Rezension Rezension (5/5*) zu Das Bild der Pyramide: Commissario Montalbano blickt hinter die Fassaden. Roma.

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
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Ein Abschied auf Raten

"Das Bild der Pyramide" ist der erste Roman der Montalbano-Reihe, der nach dem Tod Andrea Camilleris erschienen ist. Tröstlich und bedauerlich zugleich ist die Tatsache, dass deutsche Leser noch auf die Übersetzung der bisher nur auf italienisch vorliegenden sechs letzten Romane hoffen darf. Aber es ist doch ein Abschied auf Raten.

Wie so oft beginnt der Roman mit einem Traum Montalbanos, der ihm quasi einen Mord vorausdeutet. Kaum erwacht, kommt auch schon der übliche Anruf Catarellas, der ihn zum Tatort fahren muss, wobei das gleich zum ersten Highligt führt, denn Catarella hat den "Nawikator" falsch gefüttert. Nach diesem Umweg kommt der Commissario aber dann doch zum Fundort. In einer Kanalröhre an einer Baustelle liegt eine Leiche, die Umstände legen nahe, dass der Ermordete es noch geschafft hat, mit einer Schussverletzung im Rücken dorthin zu gelangen. Da er mit einem fahrrad gekommen ist, dürfte der Tatort in nicht all zu weiter Entfernung zu suchen sein, und tatsächlich, es gelingt Montalbano und seinen Leuten schnell, den Wohnort und die Identität des Opfers, einem Buchhalter, zu klären. Doch dessen deutsche Ehefrau ist spurlos verschwunden, bei der Untersuchung der Wohnung stellt sich heraus, dass sich dort auch noch seit längerem eine dritte Person aufgehalten hatte, die in der tatnacht offensichtlich verletzt wurde.

Der Commissario bekommt zahlreiche Hinweise auf eine Eifersuchtstat, selbst ein geständiger Mörder stellt sich. Doch Montalbano wäre nicht Montalbano, wenn er dieser einfachen Lösung Gluben schenken würde. Sein Verdacht richtet sich viel mehr auf Machenschaften der Mafia, insbesondere der Sinagra und Cuffaro-Familien. Und dass er Recht hat, bestätigt sich von selbst. Er stößt auf einen Sumpf von Korruption und Machtkämpfen, denen nicht nur der oben erwähnte Buchhalter zum Opfer fällt.

Wie immer verbindet Camilleri die Darstellung eines spannenden Falles mit einer Zustandbeschreibung der italienischen Verhältnisse, wobei er nicht mit Kritik zurückhält.

 
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Reaktionen: Bibliomarie

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
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Gut, dass ich Deine Rezi gesehen habe. Die Neuerscheinung ist mir glatt durchgegangen. Ich hatte das große Glück eine Einladung zur Pressereise nach Rom zu Camilleris 80. Geburtstag zu bekommen. (Eine Journalistin fiel damals kurzfristig aus und eine Verlagsmitarbeiterin, die ich gut kannte, schob mich rein) Da erzählte er, dass er jetzt "auf Halde" schreibt, dass nach seinem Tod der Verlag noch was in Petto hat. Ein toller Mann mit Haltung. Er und seine Frau haben mich nachhaltig beeindruckt