Rezension Rezension (5/5*) zu Das Haus am Moor: Kriminalroman (Lyn Harms) von Denzau, Heike.

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Unglaublich spannend

Das erste Kapitel wirft uns sofort in die Geschichte. Drei junge Leute proben eine Entführung, es soll alles wie am Schnürchen klappen. Kathrin scheint die Anführerin des Trios zu sein, schon nach wenigen Augenblicken wird ihre Abgebrühtheit klar.
Das Opfer der Entführung, die fast wie geplant über die Bühne geht, ist der 11jährige Theo, der im Rollstuhl sitzt. Der Vater ist ein reicher Küchenfabrikant. Nicht geplant war, dass das spanische Au Pair in der Nähe ist, kaltblütig ersticht Kathrin das junge Mädchen.
Eine zweite Perspektive erzählt das Geschehen aus Theos Sicht in der Gefangenschaft. Aber er ist nicht allein. Ein unglaublicher Zufall führt zwei Ausreißerinnen in das abgelegene Haus am Moor, eine von ihnen, Jana, kann sich unbemerkt in einer Abseite von Theos Kammer verstecken.
Die dritte Perspektive betrifft die Entführer selbst, die beiden junger Männer werden immer unsicherer, je weiter sich die Situation verschärft, nur Kathrin bleibt kaltblütig.
HK Lyn Harms von der Kripo Itzehoe übernimmt den Fall und ist damit Ansprechpartnerin der Familie, in der seltsame Spannungen herrschen. Die zweite Frau Fahrenkrug war am Unfall beteiligt, der Theo in den Rollstuhl brachte. Theos Bruder scheint seine Stiefmutter mehr als üblich zu verehren.
Während die Zeit nach der Lösegeldforderung immer schneller verrinnt und Lyn unter Zugzwang gerät, kristallisiert sich immer mehr heraus, das die Entführer über detaillierte Informationen aus der Familie verfügen. Zu detailreich und viel zu aktuell für Lyns Geschmack.
Das war ein Krimi zum Nägelknabbern! Unglaubliches Tempo legt Heike Denzau vor und durch die Perspektivwechsel wird das noch verschärft. Die Spannung war von Anfang an sehr hoch, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie sich bis zum Ende noch steigern kann.
Ganz besonders gefiel mir die Beschreibung der Kommissarin, Lyn Harms ist eine moderne berufstätige Frau, gerade erst aus der Elternzeit zurück. Sie lebt mit ihrem Mann in einer Patchworkfamilie. All das fließt in mit in das Buch ein und macht Lyn zu einem starken, prägenden Charakter in diesem Buch. Das findet man viel zu selten in Kriminalromanen, dass den Ermittlern, besonders den weiblichen, eine ganz realistische und moderne Rolle zugestanden wird.
Mit dem neuen Krimi um Lyn Harms hat Heike Denzau wieder ein Meisterstück geliefert. Atemberaubend spannend und ein raffiniert ausgedachter Plot. Chapeau!