2. Leseabschnitt: Kapitel 14 bis 30 (S. 78 bis 161)

Literaturhexle

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2. April 2017
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Leider hat meine Freude am Roman spürbar nachgelassen. Zu plump und stereotyp sind Dialoge, Handlung und Schauplätze.
Es werden "Bockscheine" geprüft, Schäfer rastet im Angesicht eines widerborstigen Zuhälters aus und bringt ihn fast um. Das erscheint wie Routine. Rechtliche Bedenken werden weg gewischt. Abends gibt es zur Entspannung einen Porno auf dem Revier.... Thomas soll das Rauchen anfangen, weil ihn das älter macheo_O.
Die Episode beim Griechen, wo die Erpressung nachgewiesen werden sollte, empfand ich als überflüssig. Wahrscheinlich musste Otto Müller eingeführt werden, der später in der Kneipe wieder auftaucht und Thomas mitteilt, dass er etwas gut bei ihm habe- "wegen der normalen Behandlung".

Ebenso platt der Besuch bei der einflussreichen Familie Söhnlein. Offensichtlich kuschen die Eheleute vor Strobel, Thomas wird aber im den Garten geschickt und nicht für voll genommen. Ich vermute, dass das etwas mit ihrem (vermutlich behinderten) Sohn Oskar zu tun hat. Der hätte eigentlich nicht dort sein sollen....

Müller beteuert Thomas gegenüber, kein Erpresser zu sein, was er aber nicht glaubt. Das wird irgendwann noch aufgeklärt werden.

1939 wird erwartungsgemäß Eugen für den Mord an Lotte aufs Brutalste zur Rechenschaft gezogen. Währenddessen hat der Hauptkommissar den wahren Täter ermittelt und plant den perfekten Mord (!).
Natürlich klappt das nicht. Stattdessen muss er aus dem Hintergrund mitanhören, dass der Kindermörder Mitglied der SS ist und befördert wird (vermutlich in der Polizei?).

Im zweiten Teil wird es völlig unspannend: die Rolling Stones kommen, man erwartet Ausschreitungen, die Polizei ist präsent und auch Thomas hat einen Einsatz in der Konzerthalle. Peggy, ein junges Mädchen, das im katholischen Fürsorgeheim lebt, will sich als Groupie bewerben (!). Kurz und gut: die beiden lernen sich kennen, ihre Herzen schlagen sofort im Zweiertakt und der Himmel ist voller Geigen.
Am Ende des LA jobbt sie in der Bar, hat kurze Haare und Thomas kauft sich neue Klamotten, die im Präsidium gar nicht gut ankommen. Strobel initialisiert sich weiter als der gute Onkel. Ich traue ihm allerdings nicht mehr.

Dieses ganze Liebesgesäusel ist komplett überflüssig. Leider hat meine anfängliche Begeisterung stark nachgelassen. Zu sehr verliert sich die Handlung in Nebenschauplätzen.
Erst im letzten Kapitel ist der Täter wieder auf Beutejagd (26 Jahre nach dem Mord an Lotte) und findet in Esperanza ein neues Opfer.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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44
Zu plump und stereotyp sind Dialoge, Handlung und Schauplätze.
Ich ärgere mich auch zunehmend beim Lesen. Ich finde die Figuren viel zu holzschnittartig, übertrieben dargestellt. Thomas Entwicklung ist eigentlich gar keine, sondern eher ein plötzlicher Wandel. Stellenweise springt die Handlung viel zu schnell weiter. Ich finde den Stil oberflächlich, die Handlung vorhersehbar.... Schade, da ich mir von der Thematik und auch der Aufmachung des Buches sehr viel mehr versprochen habe.
 

nineLE

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4. November 2019
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Leider hat meine Freude am Roman spürbar nachgelassen. Zu plump und stereotyp sind Dialoge, Handlung und Schauplätze.
Es werden "Bockscheine" geprüft, Schäfer rastet im Angesicht eines widerborstigen Zuhälters aus und bringt ihn fast um.
Yepp, danke für deine Ausführungen!
m zweiten Teil wird es völlig unspannend: die Rolling Stones kommen, man erwartet Ausschreitungen, die Polizei ist präsent und auch Thomas hat einen Einsatz in der Konzerthalle. Peggy, ein junges Mädchen, das im katholischen Fürsorgeheim lebt, will sich als Groupie bewerben

Ja, doll, auch die Kapitelüberschriften sind so gewollt , wie sagt man Reminiszensen, aber total fehl am Platze, wie ich finde: " I can´t get no satisfaction", da musste ich erstmal erlesen, bis mir dämmerte, die Stones kommen, aha...:confused:
Ich finde die Figuren viel zu holzschnittartig, übertrieben dargestellt. Thomas Entwicklung ist eigentlich gar keine, sondern eher ein plötzlicher Wandel. Stellenweise springt die Handlung viel zu schnell weiter. Ich finde den Stil oberflächlich, die Handlung vorhersehbar

Komplett, vorhersehbar, abgedroschen, wieso auch immer ich das finde.
Vorhersehbar war es für mich bereits in der Eingangsszene beim Jagen, das erste Bonbon, wies schon die Richtung...
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ich bin völlig begeistert von diesem Buch. Zum Einen liegt es an meinem Bezug zu Düsseldorf und der Zeit. Ich entdecke viele Dinge, die ich vergessen habe. Das können Begriffe sein, Gewohnheiten der Menschen oder auch Orte. Ich schwelge also in Erinnerungen, weshalb ich vermutlich über vieles hinwegsehe, was Euch stört.
s werden "Bockscheine" geprüft, Schäfer rastet im Angesicht eines widerborstigen Zuhälters aus und bringt ihn fast um. Das erscheint wie Routine. Rechtliche Bedenken werden weg gewischt.
In Anbetracht der zeitlichen Nähe zum Nationalsozialismus und seinen eigenen speziellen Auslegungen der Rechtsstaatlichkeit, wundert mich die Rechtlosigkeit nicht. Die Polizeibeamten haben zu Hitler-Zeiten nach eigenen Regeln agiert. Da hat sich doch keiner Gedanken über rechtliche Kompetenzen gemacht. Und dieses Denken ist auch 1965 noch weit verbreitet gewesen. Früher hatte man sich vor Polizisten zu fürchten. Denn sie durften machen, was sie wollten. Da wäre doch kein Mitbürger gewesen, der sich beschwert hätte. Heutzutage hat man bestenfalls Respekt. Aber jeder kennt das Wort "Dienstaufsichtsbeschwerde", d. h. Bürger weiß sich zu wehren.
Ihr mögt das Ganze plakativ finden. Für mich ist die Darstellung höchstens ein bisschen übertrieben. Aber dennoch trifft sie den damaligen Entwicklungsstand des Polizeiapparats auf den Punkt. Man darf einfach nicht mit heutigen Maßstäben messen.
 

Renie

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Dieses ganze Liebesgesäusel ist komplett überflüssig. Leider hat meine anfängliche Begeisterung stark nachgelassen.
Nicht ganz. Denn für mich ist Peggy die Wegweiserin für Thomas aus seinem bürgerlichen Spießertum. Wenn sie nicht gewesen wäre, würde er immer noch in Anzug und Krawatte und mit Seitenscheitel rumrennen. Aber ich gebe Dir Recht: bei dem spätpubertären Gehabe von Thomas und Peggy hätte der Autor wirklich einen Gang zurückschalten können.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Nicht ganz. Denn für mich ist Peggy die Wegweiserin für Thomas aus seinem bürgerlichen Spießertum. Wenn sie nicht gewesen wäre, würde er immer noch in Anzug und Krawatte und mit Seitenscheitel rumrennen. Aber ich gebe Dir Recht: bei dem spätpubertären Gehabe von Thomas und Peggy hätte der Autor wirklich einen Gang zurückschalten können.
Ich denke auch, dass Peggy so eine Art Katalysator für Thomas darstellen soll. Von alleine hätte er sich wohl nicht so schnell verändert. Aber diese schnelle Veränderung finde ich eben deshalb auch etwas unglaubwürdig.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Den zweiten Abschnitt habe ich nun auch geschafft. Ich finde die Erzählweise des Autors einfach nur klischeehaft. Die Erlebnisse des unerfahrenen und unbedarften Thomas im Bordell, der mit Elke nur reden will. Derweil wird der Zuhälter zusammengeschlagen und aus 5 Metern Höhe die Treppe hinabgestürzt, dass er überlebt, kann ich mir nicht vorstellen.

Dann wieder werden Gewaltszenen eingestreut. 1939 das kurze Folterkapitel, dann niedergeschlagenen Ermittlungen der Polizei. Die Gestapo findet schnell einen Sündenbock. Der Haupttäter, ein ranghoher Nazi darf weitermachen. Wir werden ihm sicher 1965 wiederbegegnen.

Peggy im Fürsorgeheim der Nonnen, da greift Christo auch wieder tief in die Klischeekiste. Die Nonnen sind sadistisch, der Pater ein widerlicher Vergewaltiger, nur Fritz - (der Überlebende Schwule des Schauprozess von 1939) hält zu Peggy.

Das gab es damals sicher alles, die Heimerziehung war schwarze Pädagogik pur und in den Polizei- und anderen Dienststellen sassen genug Altnazis. Sogar der Bundeskanzler, der ein Jahr später vereidigt werden sollte, war ein Nazi, aber der Autor differenziert überhaupt nicht. Es gibt nur schwarz und weiß, seine Dialoge sind hölzern.

Thomas beginnt innerlich zu rebellieren, trägt Nietenhosen und hört die Stones. Bin mal gespannt, wie weit Strobels onkelhaftes Verständnis bleibt.
Ich denke, wir werden bei Strobel noch eine Überraschung erleben.
 

Bibliomarie

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Leider hat meine Freude am Roman spürbar nachgelassen. Zu plump und stereotyp sind Dialoge, Handlung und Schauplätze.
Es werden "Bockscheine" geprüft, Schäfer rastet im Angesicht eines widerborstigen Zuhälters aus und bringt ihn fast um. Das erscheint wie Routine. Rechtliche Bedenken werden weg gewischt. Abends gibt es zur Entspannung einen Porno auf dem Revier.... Thomas soll das Rauchen anfangen, weil ihn das älter macheo_O.
Die Episode beim Griechen, wo die Erpressung nachgewiesen werden sollte, empfand ich als überflüssig. Wahrscheinlich musste Otto Müller eingeführt werden, der später in der Kneipe wieder auftaucht und Thomas mitteilt, dass er etwas gut bei ihm habe- "wegen der normalen Behandlung".

Ebenso platt der Besuch bei der einflussreichen Familie Söhnlein. Offensichtlich kuschen die Eheleute vor Strobel, Thomas wird aber im den Garten geschickt und nicht für voll genommen. Ich vermute, dass das etwas mit ihrem (vermutlich behinderten) Sohn Oskar zu tun hat. Der hätte eigentlich nicht dort sein sollen....

Müller beteuert Thomas gegenüber, kein Erpresser zu sein, was er aber nicht glaubt. Das wird irgendwann noch aufgeklärt werden.

1939 wird erwartungsgemäß Eugen für den Mord an Lotte aufs Brutalste zur Rechenschaft gezogen. Währenddessen hat der Hauptkommissar den wahren Täter ermittelt und plant den perfekten Mord (!).
Natürlich klappt das nicht. Stattdessen muss er aus dem Hintergrund mitanhören, dass der Kindermörder Mitglied der SS ist und befördert wird (vermutlich in der Polizei?).

Im zweiten Teil wird es völlig unspannend: die Rolling Stones kommen, man erwartet Ausschreitungen, die Polizei ist präsent und auch Thomas hat einen Einsatz in der Konzerthalle. Peggy, ein junges Mädchen, das im katholischen Fürsorgeheim lebt, will sich als Groupie bewerben (!). Kurz und gut: die beiden lernen sich kennen, ihre Herzen schlagen sofort im Zweiertakt und der Himmel ist voller Geigen.
Am Ende des LA jobbt sie in der Bar, hat kurze Haare und Thomas kauft sich neue Klamotten, die im Präsidium gar nicht gut ankommen. Strobel initialisiert sich weiter als der gute Onkel. Ich traue ihm allerdings nicht mehr.

Dieses ganze Liebesgesäusel ist komplett überflüssig. Leider hat meine anfängliche Begeisterung stark nachgelassen. Zu sehr verliert sich die Handlung in Nebenschauplätzen.
Erst im letzten Kapitel ist der Täter wieder auf Beutejagd (26 Jahre nach dem Mord an Lotte) und findet in Esperanza ein neues Opfer.

Dem ist nichts hinzuzufügen.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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In Anbetracht der zeitlichen Nähe zum Nationalsozialismus und seinen eigenen speziellen Auslegungen der Rechtsstaatlichkeit, wundert mich die Rechtlosigkeit nicht. Die Polizeibeamten haben zu Hitler-Zeiten nach eigenen Regeln agiert. Da hat sich doch keiner Gedanken über rechtliche Kompetenzen gemacht. Und dieses Denken ist auch 1965 noch weit verbreitet gewesen. Früher hatte man sich vor Polizisten zu fürchten. Denn sie durften machen, was sie wollten. Da wäre doch kein Mitbürger gewesen, der sich beschwert hätte. Heutzutage hat man bestenfalls Respekt. Aber jeder kennt das Wort "Dienstaufsichtsbeschwerde", d. h. Bürger weiß sich zu wehren.
Ihr mögt das Ganze plakativ finden. Für mich ist die Darstellung höchstens ein bisschen übertrieben. Aber dennoch trifft sie den damaligen Entwicklungsstand des Polizeiapparats auf den Punkt. Man darf einfach nicht mit heutigen Maßstäben messen.

Da kann ich dir zustimmen, aber die Darstellung finde ich tatsächlich plakativ. Da hätte mir ein feinerer Pinselstrich besser gefallen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Für mich ist die Darstellung höchstens ein bisschen übertrieben.
Das ist es. Inhaltlich hat der Autor mit Sicherheit den Zahn der Zeit getroffen und sauber recherchiert. Aber er serviert auf dem Silbertablett, winkt mit dem Zaunpfahl, um uns z.B. zu zeigen, wie stark der NS die Polizei noch unterwandert hatte. Du empfindest es zum Glück nur als etwas übertrieben. Für mich ist es mittlerweile nur noch ärgerlich, einfachste Darstellung. Ich fühle mich an einen großen Spaß erinnert, wo wir zwei uns auch nicht einig wurden :p:D.
 
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wal.li

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1. Mai 2014
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Ich glaube, der Autor trifft ganz gut wie es damals zuging. Ich fand den Abschnitt sehr spannend. Solange ist die ursprüngliche Tat noch nicht her und der Täter wurde damals gedeckt. Wahrscheinlich treibt er noch irgendwo sein Unwesen.
Mir gefällt es eigentlich ganz gut, dass der Held mit seiner Ausbildung beginnt. Ian Rankin hat seinen John Rebus ja erst erfunden als dieser nicht mehr so jung war und dann musste er ihn aus der Rente reaktivieren. Da hat sich der Autor hier mehr Luft gelassen. Dass Thomas so recht plötzlich rebellisch wird, mag man glauben oder nicht. Die Musik war damals neu und die Jugend hat sich gerade in den 1960ern gegen die Generation davor aufgelehnt. Peggy wird ihm, denke ich, gut tun.
Ich bin mal gespannt, wie es mit dem Fall weitergeht. Es scheint ja so als ob der Täter wieder zuschlägt.
 

parden

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13. April 2014
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I
In Anbetracht der zeitlichen Nähe zum Nationalsozialismus und seinen eigenen speziellen Auslegungen der Rechtsstaatlichkeit, wundert mich die Rechtlosigkeit nicht. Die Polizeibeamten haben zu Hitler-Zeiten nach eigenen Regeln agiert. Da hat sich doch keiner Gedanken über rechtliche Kompetenzen gemacht. Und dieses Denken ist auch 1965 noch weit verbreitet gewesen. Früher hatte man sich vor Polizisten zu fürchten. Denn sie durften machen, was sie wollten. Da wäre doch kein Mitbürger gewesen, der sich beschwert hätte. Heutzutage hat man bestenfalls Respekt. Aber jeder kennt das Wort "Dienstaufsichtsbeschwerde", d. h. Bürger weiß sich zu wehren.
Ihr mögt das Ganze plakativ finden. Für mich ist die Darstellung höchstens ein bisschen übertrieben. Aber dennoch trifft sie den damaligen Entwicklungsstand des Polizeiapparats auf den Punkt. Man darf einfach nicht mit heutigen Maßstäben messen.
Na, ich weiß nicht. 1965 war immerhin schon 20 Jahre nach dem Nationalsozialismus. Mein Vater hatte kurz vorher bei der Polizei angefangen, ich selbst bin 1965 geboren - natürlich habe ich da nicht alles haarklein mitbekommen, aber mein Vater hat auch später noch viele Anekdoten erzählt gerade aus seiner Anfangszeit. Das klang für mich nie nach den 'guten alten Zeiten' - sprich: braunem Sumpf. Dass Altnazis auf vielen Posten saßen, klar. Aber es strömten doch mittlerweile viele jüngere Kollegen nach. Und derart wie es hier geschildert wird, kann ich mir das nicht vorstellen.
 
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parden

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Mich stört wie viele hier die plakative, simpel gestrickte und überzogene Darstellung der damaligen Gegebenheiten. Thomas als Charakter wirkt wenig glaubwürdig - das hat nichts mit Orientierungsphase zu tun oder einem späten Erwachsenenwerden. Er wirkt anfangs völlig naiv, überangepasst und freundlich gesagt tatsächlich wie das sprichwörtliche Landei - trifft dann auf einem Konzert, bei dem er selbst von einem Polizeiknüppel getroffen wird, auf seine große Liebe und mutiert plötzlich zum jugendlichen Rebell, der sich jetzt gar nicht mehr anpassen will. Er wirft seine Zimmerwirtin raus und haut ihr die Paragrafen dabei um die Ohren und zeigt (innerlich) dem lieben Onkel Polizeichef den Mittelfinger. Hm?

Die Vorkommnisse bei dem Konzert in der Grugahalle glaube ich jedoch sofort. Als junger Polizist war mein Vater ein paar Jahre vor dem Auftritt der Stones bei einem Konzert von Bill Haley in der Grugahalle dabei. Auch da gab es Unruhen mit demolierten Stühlen und zerbrochenen Scheiben. Die Unruhen erklärten sich v.a. mit der 'Vorband' (Jazz und Bigband), was die Zuschauer in Rage brachte. Dafür waren sie nicht gekommen. Und auch Bill Haley trat wie die Stones nur etwa eine halbe Stunde lang auf, genau das geplante Programm und keinen Song mehr. Mein Vater hatte sich extra dem Einsatz zuteilen lassen, weil er Bill Haley hören wollte... Einige Jahre später bei den Stones war er jedoch nicht dabei - das war auch nicht sein Musikgeschmack... ^^

Ich fand es im Buch nett, dass der kastrierte Fritz wieder auftauchte und dass er es war, der Peggy zur Flucht verhalf. Auch wenn bekannt ist, was in Kinderheimen und katholischen Institutionen so alles ablief (abläuft), fand ich auch die Darstellung der Geschehnisse im Fürsorgeheim klischeehaft und plakativ. Bloß kein Thema auslassen.

Wer mir echt auf den Keks geht ist diese dämliche Journalistin, die es nicht bis zum Stern geschafft hat und nun versucht, möglichst reißerische Storys zu schreiben, um auf sich aufmerksam zu machen. Die stachelt die Polizisten noch zu Knüppeleien an - und die machen natürlich mit? Bis auf Thomas gibt es echt nur Idioten bei der Polizei, so darf man sich das wohl vorstellen.

Onkel Strobel hat für mich den NImbus des wohlwollenden Gönners verloren. Er deckt alles, was seine Untergebenen so anstellen und als kleines Bonbon gibt es den kollektiven wöchentlichen Porno im Büro, klar - und bezüglich der Kindermorde an den kleinen Mädchen bin ich mir auch nicht so sicher, welche Rolle er dabei spielt.
 

Literaturhexle

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Mich stört wie viele hier die plakative, simpel gestrickte und überzogene Darstellung der damaligen Gegebenheiten. Thomas als Charakter wirkt wenig glaubwürdig - das hat nichts mit Orientierungsphase zu tun oder einem späten Erwachsenenwerden. Er wirkt anfangs völlig naiv, überangepasst und freundlich gesagt tatsächlich wie das sprichwörtliche Landei - trifft dann auf einem Konzert, bei dem er selbst von einem Polizeiknüppel getroffen wird, auf seine große Liebe und mutiert plötzlich zum jugendlichen Rebell, der sich jetzt gar nicht mehr anpassen will. Er wirft seine Zimmerwirtin raus und haut ihr die Paragrafen dabei um die Ohren und zeigt (innerlich) dem lieben Onkel Polizeichef den Mittelfinger. Hm?

Die Vorkommnisse bei dem Konzert in der Grugahalle glaube ich jedoch sofort. Als junger Polizist war mein Vater ein paar Jahre vor dem Auftritt der Stones bei einem Konzert von Bill Haley in der Grugahalle dabei. Auch da gab es Unruhen mit demolierten Stühlen und zerbrochenen Scheiben. Die Unruhen erklärten sich v.a. mit der 'Vorband' (Jazz und Bigband), was die Zuschauer in Rage brachte. Dafür waren sie nicht gekommen. Und auch Bill Haley trat wie die Stones nur etwa eine halbe Stunde lang auf, genau das geplante Programm und keinen Song mehr. Mein Vater hatte sich extra dem Einsatz zuteilen lassen, weil er Bill Haley hören wollte... Einige Jahre später bei den Stones war er jedoch nicht dabei - das war auch nicht sein Musikgeschmack... ^^

Ich fand es im Buch nett, dass der kastrierte Fritz wieder auftauchte und dass er es war, der Peggy zur Flucht verhalf. Auch wenn bekannt ist, was in Kinderheimen und katholischen Institutionen so alles ablief (abläuft), fand ich auch die Darstellung der Geschehnisse im Fürsorgeheim klischeehaft und plakativ. Bloß kein Thema auslassen.

Wer mir echt auf den Keks geht ist diese dämliche Journalistin, die es nicht bis zum Stern geschafft hat und nun versucht, möglichst reißerische Storys zu schreiben, um auf sich aufmerksam zu machen. Die stachelt die Polizisten noch zu Knüppeleien an - und die machen natürlich mit? Bis auf Thomas gibt es echt nur Idioten bei der Polizei, so darf man sich das wohl vorstellen.

Onkel Strobel hat für mich den NImbus des wohlwollenden Gönners verloren. Er deckt alles, was seine Untergebenen so anstellen und als kleines Bonbon gibt es den kollektiven wöchentlichen Porno im Büro, klar - und bezüglich der Kindermorde an den kleinen Mädchen bin ich mir auch nicht so sicher, welche Rolle er dabei spielt.
Danke, parden! Dem habe ich NICHTS hinzuzufügen:confused::D
 
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KrimiElse

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26. Januar 2019
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Mich stört wie viele hier die plakative, simpel gestrickte und überzogene Darstellung der damaligen Gegebenheiten. Thomas als Charakter wirkt wenig glaubwürdig - das hat nichts mit Orientierungsphase zu tun oder einem späten Erwachsenenwerden. Er wirkt anfangs völlig naiv, überangepasst und freundlich gesagt tatsächlich wie das sprichwörtliche Landei - trifft dann auf einem Konzert, bei dem er selbst von einem Polizeiknüppel getroffen wird, auf seine große Liebe und mutiert plötzlich zum jugendlichen Rebell, der sich jetzt gar nicht mehr anpassen will. Er wirft seine Zimmerwirtin raus und haut ihr die Paragrafen dabei um die Ohren und zeigt (innerlich) dem lieben Onkel Polizeichef den Mittelfinger. Hm?

Die Vorkommnisse bei dem Konzert in der Grugahalle glaube ich jedoch sofort. Als junger Polizist war mein Vater ein paar Jahre vor dem Auftritt der Stones bei einem Konzert von Bill Haley in der Grugahalle dabei. Auch da gab es Unruhen mit demolierten Stühlen und zerbrochenen Scheiben. Die Unruhen erklärten sich v.a. mit der 'Vorband' (Jazz und Bigband), was die Zuschauer in Rage brachte. Dafür waren sie nicht gekommen. Und auch Bill Haley trat wie die Stones nur etwa eine halbe Stunde lang auf, genau das geplante Programm und keinen Song mehr. Mein Vater hatte sich extra dem Einsatz zuteilen lassen, weil er Bill Haley hören wollte... Einige Jahre später bei den Stones war er jedoch nicht dabei - das war auch nicht sein Musikgeschmack... ^^

Ich fand es im Buch nett, dass der kastrierte Fritz wieder auftauchte und dass er es war, der Peggy zur Flucht verhalf. Auch wenn bekannt ist, was in Kinderheimen und katholischen Institutionen so alles ablief (abläuft), fand ich auch die Darstellung der Geschehnisse im Fürsorgeheim klischeehaft und plakativ. Bloß kein Thema auslassen.

Wer mir echt auf den Keks geht ist diese dämliche Journalistin, die es nicht bis zum Stern geschafft hat und nun versucht, möglichst reißerische Storys zu schreiben, um auf sich aufmerksam zu machen. Die stachelt die Polizisten noch zu Knüppeleien an - und die machen natürlich mit? Bis auf Thomas gibt es echt nur Idioten bei der Polizei, so darf man sich das wohl vorstellen.

Onkel Strobel hat für mich den NImbus des wohlwollenden Gönners verloren. Er deckt alles, was seine Untergebenen so anstellen und als kleines Bonbon gibt es den kollektiven wöchentlichen Porno im Büro, klar - und bezüglich der Kindermorde an den kleinen Mädchen bin ich mir auch nicht so sicher, welche Rolle er dabei spielt.
Bravo und danke für diese wunderbare Darstellung, der auch ich nichts hinzuzufügen habe.
Die Geschichte halte ich wie du für völlig übertrieben. Ich kann ihr fast nichts abgewinnen, leider. Die Klischees häufen sich, die Figuren werden für mich immer hölzerner und unglaubwürdiger. Mag sein, dass der Ton bei der Polizei damals ein anderer war, dass es Altnazis gab und dass auch die Verbrecher anders gestrickt gewesen sind. Aber muss man auch noch durch die dicke verdreckte Glasscheibe schauen müssen als Leser? Mich nervt das Buch inzwischen etwas und es fällt mir schwer, der Geschichte etwas abzugewinnen, leider.
Dazu kommt, dass wirklich thematisch alles versucht wird reinzupacken, was in den Augen des Autors an Kritik angebracht werden und im Buch irgendwie verarbeitet werden kann. Das stört mich sehr, denn oft ist ein Ausschnitt einfach mehr.

@Renie ich kann gut verstehen, dass du dem Roman mehr abgewinnen kannst, wenn du aus der Gegend kommst. Um dein Lesevergnügen beneide ich dich gerade ein wenig.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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Also ich weiß immer noch nicht was ich von diesem Krimi halten soll, so ganz reißt er mich nicht mit. Dieses ständige abschweifen von dem eigentlichen Mord von damals lässt meinen Lesefluss etwas dahinschmelzen. Thomas wirkt für mich nach wie vor sehr naiv und kindlich. Einerseits total unbedarf, lässt er sich dann sofort nach einem Stones Konzert auf die Liebelei mit Peggy ein. Auch den Kauf der Schallplatten, die Veränderung der Frisur und seinen Kehrtwende bei seiner Vermieterin spricht nicht gerade für einen reifen Mann. Klar ist er noch recht jung, aber das er sich dann von jetzt auf nachher um 180 Grad dreht, finde ich schon etwas zu übertrieben. Also das hat für mich nichts mehr mit einem Landei zu tun, sondern das ist simpel naiv und kindisch. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht ob da für mich noch ein Kommissar glaubhaft ist.
Vor allem wollte ich einen Krimi lesen aus dem Jahr 1965 und nicht eine Geschichte die sich mehr um das Jahr 1965 dreht.

Der Tod von Erich ist das einzig tragische und es ist auch das was mich am meisten bekümmert. Ich kann es nicht fassen, das man da einen Verbrecher schützt und der weiter sein Unwesen treiben kann.

Bis auf Thomas gibt es echt nur Idioten bei der Polizei, so darf man sich das wohl vorstellen. (Parden)
Da muss ich dir recht geben, den Eindruck habe ich bisher auch von dem Buch.

Ich frage mich mittlerweile ob Strobel entweder der Polizist ist, der von dem ganzen damals wusste und den Täter nicht erschossen hat oder aber ist er vielleicht der Täter selbst??
 
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