Ich habe mir auf den wenigen Seiten schon ganz viel angestrichen und auch das ein oder andere ins Buch geschrieben – "Wirst du dafür nicht gesteinigt?!", fragt mein Mann...
Auf den ersten Seiten dachte ich mir schon: mein Gott, dieser Autor kann Dinge unglaublich prägnant und klar ausdrücken. Ganz einfache Bilder, wie "das Ticken eines sich drehenden Rads in einer ansonsten totenstillen Wohnung" haben in meinen Augen unheimlich viel Tiefe. Oder dass sie eine Stunde lang heult, weil das Lesezeichen aus seinem letzten Buch gefallen ist.
Aber man merkt auch direkt: in dieser Beziehung zwischen Amber und Matthias war nicht alles harmonisch. Sie ist "sehr vorsichtig", ihn nicht zu verärgern, fragt man sich: was verbirgt sich da? In unheimlich vielen Sätzen schwingt seinerseits eine sehr passiv-aggressive Art mit. "Jetzt tust du wieder so", "Du willst mich davon abhalten", "Das musst du mir jetzt ankreiden" usw. Ein echtes Gleichgewicht scheint es nicht zu geben, sie ist diejenige, die alles repariert und anpackt, während er von einem Luftschloss zum nächsten springt. Amber und Matthias hatten komplett gegensätzliche Persönlichkeiten, wahrscheinlich hätte es beiden gut getan, sich vom anderen ein bisschen abzuschauen.
An einer Stelle klang es für mich so, als habe er möglicherweise Depressionen gehabt, als sie sagt "Mir war manchmal bange vor diesem Winkel seiner Gedanken".
Bei der Episode mit dem Hund dachte ich mir erst: was für eine Art und Weise, Quentin als Charakter einzuführen! In der Annahme, es handle sich um seinen Hund, habe ich ihn abgestempelt, wie auch die Besitzerin des Hündchens...
Die Episode, als Amber mit der Besitzerin geht und mit ihr über den Mann und über Matthias spricht, zeigt, dass Trauer vielleicht das universellste menschliche Gefühl ist... Ich hoffe, dass diese Frau noch eine größere Rolle spielen wird.
Doppelt angestrichen habe ich mir "Pessimisten gab es genug, damals schon. Es wurde normal, jemanden, der anderen helfen möchte, Gutmensch zu nennen, während sich eine immer größer werdende Gruppe ängstlicher Menschen hinter die schimpfenden Schwarzseher scharte, weil die am Ende nur recht haben können: Denn eines Tages muss ja etwas schiefgehen, und bis dahin können sie sagen: »Warte mal ab!«, und das ist dann nicht zu widerlegen."