Rezension Rezension (5/5*) zu Weine nicht: Roman von Lydie Salvayre.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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49
48
Erschütternd

„[…] daher vertrete er von nun an die Idee einer illusionslosen Utopie – einer Utopie, […] anders gesagt einer unmöglichen, unerreichbaren Utopie, nach der man jedoch unentwegt und bis zum höchstmöglichen erreichbaren Emanzipationsniveau streben müsse.“ (S. 222)

Es gibt ja immer wieder Bücher, die einen nicht „direkt“ anspringen, sondern sich langsam, von hinten heranschleichend, im Leser oder der Leserin verankern und die dann ihre „Beute“ nicht mehr loslassen.

So ging es mir mit „Weine nicht“ der französischen Schriftstellerin Lydie Salvayre. Das mag vornehmlich daran liegen, dass wir es bei vorliegendem Buch nicht direkt mit einem Roman zu tun haben. Es ist eher ein „biografisches durchsetztes Aufklärungsbuch“.

Biografisch deshalb, weil die Autorin, die für dieses Buch im Jahre 2014 mit dem „Prix Goncourt“ ausgezeichnet wurde, die Geschichte ihrer Mutter im Sommer 1936 (dem Beginn des spanischen Bürgerkriegs) zugrunde legt und diese Biografie mit den Erlebnissen des Autors Georges Bernanos auf Mallorca mischt, der seine Erlebnisse in „Die großen Friedhöfe unter dem Mond“ (1938) niederschreibt.

Dadurch kommt es zu einem aus meiner Sicht überragenden Lehrbuch in Sachen „Spanischer Bürgerkrieg“ – ohne auf Vollständigkeit zu pochen. Jedoch bekommt die geneigte Leserschaft einen ziemlich guten Einblick in den Verlauf des Krieges, die verschiedenen Gruppierungen und verfeindeten Lager und die Gräueltaten der Faschisten, die von der katholischen Kirche allesamt „abgesegnet“ und somit öffentlichkeitswirksam geduldet wurden – beispiellos ekelhaft und menschenverachtend.

Es kann nicht genug solche Aufklärungsbücher geben; mögen sie die „richtigen“ Leser*innen erreichen und ein Umdenken stattfinden (siehe Zitat).

5*

©kingofmusic


 

Wandablue

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18. September 2019
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21.192
49
Brandenburg
Die, die es angeht, lesen solche Bücher nie. Vllt aber ihre Nachkommen. Ich habe auch gerade begeistert ein Buch von 2014 von SuB befreit. Es ist so ne Sache mit SuBs ... vllt sind die gar nicht so gut.
 
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