Rezension Rezension (4/5*) zu Juni 53: Kriminalroman von Frank Goldammer.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Bleiben oder gehen?

Es ist Frühsommer in Dresden 1953. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung über das politische und wirtschaftliche System der jungen DDR wächst. Immer mehr Menschen überlegen in den Westen zu flüchten. Der geballte Unmut entlädt sich im Aufstand vom 17. Juni 1953, bei dem es zu einer Welle von Streiks und Protestkundgebungen kommt. Mitten in diesen Wirren muss Oberkommissar Max Heller den Mord an einem Betriebsleiter eines VEB aufklären, der in dem Isolierungsbetrieb in einem Behälter mit Glaswolle brutal erstickt wurde.
Frank Goldammer lässt nun schon zum fünften Mal seinen Oberkommissar Max Heller ermitteln. Max Heller ist und bleibt der unbeugsame und unkorrumpierbare Mensch, beruflich wie privat. Er lässt sich nicht durch die Politik instrumentalisieren. Eigentlich ist es erstaunlich, dass sich ein Mann mit diesen Eigenschaften solange im Polizeiapparat halten konnte. Immer mehr wird ihm bewusst, dass seine Weigerung, der Partie beizutreten, weder beruflich noch privat förderlich ist. Sein Hadern, die Last der Verantwortung seine Angehörigen gegenüber, die Überlegungen zu bleiben oder zu gehen, zeigen ein nachvollziehbares menschliches Bild eines anständigen Charakters.
Der Fokus der Geschichte liegt stark auf der Bewältigung der täglichen Anforderungen in der DDR-Diktatur. Der Mord während des Juniaufstandes 1953 bildet in dem Kriminalroman das spannende Gerüst für eine intensive zeitgeschichtliche Auseinandersetzung.