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Eindringliche Familiengeschichte Helga Bürster verarbeitet in diesem Roman die Geschichte ihrer Großeltern.
Das Buch beginnt mit dem Tod der beinahe 100jährigen Luzie Mazur. Ihre Enkelin Johanna, eine Frau Mitte 50 und Alter Ego der Autorin, sitzt an ihrem Totenbett und erinnert sich. Es gab so viele Leerstellen in Luzies Leben, so viele Tabuthemen, über die geschwiegen wurde. Vielleicht würde der Koffer, den Luzie in ihrem Zimmer aufbewahrt und bewacht hatte, Aufschluss geben?
Helga Bürster erzählt ihre Geschichte in zwei Handlungssträngen. Der eine beschreibt die Tage nach Luzies Tod bis zu ihrer Beerdigung. Die Familie trifft sich im Elternhaus. Das sind Luzies Töchter Thea und Helene, letztere mit Ehemann, Helenes Sohn und Johannas Tochter. Schon bald brechen alte Konflikte wieder auf; die Risse innerhalb der Familie sind deutlich spürbar.
Der andere Erzählstrang führt zurück in Luzies Jugend, in die Zeit während des Zweiten Weltkriegs. Luzie wächst auf in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bremen. Der Vater ist der örtliche Briefträger, der immer öfter zum Überbringer schlimmer Nachrichten wird. Der ältere Bruder schickt regelmäßig Briefe von der Front. Gefährlich wird es für Luzie, als sie sich in den polnischen Zwangsarbeiter Jurek Mazur verliebt. Eine verbotene und gefährliche Liebe, denn auf „Rassenschande“ steht die Todesstrafe. Doch trotz dieser tödlichen Bedrohung treffen sich die beiden immer wieder. Als Luzie schwanger wird, muss sie sich verstecken.
Obwohl Luzie und Jurek nach Kriegsende endlich heiraten können, bleiben sie Außenseiter im Dorf. Und eines Tages kommt Jurek einfach nicht mehr nach Hause und Luzie muss die zwei Töchter allein durchbringen.
Nach und nach wird die Familiengeschichte aufgedeckt, trotzdem bleibt manches nach der Lektüre offen. Der Inhalt des Koffers erklärt wenig und ein Besuch Johannas bei ihrem Großvater Jurek verläuft enttäuschend.
Helga Bürster schildert eindringlich, wie die dunklen Schatten der Nazi-Zeit Familien über Generationen hinweg belasten. Vor allem das Schweigen über das Geschehene verhindert das Verständnis füreinander.
Sehr gut wird auch die Atmosphäre im Dorf während und nach dem Krieg eingefangen. Die Sprache ist z.T. schnörkellos, z.T. poetisch; die dazwischen gestreuten plattdeutschen Dialoge machen die Erzählung noch lebendiger. Die Charaktere sind nicht eindimensional, sondern wirken authentisch.
„Luzies Erbe“ ist ein eindringlicher, gänzlich unsentimentaler Roman über eine „ unmögliche“ Liebe, über das Schweigen in Familien und über schwierige Mütter-Töchter- Verhältnisse.
Einfühlsam und berührend- ein Roman, den ich unbedingt empfehlen möchte.