Rezension Rezension (2/5*) zu Mostviertler von Helmut Scharner

KrimiElse

Bekanntes Mitglied
26. Januar 2019
2.861
5.110
49
buchmafia.blogspot.com
„Dallas“ in Niederösterreich

In dem als Wirtschaftskrimi ausgewiesenem Buch "Mostviertler" von Helmut Scharner verwirklicht der Unternehmenssohn Jacob Schuster aus Waldhofen (Niedrösterreich) den Traum eines global players für den Familienbetrieb. Er treibt die Übernahme der vietnamesischen Schuhfabrik des Unternehmers Chan durch die Familiendynastie Schuster mit allen Mitteln voran und ist dabei letztendlich erfolgreich. Doch das eiskalte Überschreiten moralischer Grenzen und das Ausnutzen von Angestellten, Familienmitgliedern und Geschäftspartnern für seine Zwecke hat einen Preis, der bezahlt werden muss. Beim Familientreffen der Schusters auf der Schusteralm im Beisein des neuen Geschäftspartners Chan geschieht ein Mord, der Kommissar Brandner zu Ermittlungen auf den Plan ruft.
In einer klassischen Agatha-Christie-Situation (eingeschneite Almhütte, ein Mord, keiner der Beteiligten kann die Alm verlassen) könnten die Ermittlungen schnell zu Erfolg führen und der Mörder gestellt werden, doch ein weiterer Mord passiert und der Kommissar tappt zunächst im Dunkeln.

Für einen Krimi muss man als Leser ziemlich lange warten, ehe in der Hälfte des Buches ein Mord geschieht. Vordergründig wird von Irrungen und Wirrungen in Familien- und Liebesgeschichten der Familie Schuster berichtet. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf Jacob Schuster, dem Bösewicht und J.R.Ewing aus Waidhofen, dem ich als Leser unter anderem in mehrere Schlafzimmer mit ausschweifenden Sexszenen folge. Jacob handelt in jeder Situation selbstsüchtig, rücksichtslos aber auch völlig blauäugig gegenüber dem Vietnamesen Chan und seiner schönen Tochter Jennifer, die beide selbst ein verborgenes Ziel verfolgen. Der Rest der Familie Schuster ist genau wie Jacob sehr auf den eigenen Vorteil bedacht, weshalb weitere Verwicklungen nicht ausbleiben.

Der Inhalt des Buches gleicht in meinen Augen eher einem Familienroman mit Liebe, Lügen und Intrigen, aufgepeppt mit ein paar wirtschaftlichen Verwicklungen des Familienbetriebes, als einem Regionalkrimi. Für letzteren fehlt mir neben der Krimihandlung auch der regionale Bezug. Es finden sich fast keine Beschreibungen von Örtlichkeiten, Gepflogenheiten und typischen Merkmalen der Region, weder von Niederösterreich noch von Vietnam oder Südafrika. Die Schauplätze bieten viel Material dafür, leider wurde nichts davon ausgespielt.
Viele der handelnden Charaktere wirken auf mich blass und agieren in meinen Augen hölzern. Mir fehlt die Vielschichtigkeit in den Persönlichkeiten, oft lässt sich eine Person a lá schwarz/weiß-Schema in eine ganz bestimmte Schublade stecken und überrascht mich im weiten Verlauf der Geschichte nicht mehr durch ihr Handeln. Das nimmt leider viel des Spannungspotenziales, das die Grundidee der Geschichte eigentlich bieten würde. Als störend empfinde ich die Darstellung der weiblichen Charaktere, die in meinen Augen sehr unzeitgemäß ihr Handeln am Vorgehen der agierenden Männer festmachen, so dass sich auch hier keine starke Persönlichkeit findet.
Der Schreibstil des Buches ist gut lesbar, doch wird auch hier leider viel Potenzial zum Aufbau eines Spannungsbogens verschenkt, indem der Autor in meinen Augen zu viele Wiederholungen und unnötige Erklärungen eingebaut hat.

Fazit: Das Buch bietet eine gute Grundidee, die aber für sprachliche Umsetzung und Charaktere noch viel Raum nach oben hat. Ich war leider nicht überzeugt und vergebe zwei Sterne.

von: Cornelia Funke
von: Christoph Hein
von: Jennifer Clement
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
„Dallas“ in Niederösterreich


In dem als Wirtschaftskrimi ausgewiesenem Buch "Mostviertler" von Helmut Scharner verwirklicht der Unternehmenssohn Jacob Schuster aus Waldhofen (Niedrösterreich) den Traum eines global players für den Familienbetrieb. Er treibt die Übernahme der vietnamesischen Schuhfabrik des Unternehmers Chan durch die Familiendynastie Schuster mit allen Mitteln voran und ist dabei letztendlich erfolgreich. Doch das eiskalte Überschreiten moralischer Grenzen und das Ausnutzen von Angestellten, Familienmitgliedern und Geschäftspartnern für seine Zwecke hat einen Preis, der bezahlt werden muss. Beim Familientreffen der Schusters auf der Schusteralm im Beisein des neuen Geschäftspartners Chan geschieht ein Mord, der Kommissar Brandner zu Ermittlungen auf den Plan ruft.
In einer klassischen Agatha-Christie-Situation (eingeschneite Almhütte, ein Mord, keiner der Beteiligten kann die Alm verlassen) könnten die Ermittlungen schnell zu Erfolg führen und der Mörder gestellt werden, doch ein weiterer Mord passiert und der Kommissar tappt zunächst im Dunkeln.

Für einen Krimi muss man als Leser ziemlich lange warten, ehe in der Hälfte des Buches ein Mord geschieht. Vordergründig wird von Irrungen und Wirrungen in Familien- und Liebesgeschichten der Familie Schuster berichtet. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf Jacob Schuster, dem Bösewicht und J.R.Ewing aus Waidhofen, dem ich als Leser unter anderem in mehrere Schlafzimmer mit ausschweifenden Sexszenen folge. Jacob handelt in jeder Situation selbstsüchtig, rücksichtslos aber auch völlig blauäugig gegenüber dem Vietnamesen Chan und seiner schönen Tochter Jennifer, die beide selbst ein verborgenes Ziel verfolgen. Der Rest der Familie Schuster ist genau wie Jacob sehr auf den eigenen Vorteil bedacht, weshalb weitere Verwicklungen nicht ausbleiben.

Der Inhalt des Buches gleicht in meinen Augen eher einem Familienroman mit Liebe, Lügen und Intrigen, aufgepeppt mit ein paar wirtschaftlichen Verwicklungen des Familienbetriebes, als einem Regionalkrimi. Für letzteren fehlt mir neben der Krimihandlung auch der regionale Bezug. Es finden sich fast keine Beschreibungen von Örtlichkeiten, Gepflogenheiten und typischen Merkmalen der Region, weder von Niederösterreich noch von Vietnam oder Südafrika. Die Schauplätze bieten viel Material dafür, leider wurde nichts davon ausgespielt.
Viele der handelnden Charaktere wirken auf mich blass und agieren in meinen Augen hölzern. Mir fehlt die Vielschichtigkeit in den Persönlichkeiten, oft lässt sich eine Person a lá schwarz/weiß-Schema in eine ganz bestimmte Schublade stecken und überrascht mich im weiten Verlauf der Geschichte nicht mehr durch ihr Handeln. Das nimmt leider viel des Spannungspotenziales, das die Grundidee der Geschichte eigentlich bieten würde. Als störend empfinde ich die Darstellung der weiblichen Charaktere, die in meinen Augen sehr unzeitgemäß ihr Handeln am Vorgehen der agierenden Männer festmachen, so dass sich auch hier keine starke Persönlichkeit findet.
Der Schreibstil des Buches ist gut lesbar, doch wird auch hier leider viel Potenzial zum Aufbau eines Spannungsbogens verschenkt, indem der Autor in meinen Augen zu viele Wiederholungen und unnötige Erklärungen eingebaut hat.

Fazit: Das Buch bietet eine gute Grundidee, die aber für sprachliche Umsetzung und Charaktere noch viel Raum nach oben hat. Ich war leider nicht überzeugt und vergebe zwei Sterne.


von: Cornelia Funke
von: Christoph Hein
von: Jennifer Clement

Das Buch hat mich auch enttäuscht, dabei habe ich ein Faible für Ösi-Krimis.
 
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