Rezension Rezension (5/5*) zu Liebes Kind: Thriller von Romy Hausmann.

parden

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13. April 2014
5.835
7.675
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Buchinformationen und Rezensionen zu Liebes Kind: Thriller von Romy Hausmann
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Verwirrend, spannend, anders - ein Lesesog!

Eine fensterlose Hütte im Wald. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen »Zirkulationsapparat«. Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und nun geht der Albtraum erst richtig los. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich zurückholen will, was ihm gehört.

Obiger Klappentext schildert die Situation von Lena und ihren Kindern in der Gefangenschaft sehr gut. Hiervon erfährt der Leser jedoch nur durch Rückblenden, der Thriller erzählt von dem 'danach'. Von der Situation, in der eine von einem Auto angefahrene junge Frau mit zwei Kindern in einer Klinik eingeliefert wird, von dem Verdacht, dass es sich bei der Frau um die vor Jahren entführte Studentin Lena handeln könnte, von der leisen Hoffnung von Lenas Eltern, endlich ihre Tochter wieder in den Armen halten zu können - und Enkelkinder noch gleich dazu.

Doch die ganze Zeit über ist da ein Missklang, unüberhörbar, und die Verwirrung des Lesers lässt bis kurz vor Ende des Buches nicht nach. Geschickt lässt die Autorin immer wieder kleine Stücke des Puzzles ans Licht, die dann doch nicht so recht passen wollen. Da ist die Fantasie des Lesers gefragt, er sucht ständig nach Erklärungen und doch tauchen mit jeder kleinen Antwort wieder neue Fragezeichen auf. Schließlich kann man sich alles mögliche vorstellen, jeder scheint verdächtig und Übles im Schilde zu führen - und das Ende ist dann zwar überraschend aber fast schon ernüchternd.

Romy Hausmann schildert die Geschehnisse und Rückblenden aus drei verschiedenen Perspektiven (Lena, Lenas Tochter, Lenas Vater), was das Puzzle, das der Leser hier zusammensetzen muss, dreidimensional gestaltet. Dadurch wird das Bild einerseits voller und intensiver, gerade auch was die emotionale Seite anbelangt, aber andererseits auch verwirrender, weil man immer nur eine Seite sieht, während die anderen in der Zeit verborgen bleiben.

Die Spannung zieht sich allein schon aufgrund der anhaltenden Verwirrung des Lesers durch den gesamten Thriller, subtil oft, nicht wirklich fassbar, aber doch unleugbar anwesend. Gegen Ende zieht die Spannung dann noch einmal massiv an - gelungen! Auch wenn ich nicht alle Verhaltensweisen und Entscheidungen einzelner Charaktere verstehen oder gutheißen konnte, wurde zumindest sehr deutlich, dass angesichts der Gewalt und des Verlusts im Leben der Beteiligten nicht immer nur das Beste im Einzelnen hervorgerufen wurde...

Alles in allem ein sehr gelungener Thriller. Verwirrend, spannend, anders - ein Lesesog!


© Parden

 

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