Rezension Rezension (4/5*) zu Der Korndämon: Rügen-Krimi von R.P. Hahn.

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
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Blickkontakt

Richard Deichfürst, Frührentner und Alkoholiker, lebt zurückgezogen auf Rügen. Zu seiner Ex-Frau und seiner Tochter ist der Kontakt längst eingeschlafen, sein Bruder hat sich zurückgezogen. Schon zu oft hat er im Rausch die Beherrschung und die Übersicht verloren.

Es ist ein Augenblick, der Richards Leben verändert. Auf der Straße erhascht er einen Blick in das Innere eines Wagens uns sieht einen Jungen in Todesangst. Doch seine Anzeige bleibt erfolglos, ganz im Gegenteil, ihm wird schnell klar, dass er als unzuverlässig und betrunken eingestuft wird. Das lässt ihn mehr als einmal die Beherrschung verlieren und er macht sich auf die Suche nach diesem Auto. Dabei zwingt er sich zur Abstinenz und stellt sich seinen Dämonen. In diesem Sinn erhält der Titel auch noch eine zweite, sehr treffende Bedeutung.

Erstaunlicherweise gibt es nur eine Person, die zu ihm hält. Seine 16jährige Tochter, die ihn bei der Suche unterstützt und zu der er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine vorsichtig tastende Beziehung aufbauen kann.

Das Buch hat meine Erwartungen unterlaufen. Es ist nicht einfach ein Krimi, in der eine Privatperson ermittelt, weil er ohne echte Beweise von der Polizei nicht ernst genommen wird. Es ist eher das Psychogramm eines Trinkers, der bis an seine Grenzen geführt wird. Er muss sein Leben in die Hand nehmen und umkrempeln, das ist fordernd bis zur Schmerzgrenze und oft darüber hinaus. Er muss sich seinen verkorksten Beziehungen stellen und Rückschläge und Demütigungen einstecken. Seine Leidensfähigkeit ist enorm.

Mir hat das Buch gefallen und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Spannend war auch die Klärung, aber viel spannender und mitreißender fand ich die Person von Richard Deichfürst. Auch das Ende mit einer offen bleibenden Frage ist sehr stimmig.

 
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