Rezension Rezension (3/5*) zu Das Ting: Roman (dtv bold) von Artur Dziuk.

sursulapitschi

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18. September 2019
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Etwas unentschieden

Man stelle sich vor, es gäbe eine App, die einem immer und überall Ratschläge gibt, was das Beste für einen ist. Sie analysiert die körperliche Verfassung, wägt aber auch ab, was im sozialen Miteinander klug wäre und reguliert den Terminplan. Das alles kann das Ting, das vier junge Visionäre entwickelt haben und am eigenen Leib testen, bevor es den Weltmarkt erobern soll.
Damit dieser Test aussagekräftig ist verpflichten sie sich, allen Anweisungen des Ting bedingungslos zu folgen. Dass das zu Interessenkonflikten führen kann, liegt auf der Hand. Das große, im Klappentaxt angekündigte, Verhängnis ist mir allerdings entgangen.

Sehr schön werden hier die vier Startup Gründer vorgestellt. Es sind interessante Typen mit Ecken, Kanten und Problemen, denen man sehr nahe kommt. Das ist das große Plus dieses Buches.
Der Umgang mit dem eigentlichen Thema, dem Ting, der Fremdbestimmtheit durch Technik, dem Streben nach Erfolg und Perfektion wird mir hier zu zaghaft behandelt. Ja, die Themen werden aufgeworfen, münden letztendlich aber in nervigen Beziehungsverwicklungen, wo ich eigentlich Absurdes erwartet hatte. Die Geschichte bleibt ein Kammerspiel, wo man große Oper erwartet hatte, das Ting in der Testphase, obwohl wir dachten, es würde die Welt beherrschen.

Dieses Buch ist ein gutes Debüt mit einem Stil, der gut lesbar ist, mit einigen poetischen Highlights, die Hoffnung auf Großes machen. Das unterstreicht den insgesamt etwas unentschiedenen Eindruck. Es ist irgendwo zwischen guter Literatur und guter Unterhaltung stecken geblieben. Wirklich spannend wird wohl das nächste Buch des Autors.


 
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