Rezension Rezension (5/5*) zu Lempi, das heißt Liebe: Roman von Minna Rytisalo.

RuLeka

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30. Januar 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Lempi, das heißt Liebe: Roman von Minna Rytisalo
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Packende Geschichte vor zeitgeschichtlichen Hintergrund

Minna Rytisalo, 1974 in Lappland geboren, arbeitet als Lehrerin und ist mit ihrem Literaturblog sehr erfolgreich. „Lempi das heißt Liebe“ ist ihr Debütroman.
Das Buch spielt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs in Lappland. Deutsche Leser, die mit der finnischen Geschichte nicht so vertraut sind, sollten zuerst das informative Nachwort der Übersetzerin lesen.
Der Roman erzählt die Geschichte einer jungen Frau, Lempi, was im Altfinnischen Liebe bedeutet. Drei Figuren erzählen von ihr, sie selbst kommt nicht zu Wort. Sie bleibt schemenhaft, wie das Cover sie zeigt.
Die erste Stimme gehört Viljami, dem Ehemann. Er ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt, körperlich unverletzt, aber seelisch gebrochen. Aus Briefen weiß er, dass seine junge Frau gestorben ist, sein kleiner Sohn und sein Ziehsohn haben überlebt. Nun kurz vor seiner Rückkehr auf den Hof sitzt er unter einem Baum , trauert und erinnert sich. Er denkt zurück, wie er damals, er, der schüchterne Bauernsohn, die hübsche Tochter eines Ladenbesitzers kennenlernt und sich verliebt. Die beiden heiraten; Lempi zieht zu Viljami auf den Hof. Zur Unterstützung für seine Frau aus der Stadt holt er die Magd Elli ins Haus. Das junge Paar verbringt einen glücklichen Sommer, bis Viljami eingezogen wird. Hier in diesem ersten Drittel wird das Glück einer großen unbeschwerten Liebe heraufbeschworen.
Der zweite Teil erzählt eine etwas andere Geschichte. Nun spricht die Magd Elli, die von Anfang an in Lempi eine Rivalin sieht. Sie beschreibt Lempi als faule Städterin, die ihr die ganze Arbeit überlässt und auf sie herabsieht. Eigentlich, so findet Elli, wäre sie die passendere Frau für den Bauern. Sie ist es dann auch, die sich nach dem mysteriösen Verschwinden von Elli um das Neugeborene und den etwas größeren Jungen kümmert. Während des Krieges muss sie das Haus verlassen, kehrt aber vor Viljami zurück und versorgt den Hof und die Kinder. Nach dessen Rückkehr versucht Elli den Mann zu überzeugen, dass sie die richtige Frau für ihn ist.
Im letzten Teil erinnert sich Jahrzehnte später die Zwillingsschwester an Lempi. Sie erzählt von einer unbeschwerten Kindheit, als die beiden Schwestern eng verbunden waren. Erstmals trennen sich ihre Wege, als Sisko eine Arbeit annimmt und dabei den jungen Wehrmachtsoffizier Max kennenlernt. Trotzdem ist Lempi diejenige, die zuerst heiratet. Hier erfahren wir nun auch, wie es zu dieser eher ungewöhnlichen Verbindung kam. Siskos Schicksal dagegen ist exemplarisch für das vieler Frauen in Lappland, die sich in einen Deutschen verliebten. Als die Wehrmacht das Land verlässt, geht Sisko mit Max nach Hamburg. Der aber lässt sie sitzen, heiratet eine Deutsche und Sisko kehrt heim.
Diese drei verschiedenen Perspektiven machen den Reiz des Romans aus. Jeder sieht etwas anderes in Lempi, jeder bringt eine ganz neue Sichtweise auf die Geschichte. Das Rätsel um Lempis Verschwinden wird aufgelöst, trotzdem bleibt manches unklar, vieles wird nur angedeutet. Das Buch erfordert einen aufmerksamen Leser. Aber der wird reich belohnt, mit einer spannenden Geschichte voller Dramatik und Emotionen und mit vielschichtigen Charakteren. Die Autorin versteht es, jeder Figur eine eigene Sprache zu geben. So sind Viljamis Erinnerungen voller Poesie und Gefühl, die Magd spricht in einfachen Sätzen, derb und bildhaft, während Sisko aus der Distanz ruhig und sachlich erzählt.
Ungewöhnlich ist auch die Du- Perspektive. Alle drei Teile sind lange Monologe, die an Lempi adressiert sind.
Der Roman hat mich restlos begeistert. Er erzählt in einer wunderbaren Sprache eine dramatische Geschichte , eingebettet in einen historischen Hintergrund.

 

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Packende Geschichte vor zeitgeschichtlichen Hintergrund


Minna Rytisalo, 1974 in Lappland geboren, arbeitet als Lehrerin und ist mit ihrem Literaturblog sehr erfolgreich. „Lempi das heißt Liebe“ ist ihr Debütroman.
Das Buch spielt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs in Lappland. Deutsche Leser, die mit der finnischen Geschichte nicht so vertraut sind, sollten zuerst das informative Nachwort der Übersetzerin lesen.
Der Roman erzählt die Geschichte einer jungen Frau, Lempi, was im Altfinnischen Liebe bedeutet. Drei Figuren erzählen von ihr, sie selbst kommt nicht zu Wort. Sie bleibt schemenhaft, wie das Cover sie zeigt.
Die erste Stimme gehört Viljami, dem Ehemann. Er ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt, körperlich unverletzt, aber seelisch gebrochen. Aus Briefen weiß er, dass seine junge Frau gestorben ist, sein kleiner Sohn und sein Ziehsohn haben überlebt. Nun kurz vor seiner Rückkehr auf den Hof sitzt er unter einem Baum , trauert und erinnert sich. Er denkt zurück, wie er damals, er, der schüchterne Bauernsohn, die hübsche Tochter eines Ladenbesitzers kennenlernt und sich verliebt. Die beiden heiraten; Lempi zieht zu Viljami auf den Hof. Zur Unterstützung für seine Frau aus der Stadt holt er die Magd Elli ins Haus. Das junge Paar verbringt einen glücklichen Sommer, bis Viljami eingezogen wird. Hier in diesem ersten Drittel wird das Glück einer großen unbeschwerten Liebe heraufbeschworen.
Der zweite Teil erzählt eine etwas andere Geschichte. Nun spricht die Magd Elli, die von Anfang an in Lempi eine Rivalin sieht. Sie beschreibt Lempi als faule Städterin, die ihr die ganze Arbeit überlässt und auf sie herabsieht. Eigentlich, so findet Elli, wäre sie die passendere Frau für den Bauern. Sie ist es dann auch, die sich nach dem mysteriösen Verschwinden von Elli um das Neugeborene und den etwas größeren Jungen kümmert. Während des Krieges muss sie das Haus verlassen, kehrt aber vor Viljami zurück und versorgt den Hof und die Kinder. Nach dessen Rückkehr versucht Elli den Mann zu überzeugen, dass sie die richtige Frau für ihn ist.
Im letzten Teil erinnert sich Jahrzehnte später die Zwillingsschwester an Lempi. Sie erzählt von einer unbeschwerten Kindheit, als die beiden Schwestern eng verbunden waren. Erstmals trennen sich ihre Wege, als Sisko eine Arbeit annimmt und dabei den jungen Wehrmachtsoffizier Max kennenlernt. Trotzdem ist Lempi diejenige, die zuerst heiratet. Hier erfahren wir nun auch, wie es zu dieser eher ungewöhnlichen Verbindung kam. Siskos Schicksal dagegen ist exemplarisch für das vieler Frauen in Lappland, die sich in einen Deutschen verliebten. Als die Wehrmacht das Land verlässt, geht Sisko mit Max nach Hamburg. Der aber lässt sie sitzen, heiratet eine Deutsche und Sisko kehrt heim.
Diese drei verschiedenen Perspektiven machen den Reiz des Romans aus. Jeder sieht etwas anderes in Lempi, jeder bringt eine ganz neue Sichtweise auf die Geschichte. Das Rätsel um Lempis Verschwinden wird aufgelöst, trotzdem bleibt manches unklar, vieles wird nur angedeutet. Das Buch erfordert einen aufmerksamen Leser. Aber der wird reich belohnt, mit einer spannenden Geschichte voller Dramatik und Emotionen und mit vielschichtigen Charakteren. Die Autorin versteht es, jeder Figur eine eigene Sprache zu geben. So sind Viljamis Erinnerungen voller Poesie und Gefühl, die Magd spricht in einfachen Sätzen, derb und bildhaft, während Sisko aus der Distanz ruhig und sachlich erzählt.
Ungewöhnlich ist auch die Du- Perspektive. Alle drei Teile sind lange Monologe, die an Lempi adressiert sind.
Der Roman hat mich restlos begeistert. Er erzählt in einer wunderbaren Sprache eine dramatische Geschichte , eingebettet in einen historischen Hintergrund.


... kann dir nur beipflichten. Ein wunderbares Buch.
 
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