Rezension Rezension (5/5*) zu Königskinder: Roman von Alex Capus.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Fabulierfreudig großartig

„Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten beisammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.“ (Volksballade)

Auf einem Schweizer Alpenpass bleibt ein Ehepaar in ihrem Auto im Schnee stecken. Es wird eine lange, kalte und einsame Nacht werden. Doch Max weiß Tina eine Geschichte zu erzählen. Von Jakob dem Kuhhirten, der mit dem Vieh auf der Weide groß geworden ist, von Marie, der Bauerntochter und deren großer unüberwindbaren Liebe am Vorabend der französischen Revolution zu einander.

Alex Capus kann erzählen. Er braucht keine großen Worte, keinen Pathos und keinen Kitsch, um uns in Jakob und Maries Geschichte eintauchen zu lassen. Capus lässt Max zu Tina sagen, dass es keine Rolle spielt, ob eine Geschichte wahr sei, wichtig wäre es nur, dass sie stimmt. Bei dieser Geschichte stimmt alles. Als ob wir dabei wären, das karge und einfache und trotzdem so erfüllende Leben des Kuhhirten zu leben, mit Marie auf den Liebsten zu warten. Wir erleben die Dekadenz am Hofe zu Versailles und riechen dort den Gestank, den kein Puder oder Parfum übertünchen kann. Und immer wieder landen wir im hier und jetzt, bei Max und Tina, die so herrlich um des Kaisers Bart diskutieren können und sich im Großen immer einig sind.

Capus‘ ungemeine Fabulierfreude hat mich, genauso wie schon bei Leon und Louise vollkommen überzeugt.

 
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