Maria ist verschwunden. Seit Monaten hat Herwig, mit dem sie seit fast dreißig Jahren verheiratet ist, nichts von ihr gehört. Dass sie ihren Job gekündigt und seinen Volvo mitgenommen hat, lässt zumindest hoffen, dass sie noch am Leben ist. Doch was ist passiert, mit ihrer Ehe, ihrer Liebe, ihrem gemeinsamen Leben? Hubert Achleitner schickt seine Protagonisten auf eine abenteuerliche Reise, die sie von den österreichischen Bergen quer durch Europa bis nach Griechenland führt. Und die für beide doch in erster Linie eine hochemotionale Reise in ihr Inneres bedeutet. Ein weiser und sehr musikalischer Roman über Liebe und Sehnsucht, das Schicksal und das flüchtige Glück … „Flüchtig wie die angezupften Töne der Bouzouki waren die Begegnungen mit diesen Menschen. Dennoch hinterließ jeder von ihnen eine Melodie in meinem Herzen, die weiterschwingt.“Kaufen
Kaufen >
Maria und Herwig, seit mehr als dreißig Jahren sind sie verheiratet. Sie hat einen guten Job bei der Bank und hält sich mit Sport fit. Er ist Lehrer, progressiv, Musikliebhaber, raucht heimlich den einen oder anderen Joint und ist verliebt in eine junge Kollegin Nora. Doch eines Tages kündigt Maria ihren Job, nimmt ihre Ersparnisse, das Auto und verlässt Herwig. Ohne Worte des Abschieds und ohne Hinweise auf ihren Verbleib.
Hubert Achleitner schreibt in „flüchtig“ über die Löslichkeit langjähriger Beziehungen. Besser bekannt ist der Autor als Hubert von Goisern, stilübergreifender Musiker und großartiger Liedermacher. Seine musikalische Affinität spiegelt sich in seinem Debütroman wieder. „Heast as net“ war einer seiner größten Erfolge, wo ganz wenige Worten ganz große Stimmung erzeugen. Mit diesem Buch ging es mir ganz anders. Die Protagonistin ist Mitte fünfzig, steht am Wendepunkt ihres Lebens, trifft die Entscheidung für einen Neuanfang. Diese Frau könnte mir so nahestehen, doch ich konnte nicht hören, was sie zu sagen hatte.
Eva Maria Magdalena, wie die Protagonistin mit vollem Namen heißt - diese religiöse Dreifaltigkeit des Namens ist nicht zufällig - macht sich auf die Suche. Weg aus dem Alltag, der belanglosen Gewohnheit, weg von einem Mann, der einer anderen seine Liebe gesteht. Ihre Reise führt sie bis nach Griechenland, wo sie Ioannis kennenlernt, letztlich wieder bei einem Mann landet.
„…inzwischen habe ich die Wohnung schon zweimal aufgeräumt, gekehrt, gewischt, die Terrasse und die Fenster geputzt, die ganze Wäsche gewaschen, gebügelt…Ich habe alles repariert, was kaputt war…..und alles entsorgt, was sich nicht mehr reparieren ließ. Aber Ordnung ist flüchtig. Ich muss mich also beeilen mit dem Schreiben, bevor sich von neuem Staub über die Dinge legt und sie nach mir zu rufen beginnen.“
Es ist nicht nur Maria, die sich in diesem Roman auf die Suche macht. Da sind Nora, die Tramperin Lisa (die auch einleitende als Ich-Erzählerin fungiert, bis der Autor später zu einer neutralen Erzählform wechselt), der Grieche Ioannis mit seinem Großvater, der Mönch, Hereigs Vater. Und natürlich Herwig, der in meinen Augen das Abziehbild eines „man after midlife“ schlechthin ist.
Die Personen, die direkt oder indirekt Marias Weg kreuzen, sind alle von etwas getrieben, haben Wünsche und Sehnsüchte. Haben ihre eigene Geschichte und hier gerät Hubert Achleitner beim Erzählen sehr gerne vom Hundertsten ins Tausende. Er ergeht sich in geschichtliche, religiöse, mystische, musikalische Betrachtungen. Vom zweiten Weltkrieg, verschollenen Großvätern, griechischem Widerstand, dem Schicksal sudetendeutscher Flüchtlinge. Von einer Geburt in einer Gondel bei Talfahrt und dem Berg Athos als Ende einer Reise. Von samischen Klängen über Leonard Cohen, André Heller bis zu Mikis Theodorakis. Und immer wieder Glaube, göttlicher Ruf und Berufung.
Ein Wunsch und eine Sehnsucht war es lange Zeit für den Musiker auch einen Roman zu verfassen. Diesen Wunsch hat sich Hubert Achleitner mit dem Roman „flüchtig“ erfüllen können. Musikalisch ist Hubert von Goisern einer, der innovativ Grenzen überschreitet. Hubert Achleitner hat auch literarisch sehr viele gute Ideen. Doch wenn gute Ideen wie Murmeln sind in einem Glas, das umfällt: Sie rollen in alle Richtungen davon und lassen sich nur mühsam wieder aufklauben.
Lesern von "flüchtig: Roman" gefiel auch...
Verlogen
von: Eva Björg Ægisdóttir
BOOTH: Longlisted for the...
von: Karen Joy Fowler
Die Überflüssigkeit der...
von: Janna Steenfatt