4. Leseabschnitt: S. 257 bis 364

Sassenach123

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Izzy entwickelt sich förmlich zur Heldin des Ganzen, immer ist sie selbstlos zur Stelle und versucht zu helfen.
Janine offenbart ein Geheimnis mit dem ich nicht gerechnet habe, sie hat selbst abgetrieben. Doch ihr handeln kann sie ohne mit der Wimper zunzucken entschuldigen, dass der ganzen anderen Frauen nicht. Wie kann man so verbohrt sein, dass einem das nicht bewusst wird, sie misst mit zweierlei Maß.
George sieht ebenso in der Tat seiner Tochter keinerlei Schuld, diese schiebt er den Klinikmitarbeitern zu. Auch bei ihm merkt man, dass er sich seine Welt so hinbiegt, wie er sie haben will.
Ich bin gespannt wie der Roman endet, ich hoffe es wird ein realistisches Ende und kein Friede-Freude-Eierkuchen auf der ganzen Linie.
 

Literaturhexle

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So, auch ich habe den Abschnitt durchgelesen. Über mangelnde Handlung kann man sich nicht beklagen, die Autorin führt uns die vielen Figuren immer stärker vor, gibt Einblicke in deren Leben und zeigt auf, wie sie sich zu dem entwickelt haben, was sie sind.

Ja, Janine wurde als junge Frau äußerst brutal vergewaltigt, gleich von mehreren Männern. Vorher hatte sie noch nicht einmal Sex gehabt. Krass. Prompt wird sie schwanger und entschließt sich zur Abtreibung. Um diese durchführen zu können, musste sie den kleinen Bruder ohne Aufsicht lassen und prompt wird der Familienhund totgefahren. Mensch, was eine Verkettung unglücksseliger Ereignisse!
Dass sie heute gegen Abtreibungen auf die Straße geht, ist höchst inkonsequent!

Auch George scheint eine Leiche im Keller zu haben. Jetzt nimmt er zwar das Recht in die eigene bewaffnete Hand - allerdings wird auf Seite 311 angedeutet, dass er selbst ein schlechtes Gewissen hat, das der Grund dafür war, sich der Kirche zuzuwenden mit dem Ziel, quasi dort reingewaschen zu werden. In dieser Kirchengemeinde fand seine Radikalisierung statt. In den USA gibt es ja zahlreiche Kirchengemeinden, die unserem Verständnis nach eher zu den Sekten zu zählen sind.

Was George und Hugh eint, ist ein fragliches Vaterverständnis. Beide haben ihre Töchter als Eigentum betrachtet. Ihre Hinwendung zu anderen Personen (schon im Kindesalter) hat sie mit Eifersucht erfüllt. Bestimmt liegt es mit daran, dass beiden Männern die Partnerin fehlt und die Tochter automatisch eine wichtigere Rolle in Vaters Leben einnimmt - gut ist das aber nicht (vgl. S. 292).

Ich finde es völlig unverständlich, dass Hugh seinen Kollegen nicht Bescheid gibt, dass seine eigene Tochter zu den Geiseln zählt. Befangenheit und persönliche Angst sind gewiss kein guter Ratgeber in einer solchen Stresssituation.

Olive wurde uns bereits als besonnene ältere Lesbierin vorgestellt, als eine sehr sympathische Person. Sie warf sich zwischen den Attentäter und Wren, nahm mit diesem Sprung (das muss man erstmal gut getimed hinbekommen!) die Kugel auf sich und starb den Heldinnentod.
Nun wissen wir, dass sie sowieso unheilbar an Krebs erkrankt war, was den Verlust für den Leser etwas leichter macht.

Die Partnerschaft von Izzy und Parker zeigt die Armutsschere so deutlich auf, dass es schmerzt: Izzy musste verschimmeltes Brot essen, Parker ernährte sich von Kaviaro_O. Trotzdem scheint Parker sie aufrichtig zu lieben - schön!
Izzy ist eine sympathische, couragierte Figur und man gönnt ihr dieses private Schicksal eines modernen Aschenputtels von Herzen.

Das Thema Abtreibung wird in vielen Facetten immer wieder aufbereitet. Es geht grundsätzlich um die Frage, wann fängt das schützenswerte Leben an und welche Rechte hat die austragende Frau dabei. Die einzelnen Bundesstaaten sind sich deutlich uneins, zu welchen Konditionen und ob überhaupt ein Schwangerschaftsabbruch erfolgen darf. Es gibt Widersprüche und juristische Feinheiten. Dass Beth hilflos mit Handschellen festgehalten wird - unglaublich!

Joys Schwangerschaft ist bereits relativ weit fortgeschritten. Während Louis des Abbruch vornimmt, wird der Leser nicht geschont. Überhaupt fließt viel Blut, egal, ob Blut aus der Lunge gelassen oder eine Aderpresse angelegt wird, die entstehenden Bilder wirken originalgetreu.

Nach wie vor stören mich die zahlreichen Sprünge, die nur dazu dienen, alle möglichen Sichtweisen auf das Thema Abtreibung und auch auf die Figuren zu beleuchten. Das lenkt mich sehr von der eigentlichen Handlung ab, wodurch der Roman stellenweise langweilig wird. Immer, wenn ich wieder Fuß gefasst habe, kommt wieder so eine wenig zielführende Rückblende...

Soweit meine Gedanken. Nun seid ihr dran ;)
 

Xanaka

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Janine ist für mich die Person, die wahrscheinlich das Extrembeispiel für alle Abtreibungsgegner ist. Sie hat früher einmal selbst abgetrieben und hat das wahrscheinlich niemals psychisch verkraftet. Nur so kann ich mir ihre extreme Haltung der Klinik und den Frauen gegenüber erklären.
Ich bin fast schadenfroh darüber, dass ihre Suche nach irgendwelchen Zwängen die den Frauen auferlegt werden könnten so erfolglos ist. Im Gegenteil man geht mit den Frauen so behutsam und sorgsam um, dass selbst Janine nachdenklich wird.

Ja man erfährt in den Abschnitten natürlich mehr über die Frauen und ihr Schicksal. Das ist auch gut so. Aber manchmal ist es mir dann doch einfach zu viel. Irgendwie verliert sich Jodie Picoult in den Geschichten. Wäre das anders gewesen, wenn wir die Story chronologisch gelesen hätten?

Ich rutsche jetzt gleich in den letzten Abschnitt und bin auch fast froh darüber. Denn bei diesem Buch fehlt mir dann doch immer mal wieder die Motivation weiter zu lesen.
 
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Xanaka

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Olive wurde uns bereits als besonnene ältere Lesbierin vorgestellt, als eine sehr sympathische Person. Sie warf sich zwischen den Attentäter und Wren, nahm mit diesem Sprung (das muss man erstmal gut getimed hinbekommen!) die Kugel auf sich und starb den Heldinnentod.
Nun wissen wir, dass sie sowieso unheilbar an Krebs erkrankt war, was den Verlust für den Leser etwas leichter macht.
Das war so ein Moment für mich in dem mir klar wurde, dass ihr Opfer zwar selbstlos war, aber sie dennoch damit rechnete getötet zu werden. So war es ein Ende mit Schrecken, aber sie hat wahrscheinlich dem langen Leiden unbewusst ein Ende bereitet.
 

Xanaka

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Die Partnerschaft von Izzy und Parker zeigt die Armutsschere so deutlich auf, dass es schmerzt: Izzy musste verschimmeltes Brot essen, Parker ernährte sich von Kaviaro_O. Trotzdem scheint Parker sie aufrichtig zu lieben - schön!
Izzy ist eine sympathische, couragierte Figur und man gönnt ihr dieses private Schicksal eines modernen Aschenputtels von Herzen.
Ja Izzy stand bei mir in der Sympathie ganz oben. Es ist schlimm zu lesen, wie hart ihre Kindheit und ihre Jugend waren. Ich hoffe und denke einfach mal, dass Parker trotzdem an ihrer Seite bleibt.

Nach wie vor stören mich die zahlreichen Sprünge, die nur dazu dienen, alle möglichen Sichtweisen auf das Thema Abtreibung und auch auf die Figuren zu beleuchten. Das lenkt mich sehr von der eigentlichen Handlung ab, wodurch der Roman stellenweise langweilig wird. Immer, wenn ich wieder Fuß gefasst habe, kommt wieder so eine wenig zielführende Rückblende...
;)

Du hast so Recht!!! Es ist selten, dass ich Momente habe, bei denen ich keine Lust habe das Buch weiter zu lesen. Bei diesem Buch ist es genauso. Es ist zwar interessant, aber die Umsetzung gefällt mir überhaupt nicht. Aber ein Ende ist in Sicht ….
 
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Literaturhexle

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Du hast so Recht!!! Es ist selten, dass ich Momente habe, bei denen ich keine Lust habe das Buch weiter zu lesen. Bei diesem Buch ist es genauso. Es ist zwar interessant, aber die Umsetzung gefällt mir überhaupt nicht. Aber ein Ende ist in Sicht ….
Danke, Xanaka! Ich schätze dich immer als sehr offene Leserin, die sich auf vielerlei einlassen kann. Es tut mir gut, dass du dieselben Schwierigkeiten hast wie ich. Mir geht es wirklich genauso: ich schlüpfe jetzt in den letzten Abschnitt. Insbesondere der Epilog interessiert mich noch. Im Grunde möchte ich aber einfach fertig werden mit dem Buch:confused:
 
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Sassenach123

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Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Eindrücke sind. Mir gefällt der Roman, mich stört die Erzählung aus der rückwärtigen Perpektive überhaupt nicht. Natürlich ist es kein sprachgewaltiges Epos, aber ich fühle mich beim lesen wohl. Immer wieder interssant wie ein und dasselbe Buch auf verschiedene Leser wirkt;)
 

Renie

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Ich habe schon gar keine Lust mehr, etwas zu diesem Buch zu schreiben. Mir fällt einfach nichts mehr ein. Die Handlung um die Geiselnahme zieht sich wie Kaugummi. Die Figuren bleiben farblos. Sicherlich sind die geschilderten Einzelschicksale bemerkenswert. Aber dennoch vergesse ich sie genauso schnell, wie ich die Namen der meisten Charaktere vergesse und welche Rolle sie in diesem Roman spielen. Mag dieses "Rückwärts(er)zählen" anfangs noch originell gewesen sein (auch wenn es mich überfordert hat), nervt es mich mittlerweile. Ich fühle mich in eine Endlosschleife hineinversetzt und lese über irgendwelche Leute, die ich mir nicht merken kann, die schon wieder in irgendwelchen Besenkammern oder wo auch immer versteckt sind bzw. zum wiederholten Male angeschossen wurden etc. etc. etc.
Es ist selten, dass ich Momente habe, bei denen ich keine Lust habe das Buch weiter zu lesen. Bei diesem Buch ist es genauso. Es ist zwar interessant, aber die Umsetzung gefällt mir überhaupt nicht.
Genauso! Interessantes Thema, aber schlecht umgesetzt.
Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Eindrücke sind. Mir gefällt der Roman, mich stört die Erzählung aus der rückwärtigen Perpektive überhaupt nicht. Natürlich ist es kein sprachgewaltiges Epos, aber ich fühle mich beim lesen wohl. Immer wieder interssant wie ein und dasselbe Buch auf verschiedene Leser wirkt;)
Das stimmt. Du scheinst mittlerweile die Einzige zu sein, die die Fahne hochhält. Schön, dass Du Dir das Buch nicht von uns vermiesen lässt. :)
 

Mamskit

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Janine ist für mich die Person, die wahrscheinlich das Extrembeispiel für alle Abtreibungsgegner ist. Sie hat früher einmal selbst abgetrieben und hat das wahrscheinlich niemals psychisch verkraftet. Nur so kann ich mir ihre extreme Haltung der Klinik und den Frauen gegenüber erklären.
Und wieder Stelle ich mir die Frage wie im 3. Leseabschnitt, warum es in diesem Buch immer um Extrembeispiele gehen muss!? Das Thema ist doch so interessant und vielschichtig, dass man auch mit etwas weniger krassen Lebensgeschichten eine spannende Handlung hätte entwerfen können. Mich macht das im Leseverlauf etwas ungeduldig und genervt
 

Mamskit

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Ich fühle mich in eine Endlosschleife hineinversetzt und lese über irgendwelche Leute, die ich mir nicht merken kann, die schon wieder in irgendwelchen Besenkammern oder wo auch immer versteckt sind bzw. zum wiederholten Male angeschossen wurden etc. etc. etc.
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich wirklich denke, gewisse Szenarien würden sich wiederholen, weil ich einfach vergessen habe, dass die Handlung umgekehrt verläuft. Ich finde das anstrengend.
 

Xanaka

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Und wieder Stelle ich mir die Frage wie im 3. Leseabschnitt, warum es in diesem Buch immer um Extrembeispiele gehen muss!? Das Thema ist doch so interessant und vielschichtig, dass man auch mit etwas weniger krassen Lebensgeschichten eine spannende Handlung hätte entwerfen können. Mich macht das im Leseverlauf etwas ungeduldig und genervt
Ich denke, hier am Beispiel von Janine möchte die Autorin die Verlogenheit der Gesellschaft am konkreten Beispiel festmachen. Denn sie schreibt ja auch die Vermutung, dass viele der Abtreibungsgegner vermutlich auch mindestens einmal abgetrieben haben. Ob es nun das schlechte Gewissen oder ihr schlechtes Gefühl "Gott gegenüber" ist, sie versuchen mit den Aktionen andere Frauen vor diesem Fehler zu bewahren.
 

parden

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So, endlich ist der Abschnitt auch beendet. Der zog sich irgendwie gefühlt wie Kaugummi. Mich verliert der Roman allmählich auch. Ich frage mich die ganze Zeit, weshalb die Autorin sich wohl entschlossen haben mag, die Geschichte rückwärts zu erzählen? Will sie die Spannung aus dem Geschehen nehmen, um den Fokus eindeutig auf die Abtreibungs-Problematik zu lenken? Denn wenn ich im Vorfeld schon weiß (vorausgesetzt, ich konnte mir die Namen merken), dass xy erschossen wurde, bange ich im übernächsten Abschnitt nicht mehr um dessen Leben. Mit mehr Spannung würde mir persönlich der Roman aber besser gefallen. Hm.

Dann ist das Thema rund um die Abtreibung natürlich interessant, aber es ist in der Form doch ein typisches USA-Ding. Für den Staat finde ich den Roman immens wichtig und gut, denn hier wird die Absurdität der Situation für Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen, auf den Punkt gebracht. Die Allgemeingültigkeit der Thematik für andere Länder hält sich dagegen in Grenzen - zumindest in Europa? Das Thema: wann beginnt das Menschsein? finde ich als ethische Fragestellung schon wichtig. Aber ansonsten? Was lese ich da für mich heraus? Dass ich froh bin, eben nicht in den USA zu leben? (War ich vorher auch schon, *grins*).

Jodi Picoult kann schreiben, kann Schicksale näher bringen und berühren. Aber hier sind es auch für mich der Personen zu viele - durch das Bemühen, durch die Vielzahl der Charaktere alle Aspekte und Positionen der Abtreibungs-Frage zu verdeutlichen, geht das einzelne Schicksal verloren - und damit auch mein Interesse an dem Charakter. Hier wäre m.E. weniger mehr gewesen.

Naja, noch ein Abschnitt liegt vor mir - es muss ja noch geklärt werden, wie die Geiselnahme ausgeht. Die Motivation des Amokläufers kann ich übrigens überhaupt nicht nachvollziehen.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich tue mich inzwischen auch ziemlich schwer. Die Geschichte ist nicht langweilig, aber so ein richtiger Lesefluss will bei mir auch nicht aufkommen. Vermutlich sind es für mich auch zu viele Protagonisten. Aber so ganz kann ich nicht benennen, was mich stört.

Ich frage mich die ganze Zeit, weshalb die Autorin sich wohl entschlossen haben mag, die Geschichte rückwärts zu erzählen? Will sie die Spannung aus dem Geschehen nehmen, um den Fokus eindeutig auf die Abtreibungs-Problematik zu lenken?

Das ist zumindest auch meine Vermutung, die ich schon im letzten Abschnitt geäußert habe.

Dann ist das Thema rund um die Abtreibung natürlich interessant, aber es ist in der Form doch ein typisches USA-Ding.

In dem Punkt muss ich widersprechen. Ja, in den USA ist es sicherlich eine emotionaler geführte Diskussion, weil es dort viele Unterschiede zwischen den Staaten und mehr religiöse Fundamentalisten gibt. Aber die Debatte wird nicht nur dort ausgetragen. Man muss da beispielsweise nur mal in die jüngere Vergangenheit unseres Nachbarlandes Polen schauen. So weit weg ist das Ganze von uns nicht.
 
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