Rezension Rezension (4/5*) zu Eine Liebe, in Gedanken: Roman von Kristine Bilkau.

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
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Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Nicht restlos überzeugt

Da mich Kristine Bilkaus Debüt „Die Glücklichen“ so begeistert hat, war ich neugierig auf ihren zweiten Roman. Doch leider hat mich das Buch nicht völlig überzeugt.
Die Geschichte beginnt vielversprechend. Wir sind in den frühen 1960er Jahren. Antonia, eine junge, selbstbewusste Frau, hat sich aus ihrem lieblosen Elternhaus befreit und in der Stadt ein eigenständiges Leben aufgebaut. Da lernt sie Edgar kennen und die beiden werden ein Paar. Sie träumen von einer gemeinsamen Zukunft. Als Edgar für seine Firma in Hongkong eine Zweigstelle aufbauen soll, sieht Toni darin eine Chance für beide. Sie will ihm nachfolgen, sobald Edgar dort richtig Fuß gefasst hat. Doch das versprochene Flugticket lässt auf sich warten. Immer wieder vertröstet Edgar die junge Frau, die schon ihre Arbeitsstelle aufgegeben und ihre Wohnung gekündigt hat. Doch deren Geduld ist nach über einem Jahr vorbei. Antonia löst die Verlobung und geht ihren eigenen Weg. Der ist nicht immer einfach. Zwei Ehen scheitern, vielleicht weil im Hintergrund immer Edgars Schatten steht.
In einem zweiten Erzählstrang nimmt 50 Jahre später Antonias Tochter, nach dem Tod der Mutter, Kontakt zu Edgar auf. Sie möchte wissen, woran diese Liebe damals gescheitert ist. Aber auch nach der Begegnung bleibt die Frage offen.
Gefallen hat mir die Figur der Antonia. Sie ist eine starke Frau, die weiß, was sie will; die lieber intensiv lebt, auch wenn sie dabei öfter verwundet wird. Ihre Träume und Vorstellungen entsprechen nicht dem damaligen Frauenbild. Freiheit und Selbstbestimmung sind ihr bis zum Ende wichtig.
Und hier beginnt meine Kritik. Die Liebesgeschichte wirkt auf mich nicht sehr glaubwürdig. Was verbindet Toni mit Edgar, diesem etwas farblosen Mann, der zögerlich und unentschlossen wirkt?
Gelungen wiederum ist der zweite Erzählstrang, in dem die Tochter nach Antworten sucht und dabei eine Nähe zur verstorbenen Mutter findet. Gleichzeitig reflektiert sie über die Beziehung zu ihrer eigenen, fast erwachsenen Tochter.
Kristine Bilkau thematisiert in ihrem Roman verschiedene Fragen: Was ist eine erfüllte Liebe? Woran scheitert eine große Liebe und wie lebt es sich weiter nach einer herben Enttäuschung?
„Eine Liebe, in Gedanken“ ist , mit kleinen Abstrichen, ein lesenswerter und unterhaltsamer Roman, der dem Leser Raum lässt für eigene Reflexionen.


 

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