Rezension Rezension (4/5*) zu Tod in Perchtoldsdorf: Kriminalroman von Christian Schleifer.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Wein, Weib...und ein paar Tote

Perchtoldsdorf, eine Marktgemeinde am südlichen Stadtrand von Wien gelegen. Der Ort ist bekannt für seine Weinkultur und seine Sommerfestspiele. Auch heuer soll wieder in der Burg zu Perchtoldsdorf Theater gespielt werden Doch in diesem heißen Sommer wird aus Shakespeares Sommernachtstraum bald ein Alptraum, als der Hauptdarsteller bei der Premiere auf offener Bühne ermordet wird. Die ehemalige Polizistin und Jungwinzerin Charlotte Nöher wollte eigentlich nur ihren Wein vermarkten, aber ihre naturgegebene Neugier lässt sie bald mitten ins Geschehen der Ermittlungen treiben. Denn es bleibt nicht bei nur einer Leiche….
Christian Schleifer, gebürtiger Perchtoldsdorfer und in seinem Brotberuf unter anderem Sportjournalist, hat mit seinem Debütkrimi „Tod in Perchtoldsdorf“ einen witzigen und spritzigen Regionalkrimi vorgelegt. Der Autor schreibt, wie man bei uns im Osten Österreichs spricht. Das fällt auf und mag auf Nicht-Österreicher etwas gewöhnungsbedürftig wirken, passt aber gut in den Gesamteindruck.
Schleifers Cast ist weiblich, das mag ich: Charlotte Nöher, ihre Lebensgefährtin Andrea, die Mutter, Großmutter, Schwester. In Perchtoldsdorf haben die Frauen die Hosen an.
Charlotte (französisch ausgesprochen, darauf legt sie Wert) gefällt mir als Protagonistin außerordentlich gut. Sie hat Hausverstand, Mut und Grips. Das Herz trägt sie am richtigen Fleck und wenn sie eine Spur aufgenommen hat, lässt sie sich von nichts und niemanden stoppen. Auch die anderen handelnden Figuren hat der Autor in seinem mit Krimi in fünf Aufzügen bis in die Nebenrollen (ich sage nur Omama) top besetzt. Allein die (lustige) Witwe des Mordopfers war mir ein bisschen zu operettenhaft.
Das Buch besticht hauptsächlich mit den gut beobachteten zwischenmenschlichen Ereignissen: Liebe, Eifersucht, Leidenschaft. Manchmal verliert sich die eigentliche Kriminalhandlungen an (zugegeben erheiternden) Nebenschauplätzen, was den Kriminalroman auch ein bisschen zum Heimatroman macht. Immerhin spielt der Krimi in meiner Wohngemeinde, alles was der Christian Schleifer hier über den Ort und seine Bewohner erfunden hat entspricht auch ein bisschen der Wahrheit.
Alles in allem hat mir „Tod in Perchtoldsdorf“ ein sommerliches Lesevergnügen bereitet, das ich gerne genossen habe.