Dabei muss man bedenken, dass dieser Roman 1956 erschienen ist. Da herrschte ein völlig anderes Gesellschaftsbild als heute.Das ist ein sehr einfaches und konservatives Weltbild, das David hier von sich gibt und das ich ihm so nicht zugetraut hätte, das aber dann doch tief drin sitzt in seinem Denken und Wollen.
Ja, mein positives Bild von James Baldwin ist durch diesen Roman stark ins Rutschen gekommen. War er da so in seiner Zeit verwurzelt, dass Befreiung nur ein Thema für Männer ist? Erstens haben die männlichen Figuren im Roman ein schreckliches Frauenbild, es geht immer nur um ihre Befindlichkeiten , ob dabei Gefühle von Frauen verletzt werden, ist zweitrangig. Und die Frauen im Roman sind, wie Du schreibst, auch so auf Männer fixiert , dass ein eigenständiges Leben ohne Mann undenkbar scheint.Ich habe massive Schwierigkeiten mit dem Frauenbild, das Baldwin hier vermittelt. Erst haben wir eine Frau als Opfer: Damit meine ich die Dame, an der David ausprobiert hat, ob er bei den Damen noch seinen Mann stehen kann. Ich glaube, das war in einem der vorherigen Abschnitte und ich habe ihren Namen vergessen. Ich kann mich nur an eine Amerikanerin erinnern, die scheinbar in Paris gestrandet ist und sich von Männern ausnutzen lässt (also David).
Dann gibt es hier Prostituierte als Randfiguren bzw. Frauen, die es brauchen, vermöbelt zu werden.
Und dann haben wir Hella, die zuerst meine Hoffnungsträgerin war, die sich aber bei näherer Betrachtung als Enttäuschung erweist. Dieses Streben nach Hausfrauentum ist übel. Auch sie will sich über einen Mann definieren und sieht es als höchstes Ziel einer Frau an, für das Wohlergehen eines Mannes zu sorgen. Bestenfalls will sie an der Seite eines Mannes stehen, würde sich aber auch mit ein zwei Schritten hinter ihm begnügen.
Baldwin ist ein begnadeter Schriftsteller, was seinen Sprachstil und das Vermitteln von Stimmungen angeht. Aber dieses Frauenbild, das er zeichnet, nehme ich ihm übel. Das kann er doch nicht wirklich gemeint haben. Er, der unter der Diskriminierung in seiner Heimat litt, hat kein Problem damit, Frauen zu diskriminieren. Meine Güte!
Sorry, ich schreibe mich gerade in Rage.
Das kann ich gut verstehen. D. nutzt die Frauen aus,u mit aller Macht seine angebliche Männlichkeit zu verteidigen. Zu diesem klischeehaften Bild von Männlichkeit und Weiblichkeit gehört wohl: Mann verdient Geld, Frau ist Hausfrau und Mutter. Nicht nur D. scheint in solchen Schablonen zu denken, auch Hella (D. hat Angst Gs. Mädchen zu werden).Ich habe massive Schwierigkeiten mit dem Frauenbild, das Baldwin hier vermittelt. Erst haben wir eine Frau als Opfer: Damit meine ich die Dame, an der David ausprobiert hat, ob er bei den Damen noch seinen Mann stehen kann. Ich glaube, das war in einem der vorherigen Abschnitte und ich habe ihren Namen vergessen. Ich kann mich nur an eine Amerikanerin erinnern, die scheinbar in Paris gestrandet ist und sich von Männern ausnutzen lässt (also David).
Dann gibt es hier Prostituierte als Randfiguren bzw. Frauen, die es brauchen, vermöbelt zu werden.
Und dann haben wir Hella, die zuerst meine Hoffnungsträgerin war, die sich aber bei näherer Betrachtung als Enttäuschung erweist. Dieses Streben nach Hausfrauentum ist übel. Auch sie will sich über einen Mann definieren und sieht es als höchstes Ziel einer Frau an, für das Wohlergehen eines Mannes zu sorgen. Bestenfalls will sie an der Seite eines Mannes stehen, würde sich aber auch mit ein zwei Schritten hinter ihm begnügen.
Baldwin ist ein begnadeter Schriftsteller, was seinen Sprachstil und das Vermitteln von Stimmungen angeht. Aber dieses Frauenbild, das er zeichnet, nehme ich ihm übel. Das kann er doch nicht wirklich gemeint haben. Er, der unter der Diskriminierung in seiner Heimat litt, hat kein Problem damit, Frauen zu diskriminieren. Meine Güte!
Sorry, ich schreibe mich gerade in Rage.
Da muss ich dir Recht geben. Man vergisst so leicht dass, diese klischeehaften Vorstellungen von Mann und Frau noch gar nicht so lange zurück liegen...eigentlich nur eine Generation.Das Buch ist 1956 zum ersten Mal erschienen. Habt ihr euch mal Werbungen aus dieser Zeit angeschaut? Als gesellschaftlicher Allgemeinplatz war es das Ziel der (Haus-)Frauen, ihren Männern das Leben angenehm zu gestalten. Sie durften ohne Zustimmung des Gatten nicht arbeiten gehen und Autofahren war auch ein Thema, weil man sie gemeinhin als weniger intelligent ansah...
Ich finde das Frauenbild auch furchtbar, man muss es aber vor dem Hintergrund der Zeit bewerten und nicht mit heutigen Maßstäben
Da kann ich Dir nur bedingt zustimmen. Sicherlich muss man das Bild der Frau im Kontext der damaligen Zeit sehen. Das macht es aber nicht richtiger. Und gerade bei einem Intellektuellen wie Baldwin, der ebenfalls mit Rollenklischees zu kämpfen hatte, hätte ich mir mehr Distanz zu diesen Ansichten erhofft.Das Buch ist 1956 zum ersten Mal erschienen. Habt ihr euch mal Werbungen aus dieser Zeit angeschaut? Als gesellschaftlicher Allgemeinplatz war es das Ziel der (Haus-)Frauen, ihren Männern das Leben angenehm zu gestalten. Sie durften ohne Zustimmung des Gatten nicht arbeiten gehen und Autofahren war auch ein Thema, weil man sie gemeinhin als weniger intelligent ansah...
Ich finde das Frauenbild auch furchtbar, man muss es aber vor dem Hintergrund der Zeit bewerten und nicht mit heutigen Maßstäben
Ich habe massive Schwierigkeiten mit dem Frauenbild, das Baldwin hier vermittelt.
ich habe ihren Namen vergessen.
Und dann haben wir Hella, die zuerst meine Hoffnungsträgerin war, die sich aber bei näherer Betrachtung als Enttäuschung erweist.
Na ja, das ist die Analyse von Giovanni - und von daher mit ein bisserl Vorsicht anzugucken.sein Selbstbild ausmacht : ein reiner, unschuldiger, nicht von Leidenschaft getriebener durchschnittlicher amerikanischer Mann zu
Absolut. Lebenslügen sind immer tragisch.Ich fand D. Verhalten tragisch.
Und gerade bei einem Intellektuellen wie Baldwin, der ebenfalls mit Rollenklischees zu kämpfen hatte, hätte ich mir mehr Distanz zu diesen Ansichten erhofft.
Dieses Liebesgejammer war mir persönlich etwas zu lang, brachte es im Kern nichts Neues mehr und war von daher vorhersehbar.
aber dann bringe ich die Beschreibung Baldwins im Klappentext (Ikone der Gelichberechtigung..)so gar nicht mit dem hier gezeichneten Frauenbild zusammen. Ist es wirklich Baldwins Meinung? Oder ist es die Meinung seines Personals?Ich finde das Frauenbild auch furchtbar, man muss es aber vor dem Hintergrund der Zeit bewerten und nicht mit heutigen Maßstäben
Ich fand gerade auch am Schluss sehr viel Pathos, was mich gar nicht anspricht. Giovannis "hezzerreißende" Geschichte über das Mädchen und das totgeborene Kind. Hellas "lass mich nur einfach eine Frau sein, Nimm mich..." Finde ich eigentlich nur schmachtig.IWas sich dann zwischen David und Giovanni abspielt, ist dem sehr ähnlich, was in heterosexuellen Beziehungen auch stattfindet, wenn einer stärker involviert ist als der andere. Dieses Liebesgejammer war mir persönlich etwas zu lang, brachte es im Kern nichts Neues mehr und war von daher vorhersehbar.
Ich möchte glauben, dass es nicht Baldwins Meinung ist, sondern die seiner Protagonisten. Ich denke das Buch ist auch geschrieben um zu zeigen wie es NICHT sein soll. Die Protagonisten haben ein chauvinistisches Weltbild verinnerlicht inklusive Frauenverachtung. Das führt aber zwangsweise zu Selbsthass, denn sie können nie dem Männerbild gerecht werden.aber dann bringe ich die Beschreibung Baldwins im Klappentext (Ikone der Gelichberechtigung..)so gar nicht mit dem hier gezeichneten Frauenbild zusammen. Ist es wirklich Baldwins Meinung? Oder ist es die Meinung seines Personals?
...er entscheidet sich für das, was sicherer und einfacher ist. Für das, was üblich und „normal“ ist. Aber es ist nicht nur eine rationale und berechnende Entscheidung. Er glaubt auch immer wieder an seine Liebe zu Hella. Um im nächsten Moment wieder verunsichert zu sein und an seine Liebe zu Giovanni zu glauben. Letztlich spielt sich in seinem Inneren bis zuletzt eine Tragödie ab.In diesem Abschnitt wird auch deutlich, warum David sich so problemlos für Hella entschieden zu haben scheint. Sie repräsentiert ein Zukunftsbild, das passt: Familie, Kinder, eine klare Rollenverteilung. Das ist ein sehr einfaches und konservatives Weltbild, das David hier von sich gibt und das ich ihm so nicht zugetraut hätte, das aber dann doch tief drin sitzt in seinem Denken und Wollen. Für alles das steht Giovanni eben nicht. er ist das dunkle Zimmer, die durchtrunkenen Nächte in fragwürdiger Begleitung, halbseidene Freunde. Dann doch lieber Hella und den Schmerz über das Verlorene. Kann das ein Leben lang halten?