Rezension Rezension (4/5*) zu Manhattan Beach: Roman von Jennifer Egan.

RuLeka

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30. Januar 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Manhattan Beach: Roman von Jennifer Egan
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Eine starke Frau in einer historisch interessanten Zeit

Die 1962 geborene amerikanische Schriftstellerin Jennifer Egan hat schon mehrere Bücher veröffentlicht, Erzählungen wie Romane. Für ihr Buch „Der größere Teil der Welt“ erhielt sie 2011 den Pulitzer Prize. „Manhattan Beach“ ist ihr neuester Roman.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge selbstbewusste Frau, Anna Kerrington, die trotz massiver Schwierigkeiten ihren Weg geht. Aufgewachsen während der Weltwirtschaftskrise lebt sie mit ihren Eltern und ihrer behinderten Schwester in New York. Als Kind begleitet sie oft ihren Vater bei diversen Botengängen, die er für die Mafia erledigt. Dabei lernt sie auch Dexter Styles kennen, eine Unterweltgröße. Einige Jahre später verschwindet der Vater spurlos. Mittlerweile befindet sich Amerika im Krieg, wir haben das Jahr 1942. Anna verdient den Lebensunterhalt für sich, ihre Mutter und die Schwester bei der Arbeit auf einer Werft für Kriegsschiffe. Doch ihr großer Traum ist es, Taucherin zu werden. Eine Unmöglichkeit als Frau, so etwas gab es bisher nicht. Doch unbeirrt verfolgt Anna ihr Ziel und schafft es tatsächlich, sich durchzusetzen in dieser Männerdomäne. Gleichzeitig ist sie noch immer auf der Suche nach ihrem geliebten Vater und trifft dabei wieder auf Dexter Styles.
In zwei anderen Erzählsträngen verfolgen wir den Lebensweg des Vaters von seiner Kindheit bis zu den Erlebnissen im Krieg. Hierbei erfahren wir auch die Hintergründe für sein Verschwinden. Außerdem erzählt uns die Autorin vom Aufstieg und Ende des Gangsterbosses Dexter.
Viel Stoff für einen Roman. Aber Jennifer Egan gelingt es diese drei Erzählstränge zu einer Einheit zu verbinden.
„Manhattan Beach“ ist zum einen eine Emanzipationsgeschichte und beleuchtet dabei die Rolle der Frauen während des Zweiten Weltkriegs. Da viele Männer im Erwerbsleben fehlten, übernahmen Frauen deren Platz in Betrieben und typischen Männerberufen. So nutzt Anna also die Chance, die der Krieg ihr bot.
Gleichzeitig ist der Roman ein anschauliches Gesellschaftsbild von New York zu dieser Zeit. Atmosphärisch dicht beschreibt die Autorin das private Leben der Armen und der Reichen, die Situation auf dem Arbeitsplatz, aber auch die Stimmung in den Bars und Clubs. Die ausführliche Recherchearbeit, die Jennifer Egan geleistet hat, merkt man dem Buch an. Die Tätigkeit auf der Werft, das harte Leben der Taucherwelt ist ungeheuer plastisch geschildert.
„Manhattan Beach“ ist ein spannender, sprachlich gelungener und episch erzählter Roman mit glaubhaften Figuren.