Rezension Rezension (2/5*) zu Die Spiegelreisende: Band 4 - Im Sturm der Echos von Christelle Dabos.

sursulapitschi

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18. September 2019
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Ein Alptraum

Ich habe die ersten drei Bände dieser Reihe geliebt und genossen, die eine zauberhaft frische Fantasygeschichte erzählen, mit Herz und Humor. In diesem letzten Band geht all das furios unter. Sowas erlebt man wirklich nicht oft.



Zunächst hatte ich mit Orientierungsschwierigkeiten zu kämpfen.
Christelle Dabos erzählt wunderschön, fantasievoll und plastisch. In diesem Buch entgleiten ihr sehr oft die Bilder und Vergleiche. Immer wieder liest man Stellen, die man auch bei mehrmaligem Lesen einfach nicht versteht.

„Auf der einen Seite ist da der schwerelose Erdball des Sekretariums, in dem ein zweiter Globus schwebt, in dem wiederum Eulalia Gorts geheimes Zimmer eingemauert ist. Auf der anderen Seite verschlungene Wendeltreppen. Die beiden Bereiche überlappen einander so vollkommen, dass die Wände der Globen und die Treppenstufen transparent sind wie Pauspapier.“

Bei so einer Beschreibung hat man zwar eine Idee davon, was gemeint ist, nur stolpert man über die Formulierung und stellt dann fest, dass nicht wirklich gesagt wurde, was wohl gemeint war. Solche Stellen häufen sich, bis man genervt die Sinnsuche aufgibt.



Von den stilistischen Problemen abgesehen, ist auch der Inhalt fragwürdig. Der Charme und die Leichtigkeit der ersten Bücher ist verschwunden, hier geht es direkt zur Sache. Man begibt sich in einen grausamen Alptraum mit lockerem roten Faden, aber ohne schlüssige Logik.
Ophelia landet im Beobachungsinstitut für Abweichungen, wo sie den Anderen sucht und wohin sich mal wieder Thorn zurückgezogen hat. Die ehemals anrührende Liebesgeschichte verpufft, weil der Liebste ständig verschwunden ist und nervtötend oft gesucht werden muss.



Ansonsten besteht die Handlung aus einem Wirrwar von absonderlicher Physik, Menschen mit absonderlichen Beeinträchtigungen und absonderlichen Theorien zu Gott und der Entstehung dieser Welt. Es müssen Echos durch Kristallisation in Materie verwandelt werden, Schatten werden abgespalten und es ist wichtig, das Füllhorn zu finden. Warum eigentlich?

Vermutlich ist es ein Fehler, hier alles verstehen zu wollen, aber ich mag es, wenn ich verstehe was ich lese. Dieses Buch strotzt vor Ideenreichtum und erschlägt dem Leser mit wüstesten Theorien, denen man einfach nicht folgen kann. Später wird es auch noch actionreich und ekelhaft, wenn immer wieder Menschen durch Spiegel, Füllhörner oder Andere verdreht, gewendet und verstümmelt werden.



Diese Reihe fing an als märchenhafte Fantasy mit originell dystopischem Einschlag. Sie endet als krude Zombie-Apokalypse. Ein Jammer.

 
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