Rezension Rezension (5/5*) zu Meine Schwester, die Serienmörderin: Roman von Oyinkan Braithwaite.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Scharfkantig

Korede hat einen guten Job als Krankenschwester. Sie ist gebildet, intelligent, mit sehr wachem Verstand. Fleißig und akkurat. Ein bisschen verliebt ist sie in Tade, den attraktiven Arzt auf ihrer Station. Ihre geheimen Sorgen und Wünsche erzählt sie Muhtar, einem Patienten der im Wachkoma liegt. Koredes Leben könnte so einfach sein. Wenn da nicht ihre Schwester wäre, Ayoola. Die süße sexy Ayoola, die alle um den Finger wickelt. Und die Männer ermordet, die es gewagt haben mit ihr eine Beziehung einzugehen.
Oyinkan Braithwaite ist ein neue, erfrischend andere Stimme im Krimigeschehen. Die nigerianische Autorin schreibt weit entfernt vom Mainstream und bei genauerem Hinsehen auch viel mehr als nur einen Kriminalroman. Nahezu beiläufig, emotional distanziert lässt sie Korede erzählen, von der männlichen Vorherrschaft, von patriarchalen Strukturen, von väterlicher Gewalt. Es ist nicht leicht in Nigeria für eine gebildete Frau in diesem maskulinem Universum zu bestehen. Und Korede erzählt von ihrer ungesunden Beziehung zu ihrer Schwester. Schon von Kindheit an war es Korede, die sich um Ayoola kümmern musste, die Verantwortung übernahm, hinter ihr aufräumte.
„Ich bin immer auf ihrer Seite. Es ist nur so, dass…sie hat viele Seiten. Nicht alle davon sind so hübsch wie die, die du siehst.“, versucht Korede sich zu erklären. Doch je mehr sie versucht, vor Ayola zu warnen, umso weniger schenkt man(n) ihr Glauben, legt es ihr als Eifersucht oder Bösartigkeit aus. Es ist Koredes Geradlinigkeit, ihr schwarzer Humor, ihre scharfen Kanten, an denen man sich reibt. Scharfkantig ist sie, wie ein süßsaures Drop, an man sich die Zunge aufreißt und trotzdem mehr davon will.



 

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