7. Leseabschnitt: Kapitel 7 (Seite 389 - 450)

MRO1975

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11. August 2018
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Nach dem Tod des MM geht das normale Leben weiter. Die Erzählerin nimmt das Joggen und die gewohnten Rituale wieder auf, die Angst und der Druck sind von ihr abgefallen. Allerdings weiß sie auch, dass die ganze Geschichte noch nicht ausgestanden ist. Die Gesellschaft geht ja immer noch davon aus, dass sie ein Verhältnis mit dem Terroristen hatte. Nichts wurde besprochen, nichts aufgeklärt. Die vermeintliche Gelöstheit ist am Ende nur durch den Tod des MM entstanden.
Das fand ich etwas unbefriedigend. Die Erzählerin wird zwar nicht mehr von MM bedroht. Dafür hat sie aber nichts getan. Es könnte jederzeit ein Nachfolge-MM auftauchen und dann fängt alles von vorne an?

Die größte Veränderung ist mit der Mutter geschehen. Diese wurde durch den Beinahe-Tod von Echter MM wach gerüttelt und möchte jetzt doch ihre Liebe ausleben.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Jetzt brenne ich darauf, mit euch über den Roman zu diskutieren!
Ich fand ihn bis zum letzten Kapitel wirklich herausragend. Die bedrückende Szenerie, die Regeln, die Passivität, zu der sich die Erzählerin verpflichtet hatte - alles konnte ich sehr gut nachvollziehen. Den Schreibstil inclusive der Rückblenden empfand ich als gekonnt und spannend zu lesen. Klare 5 Sterne. Und jetzt?

Das letzte Kapitel und das Ende haben bei mir ein deutliches Geschmäckle hinterlassen. Was will uns die Autorin damit sagen? Der König ist tot - und das war es jetzt? Der ganze Schlamassel um die IE und den MM ist doch in keiner Weise aufgeklärt worden. Die Pommesbudenszene kann sich doch jederzeit wiederholen - im Gegenteil kann sie gewalttätiger ausfallen, weil IE ja keinen Schutzpatron mehr hat. Den Mord an TM wird man ihr vielleicht umso mehr anlasten usw.

Die Protagonistin verändert sich unter dem Lauf der Ereignisse nur wenig. Sie liest wahrscheinlich nicht mehr im Gehen. Aber anvertrauen tut sie sich immer noch keiner Seele. Durch das Schweigen macht sie sich zum Opfer. Der bekloppte Schwager 1 kann weiter gegen sie oppunieren, nicht mal dessen Frau kann sie die Wahrheit sagen.
Sie hat sich zwar toll um die kleinen Schwestern gekümmert. Aber hat sie eMMs Ratschläge bezüglich deren Erziehung und Neugier beherzigt? Nein. Sie liest ihnen alte Klassiker vor und lässt sie springen.

Entwickelt hat sich die Mutter: Als der Tod ihrer richtigen Liebe droht, denkt sie um und steht zu ihren Gefühlen. Völlig unvermittelt weiht sie unsere Erzählerin ein, auf einmal ist uch der Vater gar nicht mehr so schlecht gewesen. Was Gemütsverfassung doch für eine Auswirkung haben kann. Die Mutter schwebt jetzt im 7. Himmel und gibt die Verantwortung an IE weiter. Die Rolle Mutter- Tochter werden vertauscht, die Mutter wird wieder zur Lachnummer, irgendwie kann sie nur extrem ;)

Die bedrohliche Atmosphäre, die die Erzählerin über Hunderte von Seiten aufgebaut hat, löst sich fast vollständig auf. Die Dialoge und Szenen innerhalb der Familie lesen sich für mich wie Slapstick. Warum ist das so? Die Gefahr durch den MM war doch bei weitem nicht die Einzige. Draußen brummt der Krieg doch weiter, es wird einen neuen Anführer geben. Im Grunde hat sich doch nichts geändert. Außer natürlich für die Protagonistin: Sie ist die direkte Gefahr erst einmal los.

Auch am herrschenden Frauenbild ändert sich nichts. Allerdings nehme ich mit, dass auch im Irland der 70er Jahre Frauen immer dann stark waren, wenn sie zusammenhielten. In der Gruppe haben sie einiges bewegen und die Staatsmacht behindern können.

Um zu einem abschließenden Urteil zu kommen, brauche ich hier den Austausch. Habe ich etwas übersehen? Wie ergeht es euch nach dem Abschluss der Lektüre?
Ich sehe das genau wie du. Der Schluss lässt mich ratlos zurück. Die Gelöstheit der Erzählerin ist für mich nur von vorübergehender Dauer. Durch den Tod von MM ist sie momentan frei; kann aber jederzeit das Opfer eines anderen MM werden. Die Beziehung zu ihrer Mutter oder Schwager 3 oder VT hat sich nicht geändert. Die Erzählerin kann sich niemandem öffnen, keiner glaubt ihr, keiner kann ihr helfen.

Der einzige kleine Lichtblick ist, dass sich die Frauen wehren, wenn die die Übergriffe zu eindeutig werden, wie in der Toilettenszene.

Insgesamt fand ich das Buch aber dennoch sehr interessant. Es zeigte mir, dass in dem Viertel eine eigene, abgeschottete Gesellschaft mit eigenen, teils abstrusen Regeln lebte. Um zu überleben, musste man sich den Regeln anpassen. Dazu gehört offenbar auch, sie weitgehend den Paramilitärs unterzuordnen. Gegen deren Übergriffe gab es keinen Schutz. Und nun?
 

Literaturhexle

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Ich sehe das genau wie du. Der Schluss lässt mich ratlos zurück. Die Gelöstheit der Erzählerin ist für mich nur von vorübergehender Dauer.
Das tut mir richtig gut, dass du dasselbe Empfinden hast wie ich. Ich hatte nach der Pommesszene wirklich gehofft, sie fängt an sich zu wehren... Eben weil sie das ganze System so gut durchschaute und sich sehr intelligente, komplexe Gedanken darüber machte.

Klar, ein kompletter Wandel der Figur wäre unglaubwürdig. Aber sie hätte ja Hilfe bei den Themenfrauen, bei Schwager 3, bei echter MM Anfragen können...
Insgesamt fand ich das Buch aber dennoch sehr interessant. Es zeigte mir, dass in dem Viertel eine eigene, abgeschottete Gesellschaft mit eigenen, teils abstrusen Regeln lebte
Für mich ist es trotzdem ein 5 Sterne Buch. Es ist einfach genial geschrieben und hat mich bis zum (allzu komischen) Schluss sehr gefesselt.
 

KrimiElse

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Ich sehe durchaus ein Happy End im Buch, und zwar eines, das mir gefällt.
Auch wenn es nich5 durch eigenes Erwirken der Erzählerin passierte. Denn ich hätte es für unglaubwürdig gehalten, dass sie sich aus dem Teufelskreis MM hätte herausmanövrieren können und relativ unversehrt geblieben wäre. Dass Irgendwer McIrgendwas seine Chance sieht war klar, hier habe ich über alle Verwicklungen gekichert, ebenso über das Vorgehen der ehemals heiligen Frauen vs Verweigergericht oder Behörden in Bezug auf den echten MM. Frauen konnten etwas erreichen, aber niemals allein und nur, wenn sie sich auf traditionell den Frauen zugedachten Terrain bewegten. Deshalb hatte m.E. die Erzählerin nie die Möglichkeit, sich selbst aus der vertrackten MM Situation zu befreien.

Die Familie bietet ihr so den Rückhalt, den sie in dieser Situation dringend braucht und ist Rückzugsgebiet in dieser "psychopolitischen Atmosphäre", die uns die Autorin so anschaulich in dem wunderbaren Roman vor Augen führt.
Das finde ich ein ganz wunderbares und äußerst glaubwürdiges „Happy End“
 
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KrimiElse

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Die Kinder auf der Straße spielen fröhlich Tanzwettbewerb. Vorbilder sind die Eltern von VF, die ja in der Welt mit Tanzen Karriere gemacht haben.

das ist richtig witzig, wie auch die ganz kleinen Frauen das Leben feiern, während die kleinen Jungs lieber Attentat spielen wollen...
 

KrimiElse

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Die Protagonistin verändert sich unter dem Lauf der Ereignisse nur wenig. Sie liest wahrscheinlich nicht mehr im Gehen. Aber anvertrauen tut sie sich immer noch keiner Seele. Durch das Schweigen macht sie sich zum Opfer.
Ich sehe es so, dass sie tatsächlich nie eine Chance hatte, selbst etwas zu regeln. Dass ihr der Zufall zugute kommt, um ihre Misere zu lösen halte ich für einen guten Kniff um den Anfang von Ende des Straßenkampfes in Nordirland aufzuzeigen, zumindest etwas Entspannung in selbigem, weil die Menschen sich wieder auf das Leben besinnen.
Die Erzählerin wäre gnadenlos zermalmt worden, wenn sie selbst aktiv geworden wäre. Sie ist eine Frau und hat als solche noch weniger Chancen als ein Mann, der offen ist und sich auflehnt. nein, das wäre für mich äußerst unrealistisch gewesen.
Und wie im Krieg bleiben Wunden, die nicht geschlossen sind. Ich denke nicht, dass es so wichtig ist, dass eine Generalversöhnung mit der Gemeinschaft stattfindet, denn auch das wäre unrealistisch. Der Nordirlandkonflikt und die Straßenkämpfe sind Ender der 1970er/Anfang der 1980er Jahre nicht vorbei, deshalb bekommen wir als Leser nur die Atempause für die Erzählerin geboten, in der sie sich besinnen und finden darf. Mehr nicht, aber ich finde, das ist schon recht viel.
 
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KrimiElse

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Leider erfahren wir auch manches andere nicht: Kann man die Schwester von TM im Krankenhaus heilen? Was hatte es mit der ältesten Freundin auf sich? Was ist das wahre Ich von Schwager 3?...
Stimmt, aber das ist so gewollt und für mich gut so. Wesentlich ist für mich im Buch der Wegabschnitt der Erzählerin, in dem sie ganz unmittelbar vom MM bedroht wird, der Rest der Gefahr des Krieges ist fast Hintergrundrauschen, das nach dem Tod des MM natürlich weiter geht. Das mag unbefriedigend sein, und man mag die Entwicklung der Erzählerin vermissen, Aber mein Blick ist eher wie ein Fokus auf den MM und die Erzählerin, kurzes atemloses Erzählen mit schnellem Blick auf das Umfeld, und wieder zurück. Die Geschichte (oder der Einblick ins Geschehen) ist mit seinem Tod vorbei, und mich stört es nicht, dass einiges offen bleibt. So ist der Roman für mich nicht angelegt. Mir fällt, während ich schreibe, dazu der Begriff „Schützengraben“ ein - kurz die Nase rausstecken und wieder runter.
 
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Für mich liest sich der Roman auch als Appell zur Solidarität: die Themenfrauen, der gemeinsame Kampf gegen die Ausgangssperre, das souveräne Handeln der Frauen (Fingerzeig auf die Kirchenhütte), wenn es gegen ihren Willen geht - und doch lassen sie sich immer wieder unterdrücken und manipulieren, wenn sie, wie die Ich-Erzählerin, allein handeln. Appell und Warnung?
Applaus für deinen scharfen Blick. Ja, so sehe ich das auch
 
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Die Erleichterung, die bewirkt, dass etwas zu Ende geht und etwas Neues beginnt bzw. etwas Altes wieder zurückkehrt.
„...ging für mich das normale Leben weiter.“ (S. 439).
Wobei hier keine „Ende gut alles gut“ - Stimmung auftaucht. Das, was wir hier lesen dürfen, ist alles andere als romantischer Kitsch!
Genau, passend, realistisch und völlig frei von Kitsch.
 
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... Kennst du das nicht? Gerade in Situationen, in denen man sich entlastet fühlt, wo die ganze Anspannung von einem abfällt, ist man manchmal besonders läppisch, manchmal auch unangemessen witzig… Das ist Ausdruck dieser Situation. Diese Gegensatz macht den Spannungsabfall im Inneren noch mal besonders deutlich und hilft beim Spannungsabbau…
Ich habe dazu gerade das wunderbare Buch von Markus Orths „Picknick im Dunkel“ gelesen. Das unbändige Lachen in schweren/ausweglosen Situationen ist genau das, was du hier beschreibst, und u.a. geht es in diesem Buch darum.
 
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KrimiElse

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Die erwähnten lustig-skurrilen Szenen im Roman (auch die Versammlungen der Frauen), die es durchaus immer wieder gab, fand ich stimmig. Nur zum Schluss ist es mir zuviel. Wie wurde weiter oben gesagt? Da hat halt jeder seine Schwelle...
Und deine kenne ich inzwischen ganz gut. Ich hatte mir schon beim Lesen gedacht, dass dir das ein wenig zu viel ist. Macht ja aber nichts, denn offenbar hast du den Roman dennoch insgesamt mit Genuss gelesen.
Ich hingegen liebe schräge Sachen , deshalb haben mich auch schon zu Beginn die vielen Verdrehtheiten mitgerissen.
 
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Ist übrigens jemanden aufgefallen, dass einmal ein Name benutzt wird?
Ivor, das ist derjenige, dem die Erzählerin gegenüber dem MM in die Schuhe schiebt, er habe das Flaggenteil vom Bentley (oder so ähnlich, ich habe es leider nicht genau notiert), um ihren Vielleicht-Freund zu entlasten. Es ist wohl ein Arbeitskollege von VF. und der Name taucht an zwei Stellen im Roman auf.
Warum hier der Name? Weil es eine Lüge ist inmitten der sonst so straight gehaltenen Aussagen der Erzählerin? Oder weil Ivor nicht existiert?
 
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Literaturhexle

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Ist übrigens jemanden aufgefallen, dass einmal ein Name benutzt wird?
Der ist mir nicht aufgefallen. Aber es taucht auch noch eine Peggy auf. Das war diejenige, in die der echte MM verliebt war.
Und natürlich die Phantasie-Freundin von TM. Sie hatte einen mehrteiligen Namen.
Es sind Figuren, die in der Vergangenheit/Phantasie angelegt sind. Die realen haben keine Namen.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
@Anjuta

Es bleibt vieles offen, aber ich sehe das wie du, in der Familie gibt es immerhin schon mal vielversprechende Entwicklungen.

@Literaturhexle

Ich fand den Roman auch sehr außergewöhnlich und gut! Der Schreibstil gibt die Geschichte perfekt wieder.
Irgendwie habe ich fast mit einem offenen Ende gerechnet.
Vielleicht, weil es zu dieser Zeit und an diesem Ort gar kein "sauberes" Ende geben kann, ich weiß auch nicht. Aber mit einer anderen Art offenes Ende! Ich dachte, die Erzählerin lernt was, wächst und ändert sich, geht mal hin und spricht das ein oder andere offene Wort mit ihrer Mutter (z.B. bezüglich MM und der Tatsache, dass sie NICHT zahlreiche Affären mit verheirateten Männern hatte), mit Vielleicht-Freund und überhaupt mit allen, wo noch was offen ist.

Dennoch, ich kann das Ende so hinnehmen und mir denken: die Erzählerin ist jung, sie hat in kurzer Zeit viel erlebt, das wird sicher mehr Auswirkungen haben, wenn sich die Lebenssituation entspannt und sie daher mehr Raum dafür hat.

@Anjuta

Mit hat der Roman bis zum Schluss gut gefallen – mit der Erwartung im Hinterkopf, dass die Protagonistin auf den letzten Drücker eine echte Entwicklung durchmachen wird. Dass sie das (noch) nicht tut, war eine leichte Enttäuschung, aber wirklich nur eine leichte.

Ich glaube ja, dass die Mutter am Schluss so durchdreht, weil sie nie ein echter Teenager sein durfte und das jetzt nachholt.

@SuPro

Stimmt, was du da so auflistest, war wirklich witzig!

@Querleserin

Ich hätte mir keine drastische Änderung gewünscht, mehr eine leichte Öffnung für Neues – aber wie eben gesagt, ich denke, das kommt dann noch, wenn sie mehr Raum hat, das alles wirken zu lassen.

Das war eine fiese Aktion von Schwester 1. Egal, wie sauer ich auf meine Schwester wäre, ich würde ihr nie voller Schadenfreude geradezu genüsslich die Nachricht vom Tod eines (vermeintlich) geliebten Menschen überbringen.

Witzig, dass die Gebete plötzlich weniger wichtig sind, wenn die Frauen kollektiv verknallt sind... Das mit dem Fingerzeig war klasse.

@Literaturhexle

Ich habe ja nur das Original gelesen, mir da aber oft gedacht: holla, da hat der Übersetzer aber eine schwere Aufgabe! Das war sicher nicht einfach, denn der Schreibstil ist wirklich mal was ganz Anderes.

Bei der Mutter denke ich wirklich, da bricht sich jetzt etwas Bahn, was Jahrzehnte überfällig war. Dass sie als Teenager sicher nicht einfach Teenager sein durfte, merkt man an ihrer bisherigen Art, und jetzt schlägt das ins Gegenteil um.

@SuPro

Ich denke, der Humor soll auch zeigen, dass sich die Situation entspannt. Immerhin tut sich ja was, wie zum Beispiel, dass man wieder ins Krankenhaus darf.

@Leseglück

Stimmt, sie sagt immer "damals" – da hoffe ich, dass sie das später alles nachholen und aufarbeiten konnte.

@MRO1975

Ich habe das Gefühl, dass die Beziehung zur Mutter sich vielleicht noch nicht drastisch geändert hat, aber die Grundlage dafür ist gegeben, weil die Mutter einiges los- und anderes zulässt.

@KrimiElse

Ja, alleine hätte sie sich sicher nicht von MM befreien können! Ich habe mir nur gewünscht, sie würde Dinge mal aussprechen und sich vielleicht auch Hilfe suchen. Aber ich kann damit leben, wie es jetzt geendet hat! Durch das "damals", das die Erzählerin öfter einbaut, denke ich wirklich, dass sie viel später im Rückblick an ihren Erlebnissen gewachsen ist.

Das mit Ivor ist mir gar nicht aufgefallen! Aber ich habe das auch so verstanden, dass es den gar nicht wirklich gibt.

Und Peggy, die gibt es ja nicht mehr – vielleicht sind Namen nur "sicher" für Leute, die nicht in der Gegenwart der Geschichte existieren.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Auch ich bin durch mit diesem Ausnahmebuch!

Einerseits ist es eine höchst interessante Schreibe mit einem eigenen Klang und einer gewissen Skurrilität, die mich immer wieder an "Oreo" erinnert hat. Eine Schreibe, die mir sehr gefallen hat.

Andererseits ist es eine Geschichte, nach deren Ende ich mich frage, was war das jetzt? D. h. das Buch lässt mich etwas unbefriedigt zurück. Denn ich frage mich was ist die Grundbotschaft des Buches? Einfach alles ertragen, Augen zu und durch. Bzw. es wird sich schon alles irgendwie richten? Dann wieder denke ich, dass dieses Denken mein jetziges Ich und meine jetzige Zeit wiederspiegelt.

Wenn ich versuche mich jünger und auch unerfahrener zu denken und mich an diesen Ort und in diese Zeit des Nordirlandkonfliktes hinein versetze. Was hätte ich an der Stelle der Erzählerin getan/ tun können? Von daher ist das Ganze recht glaubhaft gehalten. Sie sucht Halt in der Familie, geht auf ihre Mitglieder in der Familie mehr ein, versucht Streit zu vermeiden, liest nicht mehr im Gehen, versucht sich einen Rückzugsort aufzubauen und versucht andererseits wieder sich Freunde/Mitstreiter zu schaffen. Weil sie weiß, dass kann wieder passieren, und sie sich Hilfe verschaffen möchte, in der Familie. Denn wieviel es bedeutet eine beste Freundin zu haben und/oder einen Vielleicht-Freund, dass hat sie bitter erfahren müssen. Von daher gibt es eine Veränderung/ein Lernen bei der Erzählerin.

Dennoch verbleibt ein irgendwie unbefriedigtes Gefühl in mir. Vollkommen überzeugen konnte mich der "Milchmann" leider nicht. Muss er ja auch nicht!