Ich wage es kaum zu schreiben. Aber dieses Zusammenspiel der 3 Protagonisten war für mich nicht so interessant wie für Euch. Diese Dreier-Konstellation war gut gemacht und psychologisch ausgefeilt. Aber dennoch habe ich die Beziehung der drei Personen zueinander nicht als etwas Besonderes empfunden: 2 Männer, die eng befreundet sind und eine Frau, die sich erst für den einen, dann den anderen entscheidet und Schluss ist's mit der Freundschaft. Aus diesem Stoff sind schon viele Romane entstanden.
Für mich standen andere Dinge im Vordergrund. Ich werde den Verdacht nicht los, dass Swift seinen Roman wie die Zaubershow in Brighton aufgezogen hat. Und das ist mein Problem. Um diesen Gedanken zu verifizieren müsste ich den Roman nochmal lesen. Hier nenne ich ein paar Punkte, warum sich diese Idee bei mir eingeschlichen hat:
- der Titel (der englische, nicht der deutsche)
- diese krassen Wechsel in Perspektive und Zeitebene haben etwas von "Vorhang zu, Vorhang auf, der nächste Künstler hat seinen Auftritt)
- bei einer dieser altmodischen Zaubershows, kennt man die einzelnen Tricks (Kartentricks, Tauben, zersägte Jungfrau). Das ist ähnlich mit der Handlung in diesem Roman. Man weiß, wo die Reise hingeht. Schließlich war gleich früh am Anfang klar, dass Ronnie auf der Strecke bleiben wird. Nur das wie, war nicht bekannt (wie bei einem Zaubertrick: man weiß, dass die Jungfrau am Ende zersägt sein wird, aber wie der Zauberer es gemacht hat, wissen nur die Wenigsten)
- Und dann bin ich zum Schluss über Farben gestolpert: Schwarz und Weiß. Wenn ich an diese Farben denke, sehe ich den Frack und Zylinder eines Zauberers vor mir. Der Zauberstab ist doch auch schwarz-weiß, oder? Evie heißt mit Mädchennamen "White"; ihr Kostüm ist weiß; Pablos Augen sind schwarz (darauf wird mehrfach hingewiesen); die weißen Taschentücher und natürlich die weiße Taube.
Letztendlich bin ich mir aber nicht sicher. Vielleicht überinterpretiere ich auch. Ich möchte aber gern glauben, dass Swift seinen Roman als Zaubershow angelegt hat. Denn das hat für mich die Faszination dieses Romans ausgemacht. Und schließlich ist Swift Booker Prize Gewinner. Der müsste doch so etwas können.