Rezension Rezension (4/5*) zu Die Patientin von Christine Brand.

claudi-1963

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29. November 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Patientin von Christine Brand
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Das Verschwinden von Komapatienten gibt Rätsel auf

<strong>"Lebe so, als müsstest du sofort Abschied vom Leben nehmen, als sei die Zeit, die dir geblieben ist, ein unerwartetes Geschenk." (Mark Aurel)</strong>
Nathaniel und der 4-jährige Silas machen ihren monatlichen Besuch bei Carole Stein Silas Mutter, die seit seiner Geburt im Wachkoma liegt. Nathaniel die Caroles Leben gerettet hat, ist zu Silas großer Stütze geworden. Umso erstaunter sind beide, als plötzlich eine fremde Frau an Caroles Stelle in ihrem Bett liegt. Als zudem Nathaniel dann noch sehr konträre Antworten zum Verbleib von Carole bekommt, ist er sich sicher, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Denn wenn sie gestorben wäre, müsste es doch ein Grab und einen Totenschein geben. Für Nathaniel steht fest, er braucht wieder einmal die Hilfe von Journalistin Milla Nova. Als Milla herausfindet, dass noch weitere Komapatienten verschwunden sind, wittert sie eine große Story. Wird sie Carole und die anderen Komapatienten rechtzeitig finden?

<strong>Meine Meinung:
Passend zum ersten Band, wieder ein recht düsteres Cover. Der Schreibstil war interessant, flüssig, unterhaltsam, spannend, in kurze Kapitel und mehreren Handlungssträngen eingeteilt. Vier Jahre sind seit dem ins Land gegangen, als der blinde Nathaniel seiner damaligen Anruferin zu Hilfe kam und sie unter spannendem Einsatz gerettet wurde. Leider liegt sie seit dieser Zeit im Koma und konnte bis dahin noch nicht einmal ihren Sohn Silas sehen. Doch wenigstens hat sein Pate Nathaniel dafür gesorgt, dass Silas seine Mutter regelmäßig besuchen darf, selbst wenn es den Pflegeeltern bei denen er lebt, so gar nicht passt. Was für eine tragische Geschichte denkt man, doch als dann Carole verschwunden ist und das Verwirrspiel zwischen Leben und Tod beginnt, wird es immer interessanter. Der Autorin ist hier eine wieder tolle Geschichte gelungen, selbst wenn mich manches an den Film <em> "Fleisch" </em> aus dem Jahr 1979 erinnert. Doch tragischerweise hat sie diesmal Nathaniel etwas blass erscheinen lassen, der doch gerade in ihrem Debüt so geglänzt hat. Ich war natürlich darauf gefasst, dass er auch hier wieder der strahlende Held sein wird. Stattdessen hat sie die flippige, unstete Journalistin Milla Nova hier groß herausgebracht, was ja ebenfalls ganz in Ordnung ist. Nur leider mag ich Millas Wankelmütigkeit in Sachen Privatleben überhaupt nicht. Deshalb fehlte mir Nathaniel, der gerade als Blinder sehr viel mehr tun kann, was viele nicht wissen. Und genau das war es, was mich an ersten Band so fasziniert hat. Das Erlebnis, das ein blinder Mensch nicht abgeschrieben ist, sondern im Gegenteil sogar jemandem helfen kann. Diesmal hingegen wirkte er für mich eher wie ein Blinder, verloren, einsam und unfähig irgendetwas zu bewirken. Selbst am Ende fragte ich mich, warum ist er da Milla zu Hilfe geeilt? Nein das war nicht mein Held vom letzten Mal. Ich denke, die Autorin wird sich gut daran tun wieder Nathaniel mehr in den Vordergrund zu rücken, den ich glaube, das ist das, was der Leser erleben möchte. Ich will einen starken blinden Helden, der die meiste Zeit sein Leben im Griff hat. Da darf er sich dann ruhig auch mal überfordern und zu viel zumuten. Was ich hingegen nicht möchte, ist ein zerbrechlicher Nathaniel, der sich nichts mehr zutraut, wie es teilweise hier der Fall ist. Gefreut hat mich, dass ich erfuhr, was mit Carole inzwischen passiert ist. Ich würde mir wünschen, weiterhin wenigstens ein wenig zu erfahren, wie es mit Silas weitergeht. Krass ist hingegen die Geschichte um die Unsterblichkeit und das Einfrieren von Verstorbenen (Kryonik), um sie später wieder zum Leben zu erwecken und zu heilen. Für mich eine Sache, die ich nach wie vor nicht nachvollziehen kann. Selbst wenn es diese Möglichkeit heute schon gibt, erscheint sie mir immer noch utopisch. Jedenfalls wünsche ich mir weitere Krimis mit Nathaniel und Milla Nova und vergebe diesmal nur 4 von 5 Sterne.<strong>

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