Rezension Rezension (4/5*) zu Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat: und andere seltsame Geschichten .

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.869
7.759
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Der Unterschied der Kulturen...

Seit beinahe vierzig Jahren lebt Rafik Schami nun schon in Deutschland, seinen staunenden und kritischen Blick auf den deutschen Alltag hat er dabei nicht verloren. Unnachahmlich charmant erzählt er in den teilweise erstmals veröffentlichten Erzählungen aus den Jahren 1990 bis 2010 von den Deutschen und ihren sprachlichen Eigenheiten, wundert sich über die unerschütterliche Konsequenz, mit der deutsche Gäste bei Einladungen selbst gemachten Nudelsalat mitbringen, muss erfahren, dass ein Kaufhaus kein Basar ist, verrät, warum er kein Amerikaner wurde, und schließt – beinahe – Freundschaft mit der sprechenden Stubenfliege Subabe. - Neue, unveröffentlichte und bearbeitete Erzählungen aus den Jahren 1990 bis 2010.

Folgende Geschichten finden sich in dem Buch:

Warum wir keine Amerikaner wurden
Erinnerst du dich?
Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat
Der Leichenschmaus
Entspannung in Frankfurt
Von echten und unechten Deutschen
Vaters Besuch
Warum ist ein Kaufhaus kein Basar?
Eine Germanistin im Haus erspart den Psychiater
Schulz plant seine Entführung
Der geborene Straßenkehrer
Mein sauberer Mord
Eine Leiche zu viel
Der Libanese
Subabe
Eine harmlose Lesung
Der letzte Zettel
Gottes erster Kriminalfall
Einmal Kairo und zurück
Das Buch der Zukunft

Dass Rafik Schami Geschichten erzählen kann, weiß ich bereits durch einige seiner Romane. Kurzgeschichten aber sind anders, und ich war gespannt, ob mich der syrische Autor auch damit überzeugen würde können.

Wie immer bei einer Sammlung von Kurzgeschichten traf nicht alles meinen Geschmack. Aber Rafik Schami bewies auch hier, dass er schreiben kann. Mit einem großen Zwinkern schildert er hier Begegnungen und Ereignisse, die mit seinem eigenen Leben verbunden sind - oder die ihm erzählt wurden.

Ganz in der Tradition eines orientalischen Märchenerzählers verwebt er hier langjährige Beobachtungen mit eigener Fantasie zu einer unterhaltsamen Geschichtensammlung. Der Unterschied zwischen der deutschen und der arabischen Kultur zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die meisten der Geschichten. So legt Rafik Schami beispielsweise dar, weshalb ein Freund von ihm auf arabisch leben, aber auf deutsch sterben wollte.

Gefallen hat mir in jedem Fall, dass sich der Autor zwar von mancher Eigenart, Gewohnheit oder Redensart der Deutschen irritiert zeigte, dabei aber nie seine wohlwollende Haltung ablegte. Sowohl das Arabische als auch das Deutsche bieten offenbar genug Stoff für immer wieder neue Erzählungen, und beide Kulturen bieten durch die Lupe Rafik Schamis gesehen aureichend Anlass zum Staunen und zum Schmunzeln.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch den reizvollen Titel, und meine Erwartungen wurden erfüllt. Vielleicht kein Highlight, aber doch anerkennende 3,5 Sterne, die ich gerne aufrunde...


© Parden

 

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