Rezension Rezension (3/5*) zu City of Girls: Roman von Elizabeth Gilbert.

SalMar

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29. Juni 2020
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Turbulentes Leben mit wechselndem Tempo

“Die Welt folgt keinem Plan. Menschen haben ein bestimmtes Wesen, so ist das nun mal.“

Vivian kommt als junges, recht naives Mädchen zum ersten Mal nach New York und genießt das aufregende Künstler- und Nachtleben der Stadt, fernab von ihrem betuchten Elternhaus. Ihre Fähigkeiten als Schneiderin darf sie recht bald unter Beweis stellen, menschlich muss sie aber noch viel dazulernen.

Dieses Buch zu bewerten fällt mir recht schwer, da es sich ein bisschen so anfühlt, als bestünde es nicht aus einer Geschichte, sondern aus mehreren. Insbesondere das Tempo variiert so stark, dass es kaum als ein Ganzes zu bewerten ist.

Die Geschichte von Vivian liest sich wie eine Autobiographie und wird aus der Sicht der Ich-Erzählerin in Briefform einer unbekannten „Angela“ erzählt, deren Identität erst ganz am Schluss geklärt wird. Eigentlich funktioniert dieser Stil ganz gut, da die ältere Vivian häufig selbstkritisch Situationen Revue passieren lässt. Der Leser erfährt viel über das New York Anfang der 40er Jahre – einschließlich dem Leben am Broadway, Theater und von Schauspielern im Allgemeinen. Auch allgemeine gesellschaftliche Themen und die Einflüsse des 2. Weltkriegs in den USA kommen nicht zu kurz, was ich auch als sehr interessant empfand. An vielen Stellen ist das Buch auch eine Liebeserklärung an die Stadt New York: „Wir fuhren über die stille, gebieterische Brücke […] und kamen in die Stadt. Dieser dichte Ort. Dieser bedeutsame Ort. Die großartigste Metropole der Welt […].“

Bis zum in der Zusammenfassung angedeuteten Skandal ist die Geschichte sehr temporeich und auch unterhaltsam, flacht dann aber stark ab und fühlt sich eher wie eine Aneinanderreihung von autobiographischen Anekdoten an.

Erst das letzte Viertel des Buches, als Vivian mit ihrer Freundin endlich die Boutique für Hochzeitskleider eröffnet, konnte mich wieder mehr begeistern, da das Ende wieder persönlicher und emotionaler wird.

Insgesamt würde ich sagen, dass die Geschichte sehr viel Potenzial hat, trotz oder gerade wegen des sehr eigenen Stils der Erzählerin. Leider wurde dieses aber nicht ausgeschöpft und durch den Aufbau des Buches fiel es mir zwischenzeitlich doch etwas schwer, nicht das Interesse an Vivians Lebensgeschichte zu verlieren.