Königskinder von Alex Capus - ab 20.05.20

Helmut Pöll

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Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der französischen Revolution, ihren Anfang nahm: Jakob ist ein Knecht aus dem Greyerzerland. Als er sich in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt, ist dieser entsetzt. Er schickt den Jungen erst in den Kriegsdienst, später als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. Dort ist man so gerührt von Jakobs Unglück, dass man auch Marie nach Versailles holen lässt. Eine hinreißende Liebesgeschichte!

In diesem dünnen Büchlein steckt mehr als in so manchem 500-Seiten-Wälzer. #alex capus erzählt unangestrengt und spannend. @kingofmusic - ich habe hier mal eine kleine Leserunde zum Austausch angelegt.
 

kingofmusic

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Wunderbar, lieber @Helmut Pöll - ich danke dir! Ich bin auch bereits auf Seite 70; ich konnte das Buch gestern schwer zur Seite legen, weil es inhaltlich so (wie du ja schon treffend formuliert hast) viel bietet und sich trotzdem relativ leicht lesen lässt. Die zwischendurch eingestreuten "Frotzeleien" von Max und Tina tragen ihren Teil dazu bei :D.
 

kingofmusic

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Was das Buch so stark macht, sind die (zeit-) geschichtlichen Inhalte. So habe ich zum Beispiel gerade etwas über den Ausbruch des Laki auf Island gelesen; eine wirklich weltweit verheerende Geschichte, die ich noch nicht kannte. Auch dass die Schweiz schon in relativ viele kriegerische Handlungen involviert war, ist mir bisher nicht bewusst gewesen. Ich hatte sie eigentlich immer für "neutral" gehalten...
 
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Helmut Pöll

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So habe ich zum Beispiel gerade etwas über den Ausbruch des Laki auf Island gelesen; eine wirklich weltweit verheerende Geschichte
Das fand ich auch extrem interessant. Die Auswirkungen waren ja geradezu unheimlich, schwefelgelber Schnee und in ganz Europa Missernten.

Auch dass die Schweiz schon in relativ viele kriegerische Handlungen involviert war, ist mir bisher nicht bewusst gewesen. Ich hatte sie eigentlich immer für "neutral" gehalten...
Das war mir bekannt. "Neutral" waren sie immer nur als ganzes Land. Ansonsten haben sie in den letzten Jahrhunderten in allen Kriegen mitgemischt und verdient, manchmal auf beiden Seiten gleichzeitig.

Schweizer Landsknechte waren in ganz Europa für ihre Brutalität gefürchtet. Als einzige machten Sie im Krieg grundsätzlich keine Gefangenen, sondern ermordeten alle. In Schweizer Gefangenschaft geraten konnte man also nicht.

https://www.welt.de/geschichte/arti...zer-Fusstruppen-machten-keine-Gefangenen.html

Das hat mein Bild von der friedliebenden Schweiz ein wenig getrübt.

P.S: Alex Capus beschreibt in seinem Buch "Patriarchen" auch einen Züricher Waffenhändler, der vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg beste Geschäfte mit allen Seiten machte, wofür die Briten im 2. Weltkrieg "versehentlich" mal einen Vorort von Zürich bomardierten.
 

kingofmusic

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Danke für den sehr informativen Artikel, @Helmut Pöll ! Wieder eine Wissenslücke geschlossen. Und die Königskinder werden definitiv nicht mein letztes Buch von Alex Capus sein! Habe heute Vormittag mal in das Hörbuch von
Buchinformationen und Rezensionen zu Léon und Louise: Roman von Alex Capus
Kaufen >
reingehört und fand schon allein das 1. Kapitel stark; aber bei Ulrich Noethen kann ja auch nichts schiefgehen :D. Ich werde heute Abend weiterlesen; bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
 

Helmut Pöll

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#alex capus gibt auch einen interessanten Einblick in das Leben der Adligen bei Hofe. Denen scheint ja ziemlich langweilig gewesen zu sein, wenn sie sogar weidende Kühe im Schloßgarten als willkommene Abwechslung betrachtet haben.

Der Autor scheint sich mit seiner Erzählung ziemlich genau an die historischen Abläufe gehalten zu haben. Elisabeth bewohnte tatsächlich das Landgut Montreuil bei Versailles.

https://goo.gl/maps/Djb7YXd9Xg8g4pma8

Ob #alex capus die Geschichte erfunden hat, oder ob es Jakob und Marie wirklich gab? @kingofmusic
 
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kingofmusic

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Denen scheint ja ziemlich langweilig gewesen zu sein, wenn sie sogar weidende Kühe im Schloßgarten als willkommene Abwechslung betrachtet haben.
Ha ha ha, ja diese "Probleme" á la "Hach, mir ist langweilig" möchte ich auch mal haben :D. Da finde ich Elisabeth schon sehr symphatisch, dass sie sich engagiert.

Ob #alex capus die Geschichte erfunden hat, oder ob es Jakob und Marie wirklich gab?
Ich denke schon, dass es sie wirklich gab; klar kann Capus sich das ausgedacht haben, dass man den "Weg" von Jakob im Staatsarchiv nachzeichnen kann, aber warum sollte er in Form von Max immer wieder auf die Authentizität der Geschichte verweisen, wenn es nicht wirklich so wäre?
 

kingofmusic

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Die Beschreibungen von Versailles sind ja lecker...:eek::confused: Da möchte man nicht freiwillig leben bzw. gelebt haben...Ich habe eben übrigens gelesen, dass #alex capus u. a. Geschichte studiert hat; ich gehe also spätestens jetzt davon aus, dass er uns hier eine wahre Geschichte erzählt.
 

kingofmusic

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Ha ha, einiges ändert sich einfach nie:
[zitat]Ich rate zu einer Festanstellung, temporäre Engagements bringen finanziell nichts ein.[/zitat] (S. 128)
Zunächst habe ich gedacht, dass Jakob sich den Grizzly nur einbildet, dann dachte ich an einen Mann in Grizzlykostüm und jetzt sehe ich aber einen Schrank von Mann vor meinen Augen. Ich bin hin und weg von dem Roman :rolleyes::cool:.