Ich habe diesen Roman gelesen, weil ich Baujahr 1965 bin und in Düsseldorf und Umfeld aufgewachsen bin. Daher habe ich mir ein originalgetreues Bild dieser Zeit versprochen sowie einen Haufen Lokalkolorit. Und hier muss ich sagen, dass meine Erwartungen voll erfüllt worden sind. Tatsächlich war ich sogar ein bisschen überrascht, dass der Fokus auf dem Umgang mit der Nazizeit und dem 2. Weltkrieg lag. Hier ist mir einiges bewusst geworden, das ich selbst erlebt habe. Ich war zwar noch ganz klein. Aber die Einstellung der Menschen, was den Umgang mit der Vergangenheit angeht sowie die Spießigkeit und die eigenartigen Moralvorstellungen haben bis in die 70er Jahre angehalten. Auch für mich war das Tragen von Nietenhosen eine Besonderheit und "Il Silenzio" wurde auch bei uns gehört. Unser Nachbar war ein kriegsversehrter Hobbyjäger (ein-armig), mit 3 Kötern (von denen einer bissig war: die Narbe habe ich heute noch), der seine Familie dominiert hat. Nur seinen rebellischen und langhaarigen Sohn hatte er nicht im Griff. Der hat die Brutalität des Alten irgendwann nicht mehr ertragen, ist abgehauen und war somit für den Alten gestorben.
Aber lassen wir meine Nachbarschaft aus meiner Kindheit ...
Die Qualität des Krimis kann ich schwer beurteilen, da alles andere für mich im Vordergrund stand. Ich weiß nur, dass ich das Buch verschlungen habe, was eher auf den Vergangenheitsaspekt als auf die kriminale Spannung zurückzuführen ist.
Sprachlich hatte der Roman Schwächen. Ich bin über viele Ausdrucksweisen gestolpert, die man weder in der damaligen Zeit noch in der Altersklasse desjenigen, der sie verwendet hat, gefunden hätte.
Insgesamt werde ich dem Roman ganz subjektive 4 Sterne geben.