Rezension (4/5*) zu Hochmut von Mark Franley

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parden

Gast

Martins Welt liegt in Trümmern. Seine Frau und seine Tochter, beide hat er zu Grabe tragen müssen. Und jetzt kennt er nur noch ein Ziel: Rache!

"Fast in jedem gab es eine Grenze, die man besser nicht übertrat, denn Liebe und Hass konnten Monster erschaffen."

Der fünfte Band um den Ermittler Mike Köstner beginnt überaus spannend, man wird gleich ins Geschehen hinein katapultiert. Martin hat nichts mehr zu verlieren, aber er will die Verantwortlichen für den Tod seiner Lieben zur Rechenschaft ziehen. Und ist in der Wahl seiner Mittel durchaus nicht zimperlich. Was ist geschehen? Warum dieser Hass?
Das erfährt der Leser erst nach und nach, und hier sei nur so viel verraten: ein erschreckendes Szenario, um so mehr, als es durchaus auch in der Realität vorstellbar ist.

Zunächst scheinen die Fälle, die sich auf dem Tisch der Kommissare stapeln, in keinerlei Zusammenhang zueinander zu stehen, die Ermittlungen führen lange nur ins Leere. Anfangs ohne Mike Köstner, da dieser eigentlich den Dienst quittiert hat, sind Tom und seine neue junge Kollegin Sabrina froh, als Mike schließlich doch zu ihnen stößt. Als sie allmählich hinter das Motiv für die brutalen Taten kommen, wird wieder einmal deutlich, dass die Definition von 'gut' und 'böse' nicht immer leicht fällt...

Ein flüssiger Schreibstil und spannende Szenarien lassen die Seiten anfangs nur so vorbeifliegen. So viele Fragen, die sich einem stellen, und nur tröpfchenweise ergeben sich die Antworten. Erzählt wird in parallelen Handlungssträngen, abwechselnd aus der Sicht des Täters und der Ermittler, und auch diese tappen wie der Leser lange im Dunkeln.
Später verliert die Erzählung etwas an Fahrt, bis man sich nach etwa drei Vierteln des Thrillers eigentlich schon am Ende wähnt - doch dann kommt noch eine überraschende Entwicklung, die Polizei wie Leser erst einmal nicht einordnen können.

Das Buch lebt im Grunde von der Spannung, der Frage nach dem 'warum', dem Drang des Lesers, die Hintergründe zu erfahren. Dabei bleiben die Charaktere allerdings für meinen Geschmack zu blass, zu oberflächlich - sowohl die des Täters als auch die der Ermittler. Auch der Handlung hätte in meinen Augen an manchen Stellen etwas mehr Zeit und Raum gut getan.
Ich hatte schon das Vergnügen, 'Der Heuchler', Band 1 der Reihe um Mike Köstner, zu lesen, und da fand ich Charaktere wie Geschehen um einiges intensiver. Das hat mir hier gefehlt.

Potentiellen Lesern sei überdies gesagt, dass es dringend zu empfehlen ist, die Bücher in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen. Ich habe nach 'Heuchler' (Band 1) gleich 'Hochmut' (Band 5) gelesen, und empfand das zuweilen als störend. Denn in diesem Buch wird häufig Bezug genommen auf Geschehnisse in den vorherigen Bänden, gerade was die Person des Mike Köstners anbelangt.

Schön war der Kontakt zum Autor im Rahmen einer Leserunde, in der er selbstkritisch einräumte, dass 'Hochmut' zwar kein schlechtes, aber sicherlich auch nicht sein bestes Buch sei. Das kann ich so unterschreiben, denn 'Der Heuchler' hat mir noch etwas besser gefallen. Hier schwanke ich zwischen 3 und 4 Sternen, runde aber gerne auf.
Denn ich bin nun durchaus neugierig auf die Bände 'dazwischen', wonach ich sicherlich Ausschau halten werde!

© Parden

Die Reihenfolge der bisher erschienenen Thriller um Mike Köstner von Mark Franley:

1. Heuchler
2. Benutzt
3. Karla
4. Nachtkalt
5. Hochmut

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Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 

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