Rezension Rezension (2/5*) zu Das Erbe: Roman von R. R. SUL.

Renie

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19. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das Erbe: Roman von R. R. SUL
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auf den Arm genommen

Gleich das Positive vorweg: Der Beginn des Romanes „Das Erbe“ des Autors R. R. Sul ist vielversprechend. Der Autor bugsiert den Leser von Beginn an in ein unheimliches und stellenweise bedrohliches Szenario. Er schafft Charaktere, die verhaltensauffällig sind, allen voran der Ich-Erzähler Wolf. Durch Suls besonderen stakkatohaften Sprachstil, wird die Zerrüttung des Charakters Wolf untermalt. Beim Lesen macht sich Unbehagen breit, das einen bis zum Ende nicht loslässt.

Darum geht es zunächst:
Ein kleiner Junge leidet unter einer schweren Form der seltenen Mondscheinkrankheit. Der Kontakt mit UV-Strahlen, also Sonnenlicht, könnte ihn umbringen. Er wird daher von seiner Mutter als „Nachtschattengewächs“ gehalten. Sein Freund ist der Mond. Ein Stückchen zusätzlicher Lebensqualität erhält er durch einen Motorradhelm, den er tagsüber aufsetzt, um mit anderen Kindern zu spielen. Doch die Lebensqualität ist nichts im Vergleich zum Unwohlsein von Wolf, wenn er mit anderen Kindern zusamen ist. Wen wunderts. Denn Kinder können grausam sein. Als Wolf 7 Jahre alt ist, erweist sich die vermeintliche Krankheit als Betrug einer seelisch gestörten Mutter an ihrem Sohn. Kein Wunder, dass Wolfs Psyche darunter leidet. Er wird zum Soziopathen, der Schwierigkeiten hat, sich auf andere Menschen einzulassen, und der am liebsten mit sich allein ist. Jahre vergehen. Eines Tages steht sein jüngerer Halbbruder Freddy bei ihm vor der Tür und quartiert sich bei ihm ein. Wolf, der losen Kontakt zu Bob, dem einstigen Lebensgefährten seiner Mutter und leiblichem Vater von Freddy hatte, wusste von diesem Halbbruder. Dennoch wird er von dessen plötzlichem Auftauchen überrumpelt.
Wolf und seine Mutter scheinen nicht die Einzigen seelisch zerrütteten in der Familie zu sein. Auch Freddy ist verhaltensauffällig, wozu das schwierige Verhältnis zu seinem Vater Bob, bei dem er von klein auf lebte, beigetragen hat.
Wir haben es also in diesem Roman mit Charakteren zu tun, deren Verhaltensweisen und Seelenleben in jeglicher Form von dem abweicht, was man einen Normalzustand beschreiben könnte.
Der Fokus liegt in diesem Roman eindeutig auf Wolf. Aus seiner Perspektive wird die Geschichte erzählt. Und hier hat der Leser die Möglichkeit, zumindest ansatzweise in das verquere Seelenleben des Soziopathen Wolf einzusteigen.
Zwischenzeitlich gelingt es Wolf, ein „normales“ Leben zu führen. Er bindet sich, gründet eine Familie und lebt sein Leben wie jeder andere Mann seines Alters auch. Das Leben könnte so schön sein, wenn da nicht Freddy wäre, der eine permanente Bedrohung für Wolf und seine Lieben darstellt.
Warum das so ist? Keine Ahnung. Es ist nun mal so.
Und somit wären wir bei der großen Schwäche dieses Romans. Hier ist nichts schlüssig. Der Autor R. R. Sul folgt seiner eigenen Logik bei der Konstruktion der Handlung, die für mich in kaum einer Weise nachvollziehbar ist. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Diese Fehlkonstruktionen sind dermaßen offensichtlich, dass ich mich stellenweise auf den Arm genommen fühlte. Und das nehme ich dem Autor krumm. Wer auch immer er oder sie sein mag.
(R. R. Sul ist ein Pseudonym)

© Renie

von: Joachim B. Schmidt
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