2. Leseabschnitt: Dienstag, 23. Juni 1914 (S. 59 bis S. 118)

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Erschreckend, dass viele dieses Attentat hätten abwenden können. Sogar Franz Ferdinand selbst...

Das habe ich auch gedacht. Wenn die Bedrohung an mehr Stellen ernster genommen worden wäre, hätte man das Attentat vermutlich verhindert.

Irgendwie kann ich auch die Attentäter verstehen, ihre Situation war so ausweglos.

Das kann ich nachvollziehen. Sie hatten nichts, keinen richtigen Job, keine Liebe, kein Geld, also nicht viel zu verlieren, nur eine düstere Zukunft in Aussicht und nur noch wenig Lebenszeit. Das Attentat bot die Chance auf vermeintlichen Ruhm und angebliches Heldentum.

Das Fass zum Überlaufen gebracht, stimmt. Frage mich nur ob den jungen Menschen dieses Ausmaß bewusst gewesen ist. Sie wollten etwas verändern, mit Mitteln die nicht zu entschuldigen sind, aber den Rattenschwanz konnte sie bestimmt nicht ahnen.

Ich glaube, sie waren einfach sehr naiv und konnten sich nicht ausmalen, einen solchen Krieg auszulösen. Und wenn es jemand von den Älteren geahnt hat, hat man es ihnen nicht gesagt.

Gerade diese Hinweise auf damals aktuelle Ereignisse, berühmte Zeitgenossen oder Neuerungen (s. Mineralwasser in Flaschen) genieße ich sehr.

Das ist mir auch aufgefallen. Es steckt viel Wissenswertes auch in Nebensätzen. Das gefällt mir ebenfalls sehr.

Wenn es diesen Unfall der beiden Luftschiffe nicht gegeben hätte, der Franzi in Wien beschäftigt hat, hätte er Zeit gehabt, sich die Warnung des Leiters des Evidenzbüros anzuhören. Dumm gelaufen.

Hmm, da bin ich nicht sicher. Zwar hatte er selbst Bedenken, aber er wollte die Reise ja auch unbedingt durchziehen. Ich weiß nicht, ob er viel auf vage Warnungen gegeben hätte.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich habe eine Frage an Ulf: Warum wollten Franz und Sophie zum Teil getrennt reisen? War es wirklich nur, um die Marine auch zu beehren, oder hatte das auch Sicherheitsgründe?
 

Ulf Schiewe

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19. Oktober 2014
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Ich habe eine Frage an Ulf: Warum wollten Franz und Sophie zum Teil getrennt reisen? War es wirklich nur, um die Marine auch zu beehren, oder hatte das auch Sicherheitsgründe?
Die direkte Bahnroute führte durch Ungarn. Aber er mochte die Ungarn nicht. Das ist im Buch auch erwähnt. Deshalb hat er diese Schiffsreise erfunden. Na ja, und Frau auf einem Kriegsschiff, das war wohl nicht angesagt.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Wirklich interessant zu verfolgen wie alles auf das Attentat hinläuft. Die unterschiedlichen Perspektiven, die hier von den Tätern, dem Thronfolgerpaar und der Polizei, bzw. Geheimdienst alleine nur einen Tag beleuchtet werden gefallen mir.

Nun erfahren wir auch das die drei Täter alle an Schwindsucht erkrankt sind. Schon der Gedanke ich muss eh sterben, dann kann ich auch noch zuvor den Thronfolger umbringen, erschaudert mich. Auch wenn diese sicher nicht bei allen zum Tod führt, gibt es für sie den Anlass sich für dieses Todeskommando zu melden. Allerdings merkt man jetzt schon sehr schön, das die Angst nicht ganz ausgeschaltet werden kann.

Der arme Student tat mir leid, den dieser Simon so malträtiert hat, obwohl er doch gar nicht viel weiß. Ausgerechnet die Studenten, die friedlich protestiert haben hat man nun eingesperrt und die gefährlichen sind weiter frei.

Auch die Diskussion von Franz und Sophie gefällt mir, sie scheint ein wenig Einfluss auf ihn zu haben, obwohl ich gelesen habe das die beiden beim Volk nicht gut ankamen. Ob das allerdings nur auf Franz zutrifft weiß ich nicht, doch mit seiner Art könnte ich mir das gut vorstellen. Sophie hingegen scheint in manchem doch bescheidener zu sein als Franz. Das sie manche seiner Scherze nicht verstehen kann, besonders den mit dem Attentat kann ich nachvollziehen. Ihr ganzes Auftreten gefällt mit bedeutend besser als das von Franz. So ganz scheint ihnen die Reise wohl doch nicht zu behagen. Komisch fand ich das sie sich trennen und erst wieder in Sarajevo aufeinandertreffen. Und immer muss im Hinterkopf an die armen Kinder denken, die ihre Eltern nicht wiedersehen werden.

Was für ein falsches Spiel spielt dieser Pavle er scheint wohl mit beiden Seiten in Verbindung zu stehen. Macht er das um die Attentäter evtl. doch zu verraten oder nur des Geldes wegen?

Auch die Zeitungsausschnitte, immer an dem jeweiligen Tag gefallen mir.
 

claudi-1963

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Es gab so viele Anzeichen für einen Anschlag, doch sie wurden alle ignoriert. War das Arroganz, war das Naivität, oder hielt man sich für unverwundbar?
Ich denke es war eher Naivität, besonders von seiten der Polizei und dem Thronfolger. Die vom Geheimdienst scheinen da ja doch etwas mehr skeptischer zu sein, leider hört niemand auf sie.
 
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claudi-1963

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Das habe ich auch gedacht. Wenn die Bedrohung an mehr Stellen ernster genommen worden wäre, hätte man das Attentat vermutlich verhindert.
Ja das war auch schon mein Gedanke, heute wären wir da sicher hellhöriger weil man doch mehr auf Sicherheit aus ist. Mich wundert nur das man hier so blauäugig ist, wo es doch zu der Zeit auch so viele Attentate gab. Warum dachte man nur das ausgerechnet diesmal nicht passieren würde?
 

claudi-1963

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Erschreckend, dass viele dieses Attentat hätten abwenden können. Sogar Franz Ferdinand selbst.....Die Beziehung mit Sophie wird sehr schön beschrieben, ich mag es, dass sie ihn zu nehmen weiß und mit seinen Ausbrüchen gut umgehen kann. Die Kinder zu Selbstständigkeit zu erziehen ist in diesen Kreisen sicher auch eher untypisch gewesen.
Ja ich mag es auch sehr wie Sophie mit Franz, aber auch mit ihren Kindern umgeht. Mich wundert nur das er Sophie dann doch mitnimmt, wenn er schon eine Ahnung hat, das vielleicht was passieren könnte?
Franz ist wirklich kein einfacher Mensch, wir würden heute Choleriker sagen, aber mit Sophie scheint es nicht gerne zu streiten. Da spürt man doch sehr schnell das sich die beiden lieben. Und so ein kurzes Schmollen Sophies kann da durchaus was bewirken. :)
 
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claudi-1963

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Gavrilo ist ein totkranker junger Mann, wahrscheinlich vollgestopft mit romantischen Ideen vom Heldentum und Freiheitskampf. Ich sehe ihn nicht in erster Linie als Mörder, sondern als irregeleiteten Hitzkopf. Wie so viele junge Menschen, die wenige Zukunftsaussichten haben und so leicht zu verführen sind. Auch das hat sich in den vergangenen 100 Jahren nicht groß geändert.
Ja das sehe ich auch so, aber ich glaube da sind alle Märtyrer irgendwo gleich. Verblendet und man hat das Gefühl sie haben eine Gehirnwäsche erhalten, so denke ich oft über solche Selbstmordkommandos. Den hier spürte man ja sehr schön, das selbst Gavrilo ein wenig zu zweifeln beginnt oder Angst zu haben scheint.
 
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Gavrilo ist ein totkranker junger Mann, wahrscheinlich vollgestopft mit romantischen Ideen vom Heldentum und Freiheitskampf. Ich sehe ihn nicht in erster Linie als Mörder, sondern als irregeleiteten Hitzkopf. Wie so viele junge Menschen, die wenige Zukunftsaussichten haben und so leicht zu verführen sind. Auch das hat sich in den vergangenen 100 Jahren nicht groß geändert.
Ja das sehe ich auch so, aber ich glaube da sind alle Märtyrer irgendwo gleich. Verblendet und man hat das Gefühl sie haben eine Gehirnwäsche erhalten, so denke ich oft über solche Selbstmordkommandos. Den hier spürte man ja sehr schön, das selbst Gavilo
Und doch werden mit diesem Argument immer wieder junge Menschen verführt, ich denke da an Selbstmordattentäter, die sich freudig für einen verheißenen "Märtyertod" opfern.

Ich glaube bei den moslemischen Selbstmordattentätern stecken oft noch andere Motive dahinter. Ich habe mal einen Film gesehen da wollte ein junger Mann mit seinem Attentat die Familienehre wieder herstellen. Und da die im Islam eine große Rolle hat, könnte ich mir gut vorstellen, das man mir solchen Argumenten gut junge Menschen für solche Aufgaben bekommen kann. Zudem meinen sie ja das sie dann einen besonderen Platz bekommen wenn sie als Märtyrer sterben.

Hier hingegen ist es eher das Vaterland das sie dadurch erhoffen wieder frei zu sein. Im Grunde ein irrsinn, den sie werden es ja gar nicht mehr erleben, wenn sie sterben.
 

claudi-1963

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Wirklich interessant zu verfolgen wie alles auf das Attentat hinläuft. Die unterschiedlichen Perspektiven, die hier von den Tätern, dem Thronfolgerpaar und der Polizei, bzw. Geheimdienst alleine nur einen Tag beleuchtet werden gefallen mir.

Nun erfahren wir auch das die drei Täter alle an Schwindsucht erkrankt sind. Schon der Gedanke ich muss eh sterben, dann kann ich auch noch zuvor den Thronfolger umbringen, erschaudert mich. Auch wenn diese sicher nicht bei allen zum Tod führt, gibt es für sie den Anlass sich für dieses Todeskommando zu melden. Allerdings merkt man jetzt schon sehr schön, das die Angst nicht ganz ausgeschaltet werden kann.

Der arme Student tat mir leid, den dieser Simon so malträtiert hat, obwohl er doch gar nicht viel weiß. Ausgerechnet die Studenten, die friedlich protestiert haben hat man nun eingesperrt und die gefährlichen sind weiter frei.

Auch die Diskussion von Franz und Sophie gefällt mir, sie scheint ein wenig Einfluss auf ihn zu haben, obwohl ich gelesen habe das die beiden beim Volk nicht gut ankamen. Ob das allerdings nur auf Franz zutrifft weiß ich nicht, doch mit seiner Art könnte ich mir das gut vorstellen. Sophie hingegen scheint in manchem doch bescheidener zu sein als Franz. Das sie manche seiner Scherze nicht verstehen kann, besonders den mit dem Attentat kann ich nachvollziehen. Ihr ganzes Auftreten gefällt mit bedeutend besser als das von Franz. So ganz scheint ihnen die Reise wohl doch nicht zu behagen. Komisch fand ich das sie sich trennen und erst wieder in Sarajevo aufeinandertreffen. Und immer muss im Hinterkopf an die armen Kinder denken, die ihre Eltern nicht wiedersehen werden.

Was für ein falsches Spiel spielt dieser Pavle er scheint wohl mit beiden Seiten in Verbindung zu stehen. Macht er das um die Attentäter evtl. doch zu verraten oder nur des Geldes wegen?

Auch die Zeitungsausschnitte, immer an dem jeweiligen Tag gefallen mir.

Ach ja übrigens den kurzen Video von ich glaube Helmut war der, hab ich mir angeschaut, der war übrigens sehr interessant.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Mich wundert nur das man hier so blauäugig ist, wo es doch zu der Zeit auch so viele Attentate gab. Warum dachte man nur das ausgerechnet diesmal nicht passieren würde?

Da habe ich im Prinzip mehrere Theorien: Zum einen ist der Mensch so gepolt, dass er der "traurigen" Realität gern aus dem Weg geht und lieber die Sonnenseiten (hier die Beliebtheit) sieht. Zum anderen sehen Menschen reale Gefahren gerne eben nicht. Und wie groß eine Gefahr ist, sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, ob ich mir Sorgen mache (Bsp.: Wie viele Menschen denken nach wie vor, man könne wegen der Anschlagsgefahr heute nichts mehr unternehmen, steigen aber tagtäglich ohne zu zögern ins Auto, wo ich Gefahr, zu verunglücken, ungleich höher ist). Eine Queen Victoria hat, wenn ich's richtig im Kopf habe, sieben Attentate überlebt. Warum sollte es dann ausgerechnet F.F. treffen? Außerdem waren sie Kaiser (wenngleich F.F. noch kein Kaiser war) von Gottes Gnaden. Da kann ja gar nichts schief gehen.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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In diesem LA bin ich mehrfach über Szenen wie diese oder bedeutungsschwangere Sätze gestolpert, die mir einen Stich versetzt haben. Denn das Wissen über den Ausgang des Besuchs in Sarajevo, verleiht manchen Dingen eine sehr traurige Bedeutung, bspw. der Abschied von den Kindern.
Ja das geht mir auch so, ich muss auch ständig an die armen Kinder denken. Besonders weil Sophie so eine einfühlsame Mutter ist, ob sie das wirklich war, weiß ich ja nicht. Selbst Franz scheint in seiner Familie extrem anders zu sein wie als Thronfolger. Aber ich denke das ist doch bei allen Adeligen so, das sie in der Öffentlichkeit anders sind.
 

Ulf Schiewe

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19. Oktober 2014
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www.ulfschiewe.de
Ja das geht mir auch so, ich muss auch ständig an die armen Kinder denken. Besonders weil Sophie so eine einfühlsame Mutter ist, ob sie das wirklich war, weiß ich ja nicht. Selbst Franz scheint in seiner Familie extrem anders zu sein wie als Thronfolger. Aber ich denke das ist doch bei allen Adeligen so, das sie in der Öffentlichkeit anders sind.

Nach meinen Quellen führten sie ein sehr liebevolles, inniges Familienleben.