Rezension Rezension (4/5*) zu Die Außerirdischen: Roman von Doron Rabinovici.

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.383
21.200
49
Brandenburg
Homo homini lupus

Dieses spezielle Buch habe ich lange "gejagt", mindestens zwei Jahre lang. Jetzt hatte ich es günstig ergattert und bin nicht enttäuscht. Allerdings ... na, lest es selber. Dann wisst ihr, was ich meine!

Es war mir eigentlich von vorne herein klar, dass ich bei Doron Rabinovici nicht die „normale“ Dystopie antreffe. Dafür ist er ein zu guter Schriftsteller. Sorry, Dystopieschreibler, ich lese Dystopien echt gern, aber sie gehören nun einmal selten zur gehobenen Literatur. Mit Ausnahme von Margaret Atwoods Werken natürlich. Verneigung vor der großen, geistreichen Dame Atwood.

Was ich erwartet habe, wenn nicht die „normale“ Dystopie, weiß ich nicht, ich habe es vergessen von der ersten Zeile an, denn Doron Rabinovici holt seine Leser vom ersten Satz an ab („Sie kamen über Nacht“) und mit in seine Geschichte. Das ist spannend! Spannend, sage ich euch! „Sie kamen über Nacht“ ist jetzt nicht besonders geistreich, nicht wahr, aber man ist sofort drin. Das Nägelkauen wird man auch eine geraume Zeit lang nicht los.

Beklemmend ist es, was der Autor uns schildert. Was die Ankunft der Außerirdischen mit der Menschheit macht. Dabei sind die Informationen über die Außerirdischen spärlich, man weiß nicht einmal, wo sie gelandet sind, obwohl vom Kanzerlamt die Rede ist und ich deshalb denke, dass die Außerirdischen bei Angie Tee trinken und üben, die Raute zu falten.

Scherz beiseite. Doron Rabinovici spitzt Lage und Atmosphäre mehr und mehr zu bis man da landet, wo man nie mehr zu landen glaubte. Und wo das ist, das darf ich euch nicht sagen, weil ich sonst den Clou des Buches verrate.

Nur so viel, wo man landet, wenn die Menschheit losgelassen wird und die Panik regiert und noch so manches andere, darüber müsste man wirklich diskutieren!

Ist es zwangsläufig? Sind wir wirklich so? Sind wir immer wieder so?



Fazit: Homo homini lupus. Dieses Wort und seine darin enthaltene Wahrheit hat uns der Autor auch in Dystopieform deutlich vor Augen gemalt. Ich hätte einen anderen Schluß vorgezogen, ganz ehrlich, aber berechtigt diese persönliche Vorliebe zu einem Punkt Abzug? Hm, ich tus einfach mal. Schade, dass ich nicht mit euch darüber verhandeln kann!

So oder so: ich spreche eine Leseempfehlung aus. Und die gibt es von mir nicht allzu oft!

Kategorie: Gute Unterhaltung: 5 Punkte.
Belletristik: 3 Punkte.

Verlag: Suhrkamp, 2017