Rezension Rezension (5/5*) zu WEST: Roman von Carys Davies.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Ein Buch wie ein Fluss

Pennyslvania, 1815: Der Westen des Landes, der „Wilde Westen“ ist noch größtenteils unerforscht Der Mythos lebt von der Unendlichkeit der weiten Welt, den verborgenen Schätzen, der urtümlichen Wunder. The American Dream in seinen Ursprüngen.
Auch Cy Bellmann, verwitweter Farmer und Maultierzüchter, Vater der 10-jährigen Bess, träumt diesen Traum. Ein Zeitungsartikel über einen außergewöhnlichen Knochenfund im fernen Westen, veranlasst ihn, Haus und Hof, sein Kind zu verlassen und sich auf die Suche nach dem Unbekannten zu machen.
Wie von einem ungestillten Durst getrieben zieht es Cy Bellman immer weiter fort von seinem alten Leben. Seine Liebe zu seiner Tochter manifestiert sich in unzähligen Briefen, die er in der Wildnis dem Kind schreibt. Bess, die daheim unter der Kuratel der spröden und lieblosen Tante steht, verteidigt die Idee ihres Vaters. Doch der Keim der Hoffnung auf dessen Wiederkehr wird mit den Jahren immer kleiner. Bess und Cy, beide sind sie auf Ihre Art stoisch, unbeeindruckt von Äußerlichkeiten, nehmen die Dinge wie sie kommen. Während Bess in ihrer Zeit des Erwachseneren auf sich allein gestellt ist, ringt ihr Vater mit den Elementen, unbeirrt und mit einer Sturheit, die er wohl von seinen Maultieren abgeschaut hat. Auch als ihm der junge Indianer „Alte Frau aus der Ferne“ als Begleiter zuteilwird, kann ihn nichts und niemand von der Unwegbarkeit seines Vorhabens abbringen.
Carys Davies erzählt keine wilde Geschichte von Cowboys und Indianern. Sie erzählt eine ruhige langsame Geschichte von Träumen, Sehnsüchten, einem inneren Brennen, von Getriebenheit. Wie Cy in seiner Unbeirrbarkeit ist es ist ein Buch wie ein Fluss, treibend, fordernd, zehrend. Ein Fluss, den nichts vom Fließen abhalten kann.


 

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