Rezension Rezension (3/5*) zu Der Funke des Lebens von Jodi Picoult.

Mamskit

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6. November 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Funke des Lebens von Jodi Picoult
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Hervorragende Recherche, mäßige Spannung

Ein warmer Tag im Herbst in Jackson, Mississippi, ein Tag wie jeder andere. Der Polizist Hugh wird zu einem Einsatz an einer Abtreibungsklinik gerufen. Ein Amokläufer hat sich Zutritt zu der Klinik verschafft und die Menschen, die sich dort befinden, in seine Gewalt gebracht.
Hugh ist Experte für Unterhandlungen in derartigen Krisensituationen. Alles sieht so aus, als würde es ein Einsatz wie so mancher andere werden, bis zu dem Moment, als sich herausstellt, dass sich seine eigene Tochter in dem Gebäude befindet….
Einmal mehr hat Jodi Picoult sich eines brisanten Themas – hier: die Abtreibungsproblematik - angenommen und mittels akribischer Recherche einen umfassenden Überblick über die gesellschaftlichen, sozialen und juristischen Aspekte – natürlich alles vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Umstände – geschaffen.
Es gefällt mir jedes Mal, wie die Autorin es schafft, Spannung aufzubauen und gleichzeitig Wissen zu vermitteln. Ihre Romane vermögen es in der Regel, eine emotionale Beziehung zwischen den Protagonisten der Handlung und dem Leser herzustellen. Ihr Erzählstil ist leicht und wenig anspruchsvoll, jedoch sind ihre Romane normalerweise nie trivial, was sicherlich dem umfassend recherchierten und vermittelten Hintergrundwissen geschuldet ist.
Dieser Roman fällt jedoch meines Erachtens weit hinter den vorherigen zurück. Die Autorin führt eine Vielzahl an Charakteren ein, die auf die eine oder andere Weise mit den Themen „ungewollte Schwangerschaft“ bzw. „Abtreibung“ verbunden sind, seien es Ärzte, Krankenschwestern, Familienangehörige, Demonstranten etc. Jeder einzelne Fall für sich bringt sicherlich neue, interessante Aspekte zu dem Thema in die Handlung hinein, jedoch verliert sich das Interesse des Lesers angesichts der zahllosen Schicksale im Nirgendwo und zu keinem Charakter kann eine tiefere Beziehung aufgebaut werden. Auf diese Weise schleicht sich, trotz des hohen Niveaus des Informationsangebotes, eine gewisse Oberflächlichkeit ein, die das Thema meines Erachtens nicht verdient hat. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen.
Ein zweites Manko ist aus meiner Sicht das Stilmittel der chronologisch rückwärts laufenden Erzählung: Das Buch beginnt mit dem Ende der Handlung und arbeitet sich fortlaufend in die Vergangenheit zurück. Der Leser weiß also zu jeder Zeit, wer überlebt hat, wer gestorben ist bzw. verletzt wurde. Teilweise kommt Verwirrung auf, weil der Leser im Laufe der Handlung mehr Informationen hat als die Protagonisten und sich immer wieder den Grund dafür bewusstmachen muss. Zumindest ging es mir so. Abgesehen von der damit noch – neben den zahlreichen Charakteren und Schicksalen - zunehmenden Unübersichtlichkeit nimmt dieses Stilmittel dem Roman auch einen guten Teil der Spannung. Zwar weist das Ende noch die eine oder andere Überraschung auf, jedoch hätte für mich ein wenig mehr „Unwissenheit“ den Lesegenuss erheblich gesteigert.
Insgesamt möchte ich vom Lesen dieses Buches jedoch nicht abraten. Der Roman hat durchaus Spannungsmomente und gewinnt durch die hervorragende Recherche. Jedoch wurden meines Erachtens zu viele verschiedene Aspekte der Problematik um das Thema Abtreibung verarbeitet, was zu einer gewissen „Informationsüberflutung“ führte. Für mich hat die Autorin es dadurch nicht geschafft, mich mit dem Thema zu packen. Zu viele Informationen auf zu engem Raum haben dazu geführt, dass das Gesamtthema unübersichtlich wurde und damit nach Beendigung des Lesens schnell in Vergessenheit geriet.


von: Gerard Donovan
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