Rezension Rezension (3/5*) zu Der Tote von Twixlum von Alfred Bekker

Bibliomarie

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10. September 2015
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Die letzte Fahrt des Kapitäns

Der neue Kriminalroman von Alfred Bekker führt nach Twixlum, einen Stadtteil von Emden, der sich selbst eher als funktionierende Dorfgemeinschaft versteht. Als der alte, wohlangesehene Hauke Barthelmes, von allen nur ehrfurchtsvoll „Kapitän“ genannt, zu Grabe getragen wird, ist das ganze Dorf dabei. Auch Kriminalhauptkommissar Ebbo Steen ist anwesend, erst mal nicht aus beruflichen Gründen, sondern weil er seit seiner Kindheit den Kapitän kennt und sich voller Wehmut an dessen abenteuerliche Geschichten, zur Hälfte wohl Seemannsgarn, erinnert.

Doch dann wird am offenen Grab der Großneffe und Erbe Timo Saathoff erschossen und aus Ebbos privater Anwesenheit wird eine dienstliche. Auch mit dabei ist sein frisch pensionierter Kollege Ihno Purwin, der sich als Privatermittler den Ruhestand etwas abenteuerlicher gestalten will und sein erster Auftragsgeber sollte das Mordopfer werden.

Der nicht sehr umfangreiche Krimi ist schnell durchgelesen, fast zu schnell, wie ich fand. Die ganzen Ermittlungen und Hintergründe wurden sehr flott abgehandelt, da hätte ich gern noch mehr gelesen. Vor allem aus der Vergangenheit des Kapitäns hätte ich gern mehr erfahren. Dass er vermögender war, als er durch Beruf und Rente sein konnte und dass ein Teil seiner Bezüge von einer Bank der Cayman Inseln stammte, machte mich als Leserin stutzig, die ermittelnde Polizei allerdings nicht.

Den Plot hat sich der Autor gut und spannend ausgedacht, Twixlum und Emden als Hintergrund sind ebenfalls schön in die Handlung mit eingebaut. Die Atmosphäre ist also wirklich stimmig. Der Schreibstil ist flüssig, schließlich ist der Autor ein routinierter Schriftsteller.

Auch die Auflösung ist schlüssig, ging mir persönlich aber ein wenig zu schnell über die Bühne. Ich hätte mir wirklich ein wenig mehr „Fleisch auf den Rippen“ des Handlungsgerüsts gewünscht.

Solide gemachte Krimiunterhaltung für ein paar Lesestunden und ein wenig Küstenfeeling, dass schon durch das schöne und frische Cover ausgedrückt wird.