1. Leseabschnitt: Prolog und Montag, 22. Juni 1914 (Anfang bis S. 58)

Bibliomarie

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10. September 2015
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Die Jagd gehörte damals zu einer der höfischen "Vergnügungen" eines adeligen Alltags. Diese Jagdleidenschaft hatte Franz Ferdinand übrigens mit dem Kaiser gemeinsam, auch Sisi war eine begeisterte Reiterin und ritt auch gerne auf Jagdgesellschaften mit. Kaiser Franz Josef war ein Resultat einerseits seiner Erziehung, die unter militärischen Gesichtspunkten stattfand, andererseits einer Berater. Er war ja sehr jung Kaiser geworden, aber seine Mutter Erzherzogin Sophie, war hinter ihrem Sohn lange Zeit eine heimliche Kaiserin. Sie war eine starke Persönlichkeit und hatte es in die Wege geleitet, dass ihr Ehemann zu Gunsten des jungen Franz Josef auf den Thron verzichtet hat. Elisabeth hatte dennoch manche starren Ansichten ihres Gemahles Franz Josef abgemildert, siehe Österreich-Ungarn. Auch Katharina Schratt hat Franz Josef in späteren Jahren sicher positiv beeinflusst. Die bekannte Filmtrilogie legt natürlich das Hauptaugenmerk auf Unterhaltung, daher ist sie arg rosa überzuckert, ohne deshalb falsch zu sein. Das Musical Elisabeth ist da wesentlich realistischer und ich kann mich erinnern, dass es vor der Uraufführung ernste Proteste seitens der Familie Habsburg gab, man wollte die Aufführung sogar verhindern.

Das sind sehr interessante Infos.
Und zur Jagd: Klar, die Jagd gehörte dazu - aber mit Jägern in der Familie weiß ich, dass dieses Abknallen nach Masse einem Jägern nicht ansteht. Was ich bei Wikipedia über seine Jagdlust gelesen habe, fand ich nicht schön.
 

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Wienerin auf Rügen
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Ich schließe mich der Frage von@Xanaka , das sind ja sehr detaillierte Informationen, die man sicherlich nicht in einem Geschichtebuch findet. Muss leider feststellen, dass meine geschichtlichen Kenntnisse doch sehr rudimentär sind, was das Attentat und dessen Folgen betrifft. Von daher lerne ich wieder etwas bei der Lektüre, perfekt![/QUOTE]
Schloss Artstetten, wo das Thronfolgerpaar auch begraben liegt, ist noch immer im Besitz der Familie Hohenberg, wird von dieser auch immer noch bewohnt und es wurde mit einer Stiftung ein Museum geschaffen, das sich bemüht, besonders das persönliche Leben von Franz Ferdinand und Sophie zu zeigen, das Familienleben. Auch wurde das Jahr 2014 zum Anlass genommen, auch Franz Ferdinand in alten, neu aufgelegten, und neuen Sachbüchern umfassender zu dokumentieren. Die Tagebücher seiner Weltreise mit seinen persönlichen Ansichten und Erfahrungen sind ebenfalls erhalten. Diese Reise, die er aus Gesundheitsgründen unternahm, hat ihn sicher sehr geprägt, was für die damalige Zeit ja auch keine alltägliche Reise. Seine in meinen Augen völlig übersteigerte Jagdleidenschaft hat er auch auf dieser Reise ausleben können.
 

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Wienerin auf Rügen
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Donnerwetter, Hut ab, du scheinst ja voll im Thema zu sein. Interessant, was du zu berichten weisst.:)
Habe es ja schon geschrieben, ich bin eine Wienerin auf Rügen und da ist Habsburg schon ein intensiver Schulstoff (gewesen, wie es heute ist, weiß ich nicht), dafür fehlt mir, ehrlich gesagt, viel Wissen über Deutschlands frühere Geschichte mit den vielen Königreichen und Großherzogtümern, Preußen zum Beispiel trat bei uns im Unterricht meistens nur als Gegner der Habsburger in Erscheinung. Wobei ich in diesem Roman viel Neues über Franz Ferdinand erfahre, der auch in unseren Köpfen eher der glücklose, ermordete Thronfolger ist, als der interessante nächste Kaiser nach Franz Josef. Mich hat Elisabeth fasziniert, nicht die Märchengestalt im Film, sondern diese selbstbewusste Frau, die so gar nicht in diese starre Zeit gepasst hat und ja vor ihrer Heirat mit dem Kaiser keine Ahnung von dem strengen spanischen Hofzerimoniell hatte, das damals am Wiener Hof gepflegt wurde.
 

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Das sind sehr interessante Infos.
Und zur Jagd: Klar, die Jagd gehörte dazu - aber mit Jägern in der Familie weiß ich, dass dieses Abknallen nach Masse einem Jägern nicht ansteht. Was ich bei Wikipedia über seine Jagdlust gelesen habe, fand ich nicht schön.
Diese Massen an Tieren, die Franz Ferdinand während seines Lebens (begeistert) geschossen hat und deren Zahlen in Aufzeichnungen belegt sind, finde ich auch verstörend und zwanghaft und das hat mit Jagd nichts zu tun (wobei ich voreineingenommen bin, Veggie seit 30 Jahren). Aber wenn jemand mit Jägern in der Familie, das auch so sieht, bestätigt das meine Meinung. Ich denke, dieses Verhalten von Franz Ferdinand war auch bei Zeitgenossen von ihm teilweise umstritten und seine Frau Sophie war, wie ja auch in diesem Buch zu lesen, nicht begeistert davon. Verständlich.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Habe es ja schon geschrieben, ich bin eine Wienerin auf Rügen und da ist Habsburg schon ein intensiver Schulstoff (gewesen, wie es heute ist, weiß ich nicht), dafür fehlt mir, ehrlich gesagt, viel Wissen über Deutschlands frühere Geschichte mit den vielen Königreichen und Großherzogtümern, Preußen zum Beispiel trat bei uns im Unterricht meistens nur als Gegner der Habsburger in Erscheinung. Wobei ich in diesem Roman viel Neues über Franz Ferdinand erfahre, der auch in unseren Köpfen eher der glücklose, ermordete Thronfolger ist, als der interessante nächste Kaiser nach Franz Josef. Mich hat Elisabeth fasziniert, nicht die Märchengestalt im Film, sondern diese selbstbewusste Frau, die so gar nicht in diese starre Zeit gepasst hat und ja vor ihrer Heirat mit dem Kaiser keine Ahnung von dem strengen spanischen Hofzerimoniell hatte, das damals am Wiener Hof gepflegt wurde.
Schön, wie sich hier unterschiedliches Wissen kombiniert und verzahnt! :cool:
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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So, ich bin nun auch in der Runde dabei. Der erste Abschnitt ist gelesen und, bevor ich mich weiter in die Lektüre vertiefe, gebe ich hier auch noch meinen Senf hinzu. Zuerst aber ein herzliches Hallo an Ulf! Leserunden mit Autor finde ich immer besonders toll.

Aber nun zum Buch: Ich muss zugeben, dass ich zwar die ungefähren historischen Begebenheiten kenne (dem Leistungskurs Geschichte sei dank), aber mit der Vielzahl der Namen und Personen anfangs ganz schön überfordert war. Umso besser, dass es ein Glossar und ein Personenverzeichnis gibt. Super sind auch die einheitlichen Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel, deren Länge ich sehr angenehm finde. Es gefällt mir auch, dass aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird.

Bisher finde ich den Roman sehr kurzweilig, obwohl man den Ausgang des Ganzen kennt.
 

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Unglaublich, wie seine Frau vom Hofprotokoll behandelt wurde. Da merkt man, wie verkrustet das Habsburger Hofprotokoll war. Kaiser Franz Joseph war wirklich ein Erzreaktionär. Ich muss gestehen, dass ich bisher Franz Joseph viel zu sehr mit dem Bild des Schauspielers Böhm in Verbindung gebracht hatte.
Natürlich war der Hochadel im Umfeld des Kaisers in Wien überheblich und intrigant. Sophie war nicht nur nicht standesgemäß, sie besaß auch kein Vermögen. Wenn man den Biografien und Dokumentationen glauben darf, war sie geerdet, herzlich, aber nicht brillant. Der Kaiser hatte das Sagen und wenn er jemanden so öffentlich ablehnte, dann taten zumindest all jene, die auf Posten hofften, oder einfach weiterhin am Hof bleiben wollten, das ebenso. Damals war es in Wien so, aber wenn ich heute nach England schaue, Diana, teilweise Kate und nun Meghan, dann sehe ich au ch nach mehr als einhundert Jahren (!) keinen wesentlichen Unterschied, nur dass heute die starke Öffentlichkeit, die jeden Schritt dokumentiert, dazu die Sensationsmedien, dies alles in meinen Augen wesentlich unerträglicher machen. Ich denke, es war für Sophie sogar ein Vorteil, dass sie nicht am Wiener Hof leben musste, sie hatte dadurch tatsächlich die Chance auf ein "normales", fröhliches Familienleben.
 
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Ulf Schiewe

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Natürlich war der Hochadel im Umfeld des Kaisers in Wien überheblich und intrigant. Sophie war nicht nur nicht standesgemäß, sie besaß auch kein Vermögen. Wenn man den Biografien und Dokumentationen glauben darf, war sie geerdet, herzlich, aber nicht brillant. Der Kaiser hatte das Sagen und wenn er jemanden so öffentlich ablehnte, dann taten zumindest all jene, die auf Posten hofften, oder einfach weiterhin am Hof bleiben wollten, das ebenso. Damals war es in Wien so, aber wenn ich heute nach England schaue, Diana, teilweise Kathrin und nun Meghan, dann sehe ich au ch nach mehr als einhundert Jahren (!) keinen wesentlichen Unterschied, nur dass heute die starke Öffentlichkeit, die jeden Schritt dokumentiert, dazu die Sensationsmedien, dies alles in meinen Augen wesentlich unerträglicher machen. Ich denke, es war für Sophie sogar ein Vorteil, dass sie nicht am Wiener Hof leben musste, sie hatte dadurch tatsächlich die Chance auf ein "normales", fröhliches Familienleben.

Ja, das sehe ich ganz genauso.
 

claudi-1963

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Also der erste Leseabschnitt gefällt mir schon recht gut, bis auf die Namen die schon sehr kompliziert zum merken sind.
Die Vorbereitungen auf das Attentat fand ich sehr interessant, ich hatte mich gefragt was die drei doch recht jungen Männern dazu bewog diese Märtyrerrolle einzunehmen? Einer davon scheint ja wohl schwer krank zu sein. Ansonsten könnte ich mir nicht vorstellen sowas für mein Land zu tun, da gehört schon ganz schön Mut und Vaterlandliebe dazu.
Aber ihnen musste doch auch klar sein, das dieses Attentat zu einem Krieg führen würde, oder?

Wie gesagt dann kamen weitere komplizierte Namen dazu, ob ich die nachher noch alle zuordnen kann weiß ich nicht. Gut das es hinten im Buch ein Personenregister gibt wo man nachschauen kann. Das die Bosnier sich nicht mehr von den Österreichern bestimmen lassen wollen kann ich gut verstehen, aber muss man deshalb den Thronfolger töten?

Ob das viel ändert wenn man einen tötet, das sehen wir ja aktuell wieder, was dies auslösen kann.
Manchmal wäre es besser die Menschen würden mehr über wichtige Dinge reden, statt zu schnell zur Waffe zu greifen.
Wenn ich dann an ihre Kinder denke die ohne Vater und Mutter aufwachsen müssen, schrecklich.
Die vielen Informationen fand ich dagegen sehr interessant.Gestaunt habe ich bei der Cartier Uhr, wusst gar nicht das es diese Firma schon so lange gibt. Auch das Franzi nicht gut Englisch konnte und er deshalb wollte das seine Kinder Englisch und Französisch lernen wusste ich nicht.
Das er gerne zur Jagd ging, das kann ich mir dagegen gut vorstellen, das passte zu diesen Adeligen.

Irgendwie sehr interessant das ganze einmal etwas näher zu betrachten, den bisher kannte ich ja nur das es dieses Attentat gab und was daraus resultierte, aber so die ganzen Zusammenhänge sind doch gut geschrieben.

Ich muss nur schauen wie ich mit dem Lesen weiterkomme, da ich noch 2 LR nebenher habe. Ich hoffe das langsam mal wieder etwas Ruhe bei mir einkehrt und alle anderen alten LR zu Ende sind.
 
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claudi-1963

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Diese Massen an Tieren, die Franz Ferdinand während seines Lebens (begeistert) geschossen hat und deren Zahlen in Aufzeichnungen belegt sind, finde ich auch verstörend und zwanghaft und das hat mit Jagd nichts zu tun (wobei ich voreineingenommen bin, Veggie seit 30 Jahren). Aber wenn jemand mit Jägern in der Familie, das auch so sieht, bestätigt das meine Meinung. Ich denke, dieses Verhalten von Franz Ferdinand war auch bei Zeitgenossen von ihm teilweise umstritten und seine Frau Sophie war, wie ja auch in diesem Buch zu lesen, nicht begeistert davon. Verständlich.

Ohh doch das war damals so eine Art Prestige denken unter den Männern, man lud zur Jagd ein statt heute zu einer Party. Da konnte man sic messen wer der bessere ist, das machen die Männer doch eh immer gerne. ;) Ich denke damals war auch der Wildbestand deutlich höher und zu dem hatten ja gerade die Adeligen genug Wald der ihnen gehörte.
 

claudi-1963

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Ach, seht Ihr. Und ich habe die ganze Zeit überlegt, wo ich die Sissi einsortieren soll. Der Franzi war also der Neffe von der Sissi.:)
Ging mir auch so, ich habe die Sissi Filme ja nie alle zu Ende geschaut und von daher wenig Ahnung über diese Thronfolge. Das Attentat hatten wir natürlich auch in Geschichte, weil es ja viel nach sich zieht.
 

claudi-1963

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Es ist wirklich unglaublich, wie leichtsinnig das Militär auf die Bedrohungen und Gerüchte reagiert hat. Da kommt wirklich die Arroganz der Befehlshaber durch, aber auch Franz Ferdinand ist da ziemlich naiv.
Ja das konnte ich auch gar nicht verstehen wie man so leichtsinnig war und dachte das alle die beiden jubelnd empfangen werden