Rezension Rezension (5/5*) zu Jahre der Veränderung: Die Hebammen-Saga (Die große Hebammen-Saga, Band 2) von.

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Buchinformationen und Rezensionen zu Jahre der Veränderung von Linda Winterberg
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Gelungene Fortsetzung

Gut gefallen hat mir der große Zeitsprung. Der erste Band endete zum Jahresende 1918. Jetzt sind bereits zehn Jahre vergangen. Die drei jungen Frauen haben ihren Weg als Hebammen gefunden und praktizieren gemeinsam in der Klinik. Zusätzlich betreuen sie jungen Frauen in der Beratungsstelle und versorgen die jungen Mütter auch noch bei Hausbesuchen.

Auch privat haben sie sich weiterentwickelt. Margot liebt Georg, einen Arzt aus der Frauenklinik. Der ist jedoch verheiratet und will sich nicht von seiner Frau trennen. Luise, die ihre große Liebe im ersten Teil verlor, stürzt sich in das Berliner Nachtleben und hofft irgendwie über den Verlust hinweg zu kommen. Nur Edith wartet immer noch auf die ganz große Liebe.

Einen wichtigen Bestandteil in diesem Buch nehmen aber die Frauen ein. Das Buch wird getragen von den Schicksalen der schwangeren Frauen in Berlin Anfang der 30er Jahren. Viele sind unerwartet schwanger, zum Teil noch minderjährig. Andere wiederum wurde Opfer einer Vergewaltigung oder mussten sich aus der Not heraus prostituieren. Gerade diese Frauen hatten zur damaligen Zeit ein riesiges Problem. Alleinstehend und schwanger, damit war man in der Gesellschaft minderwertig. Meist wurden diese Frauen von der Familie verstoßen und landeten auf der Straße. Ich wusste gar nicht, dass es schon damals sogenannte Mutterhäuser gab, die solchen jungen Mütter mit ihren Kindern aufnahmen und sich für sie um eine Ausbildung und Wohnraum bemühten.

Während des Lesens wird aber auch immer mehr klar, dass die guten Zeiten schon wieder vorbei sind. Die Weltwirtschaftskrise steht unmittelbar bevor. Die Zeichen von Arbeitslosigkeit und Armut werden immer deutlicher. Die Unruhe ist Deutschland nimmt zu, der Antisemitismus wird spürbar deutlicher. Das trifft insbesondere Edith. Sie ist Jüdin und plötzlich wollen einige Frauen sich nicht mehr von ihr behandeln lassen.

Insgesamt ist dieses Buch eine Aneinanderreihung von vielen kleinen Geschichten und Schicksalen der Frauen und Mütter in Deutschland. Umrahmt wird das Ganze von den Protagonistinnen und deren Lebenserlebnisse. Es gab immer wieder Abwechslung, auch wenn es mitunter sehr schwer war sich die vielen Namen der Frauen zu merken. Aber man bekam so einen persönlicheren Bezug.

Von mir gibt es für dieses Buch erneut eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.