfurcht erschauern lässt, originell, geistreich, humorvoll, erzählt er eigentlich die Liebesgeschichte von Max und Mischa. Gleichzeitig spannt er einen Bogen von den 60er Jahren bis heute und zeichnet ein Portrait des Lebens in Amerika. Der Vietnamkrieg wirft Schatten bis in die Gegenwart. Max Onkel Owen hat sich damals freiwillig gemeldet und nicht über Konsequenzen nachgedacht.



Und dann geht es noch um Kunst und Künstler. Max ist Regisseur, Mischa Malerin, Owen Musiker. Es ist nicht leicht, damit sein Leben zu bestreiten. Will man das überhaupt? Gäbe es nicht einfachere Methoden, sein Geld zu verdienen? Beruf oder Berufung, was treibt Künstler um?

Auf geniale Art und Weise blickt der Autor in unterschiedlichste Künstlerseelen und lässt uns teilhaben. Man kann tatsächlich in diese Gedankenwelt eintauchen und wenn man das Buch letztendlich durchstanden hat, dann empfindet man eine Art Verlust. Man hat geraume Zeit in einer Parallelwelt gelebt, die man jetzt verlässt.



So etwas ist selten und zeichnet grandiose Bücher aus. Dieses Buch ist ohne Frage grandios, allerdings ist es auch wirklich, wirklich lang. Bisweilen darf man hier einem seitenlangen Metapherncontest beiwohnen, was natürlich beeindruckend und auch witzig ist, auf Dauer aber auch anstrengend. Mit nervtötender Konsequenz liefert der Autor den Background eines Kellners, Fahrstuhlführers oder Taxifahrers, nur weil er es kann und weil er es darf in diesem wirklich fetten Ausnahmebuch. Eine Spur Gnade mit dem Leser wäre bei aller Genialität doch wünschenswert gewesen.

Ich habe länger darüber nachgedacht, ob man so einem Buch einen Stern für Weitschweifigkeit abziehen sollte. In diesem Fall ist es vielleicht wirklich angebracht.

 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
"Gleichzeitig spannt er einen Bogen von den 60er Jahren bis heute und zeichnet ein Portrait des Lebens in Amerika."
Damit erinnert es mich ein bisschen an 4 3 2 1 von Paul Auster.
 

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