Rezension Rezension (3/5*) zu Zwei Wochen im Juni: Roman von Anne Müller.

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Buchinformationen und Rezensionen zu Zwei Wochen im Juni: Roman von Anne Müller
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Leichte Unterhaltung ohne Leichtigkeit

Zwei ungleiche Schwestern, ein Elternhaus an der Ostsee, das nach dem Tod der Mutter ausgeräumt und verkauft werden muss, sind die Grundzutaten für diesen unaufgeregt erzählten und kitschfreien Unterhaltungsroman. Ich habe mich von der Grundstimmung, die die Geschichte verspricht, zum Lesen locken lassen - Kindheitserinnerungen an das Meer, an die verstorbene Mutter, gespickt mit ein paar Verwicklungen in der Gegenwart.

Ada und Toni, die Schwestern, die nicht ungleicher sein könnten, treffen sich nach dem Tod der Mutter in ihrem alten Elternhaus an der Ostsee in Gragaart. Ada lebt mit weit offenen Augen und Herzen, ganz Künstlerin, in Hamburg, hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der sie an der kurzen Leine hält. Toni, die durchstrukturierte und durchgestylte Planerin, verheiratet mit zwei fast erwachsenen Kindern, führt hinten in ihrem Lehrerkalender codierte Listen über ihr Sexleben mit ihrem Ehemann. Ada freut sich auf die Zeit mit ihrer Schwester im Elternhaus und auf die Reise in die Vergangenheit, doch Toni sperrt sich und ist anfangs schnell wieder in ihr komplett verplantes Alltagsleben mit Lehrerjob und Familie eingebunden. Erst allmählich nähern sich die beiden ihrer Vergangenheit, lassen mit alten Kleidern aus Überseekoffern glückliche Tage wieder aufleben und kommen dabei ihrer Mutter, ihrem schon lange totem Vater und sich selbst näher. Und wie so oft, wenn das Leben kurz innehält, schärft sich der Blick der beiden auf die eigene Situation, die für keine der Schwestern eine glückliche ist. Mit hoffnungsvollem offenem Schluß enden die zwei Wochen im alten Elternhaus an der Ostsee für beide, kitschfrei und mit Spielraum für verschiedene Wege.

Eine angenehme Geschichte, unaufgeregt und (fast) kitschfrei erzählt, Sommerstimmung am Meer und im alten Haus mit schönem Bauerngarten und Familienerinnerungen - das verspricht einen angenehmen Unterhaltungsroman.
Ich bin jedoch nicht wirklich im Buch angekommen, was hauptsächlich stilistisch bedingt ist. Der Schreibstil ist mir zu hölzern mit Nebensätzen, die manchmal unpassend, oft sperrig und stocktrocken wirken. Deutsch-unterkühlt und sehr sachlich nicht zur Situation passend, mit gestelzten Nebensächlichkeiten, die für mich oft uninteressant für die Geschichte sind.
Und die Figuren bleiben mir sehr fern, sie handeln stereotyp, passen sehr gut in für sie vorgesehene Schubladen. Ich vermisse in der Geschichte Leichtigkeit und Poesie, die sehr gut zur Grundidee der Story gepasst hätte. Ein paar Konstruktionen und Verwicklungen sind mir zu vorhersehbar und aufgesetzt.

Es ist eine leicht lesbare leichte Unterhaltungslektüre, die, um mit dem bei Whatchareadin neu geschöpften Ausdruck zu arbeiten, durchaus viel mehr „Hängemattigkeit“ im Sinne von Leichtigkeit und Poesie, etwas mehr Bildhaftigkeit und weniger Gestelztheit vertragen hätte. Auch eine nicht ganz so chronologische Erzählweise und die eine oder andere Überraschung hätten dem Buch gut getan.

von: Isabel Allende
von: Kristine Bilkau
von: Stefanie vor Schulte