Rezension Rezension (3/5*) zu Marta schläft: Thriller von Hausmann, Romy.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Buchinformationen und Rezensionen zu Marta schläft: Thriller von Hausmann, Romy
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Nadja hat Angst

An einer kleinen Tankstelle an der Autobahn erleidet Nadja eine Panikattacke. Sie will sich nicht helfen lassen, hat Angst verfolgt zu werden. Macht sich eilig davon. Sie hat eindeutig etwas zu verbergen. Was ist es, was Nadja so in Schrecken versetzt?
So beginnt „Marta schläft“, der neueste Thriller aus der Feder von Romy Hausmann. Auf mehreren Ebenen lässt uns die deutsche Autorin, die für ihren Debütroman „Liebes Kind“ den Crime Cologne Award 2019 erhielt, eintauchen in eine Welt von Gewalt, Schuld und Angst. Es ist einerseits Nadjas Geschichte, die mit einer tristen Kindheit und Jugend in einer polnischen Kleinstadt beginnt, in einer desolaten Familie, die Mutter Prostituierte, der Vater unbekannt. Und mit einem Verbrechen endet. Einziger Lichtblick Nadjas war ihr kleiner Bruder, ihr „Engel“, dem sie später unzählige Briefe schreibt. In der Gegenwart angelangt befindet sich Nadja nun in einer absurden und gefährlichen Situation. Aufgrund ihrer Vergangenheit bietet sie sich geradezu an als perfekter Sündenbock und Opfer gleichermaßen.
Nadjas Geschichte ist nicht der einzige Strang in diesem Thriller. Wir lernen auch Nelly kennen. Eine junge Frau mit einem Faible für Film Noir Klassiker (insbesondere “Gefährliche Begegnung“ von Fritz Lang), deren Beziehung zu einem verheirateten Mann zu ihrem Schicksal wird. Lange Zeit fragte ich mich, warum Romy Hausmann uns diese Geschichte erzählt. Die eigentliche Antwort bekommt man ganz zum Schluss, Die Szene würde in einem Film, beiläufig im Abspann gut wirken. Fast zu spät für mich, da war der Sack schon zu.
Vielleicht sollte man bei diesem Buch einfach nicht den Klappentext lesen. Ich finde, dieser verrät fast zu viel vom Buch. Worauf die Geschichte hinauslaufen soll, ist leicht zu erraten.
»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.« Mir hätte es große Freude bereitet, wenn dies das Hauptthema des Buches gewesen wäre. Ein Anwalt, Ankläger und Richter in einem, ein bedrohlicher Schauprozess hinter verschlossenen Türen. Mir kam das zu kurz in diesem Buch. Außer einer brutalen Befragung und anschließender wirrer Verfolgungsjagd kam nicht viel heraus. (Fast unfreiwillig komisch fand ich, dass Nadja den äußerst aggressiven und völlig durchgeknallten „Strafverfolger“ in ihren Gedanken immer noch „Herr…“ nannte. Ernsthaft?). Und als sich die Szene von vorhersehbar zu unerwartet, aber ziemlich unglaubwürdig wendete, dachte ich nur noch: „Echt jetzt!?“
In diesem Buch gibt es viele gefährliche Begegnungen mit tödlichem Ausgang. Ein verworrener Plot, Liebesbeziehungen, Eifersucht, fatale Frauen und Leichen im Kofferraum waren mir für einen „crime noir“ zu wenig. Psychothriller, Milieustudie… zu viel von allem. Irgendetwas blieb hier zwangsläufig auf der Strecke.