Rezension Rezension (3/5*) zu Der Mongole - Kälter als der Tod von Ian Manook.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Tot unter der Yakkuh

Es ist ein bizarrer Fund mitten in der mongolischen Steppe. Ein Mann und sein Pferd liegen beide erschlagen unter einer toten Yakkuh. Dieses Ereignis ist das erste in einer Reihe von absonderlichen Vorkommnissen. Der harte und vom Leben gezeichnet Kommissar Yeruldelgger sowie seine Ermittlerin Oyun stehen vor vielen Rätseln. Aber auch persönlich werden die beiden tief in die Ereignisse hineingezogen. Der Mord an einer Prosituierten, die Yeruldelgger kannte, soll ihm angelastet werden. Und Oyun wirft sich Hals über Kopf in eine Affäre mit dem jungen Soldaten, der ihr zur Unterstützung bereitgestellt wurde. Alle losen Fäden laufen in einen Fall von Menschenhandel über die Grenzen von der Mongolei über Russland bis nach Frankreich zusammen.
Eigentlich ist es kaum zu glauben, was in der unwirtlichen Einöde der Mongolei so alles los ist: Kühe, die vom Himmel fallen, Kadaverhaufen, die in Brand geraten, Leichen, die in Gletscherspalten stecken, Zeugen, die in Tod getrieben werden. Und alle Hinweise zielen auf Yeruldegger oder sein Umfeld. Klingt nicht wirklich glaubwürdig. Yeruldelgger hat hier wirklich alle Hände voll zu tun, sowohl sich selbst vom Verdacht zu befreien, als auch einen enormen Sumpf aus Korruption, Habgier und Niedertracht trocken zu legen.
Dazu kommt, dass Ian Manook seinen Protagonisten wirklich nichts erspart. Zu Oyun war er schon im Vorgänger wahrlich nicht gut, aber dass die Frau jetzt zum hormongesteuerten Sexmäuschen wird, das hat sie nicht verdient, das ist ihrer unwürdig. Da kann die Mongolei noch so Neuland im Krimigenre sein, und die der Zwiespalt zwischen der alten Nomadentradition und dem (vom USA Fernsehen geprägten?) westlich modernen Denken dargestellt werden, ich kann mich Art und Stil dieser Reihe nicht anfreunden. Die kaltschnäuzige auf betont lässig getrimmte Sprache bewirkt bei mir eher das Gegenteil von Coolness und fühlt sich nur aufgesetzt an. Der Schluss kommt überhaupt holterdipolter. Ich hatte da schon längst den Faden verloren.