Thema "Das Licht ist hier viel heller" von Mareike Fallwickl ab 15.01.2020

FrancieNolan

Mitglied
5. Januar 2019
47
88
12
Vielleicht tut man den Amerikanern in Gänze auch Unrecht. Es ist eine bestimmte Schicht, die sich frauen- (und schwarzen-)feindlich gibt. Der weiße, selbstgefällige Mann.
Die gibt es auch hier, aber hüben wie drüben hoffe ich, dass es sich doch eher um Einzelfälle handelt. Ich persönlich habe auch in jungen Jahren keine Erfahrungen mit Übergriffigkeiten (auch nicht mit kleinen) machen müssen. Von daher bin ich optimistisch, dass das ein nicht allzu verbreitetes Phänomen ist. Die gesellschaftliche Debatte und Ächtung sollte solchen Tendenzen auch entgegen wirken.

Natürlich sollte das nicht heißen „der Amerikaner ist..“, bestimmt nicht, (es gibt allein ein starkes Stadt-Landgefälle z.B.bzgl.der Emanzipation), aber genauso können umgekehrt alle Rassen frauenfeindlich sein, wenn auch der Zusammenhang „Macht-Sex-Patriarchat“ bedingt, dass der „weiße alte Mann“ da vlt. besonders heraussticht.
Es gibt m.E. vielmehr große Teile in den USA, die sozusagen gute Nährböden für Frauenfeinlichkeit (und allg. auch diverse Minderheitenfeindseligkeiten) bieten, das fängt mit der Religion an, die in bestimmten Staaten eine ganz andere Rolle spielt als bei uns. Und auch in aufgeklärteren Gegenden, wie z.B. Californien, gibt es einen versträrkten Trend zum „Hausfrauendasein“, weil die Kinder zuhause unterrichtet werden müssen, was wiederum durch die Schul-Attentäter bedingt ist usw...meiner Beobachtung nach werden die Frauen tw., nicht überall natürlich, aber immer öfter an Heim und Herd zurückgedrängt, viele in den Problemgebieten sind auch schlicht arbeitslos, das trifft weltweit wohl oft die Frauen zuerst. Die USA hat überdies auf dem Land ein großes Problem mit Minderjährigen-Schwangerschaften, da kommt einiges zusammen, ich gebe hier die Erfahrungen der letzten 10 Jahre von Deutschen, die in den USA leben, oder mit Amerikanern verheiratet sind, US-Bürgern selbst und einer US-Mittzwanzigerin wieder, die in Dtl.aufgewachsen ist, die USA regelmäßig besucht und von Jahr zu Jahr schockierter zurückkommt. Das einzige, was ich nicht mehr habe, sind Kontakte zu Trumpanhängern aus dem Mittelwesten - die meinten wir Deutschen hätten keine Ahnung, wie Mexikaner und Chinesen alles kaputtgemacht hätten und blabla, Donald ist Demokrat, nur schlauer als alle Anderen - naja, das ging dann irgendwann nicht mehr.
Ich erlebe oft im Bekanntenkreis, dass von den USA geschwärmt und vieles von dort übernommen wird, viel unkritischer, als man es anderen Nationen gegenüber wäre. Ich war 1987 das erste Mal dort und liebe es durchaus, leben wollte ich dort aber sicher nicht, die Mentalitätsunterschiede zu Deutschen sind m.E. größer als es scheint, und die Entwicklung seit Trump beobachte ich einfach mit Sorge. Im Oktober will ich wieder hin - ich bin gespannt, was ich an Veränderungen seit 2013 vorfinde.
 

FrancieNolan

Mitglied
5. Januar 2019
47
88
12
Man sollte doch auch meinen, dass solche Dating Apps wie Tinder helfen, sexuelle Bedürfnisse auf Augenhöhe zu befriedigen. Dort kann sich doch Gleiches zu Gleichem gesellen - ohne dass Grenzen übertreten werden müssen!
Hoffentlich, ganz sicher bin ich mir aber nicht. Ich kenne da eine Frau, persönlich hatte ich immer die Fantasie, dass sie als Kind sexuell ausgebeutet wurde, das dürfte bei Einigen schon auch fragwürdig sein. Aber ok, grundsätzlich sollte man von Einverständnis/Augenhöhe ausgehen können, zumindest ist ja niemand gezwungen sich dort anzumelden.

Ich meinte allerdings nicht direkt, ob man bei Tinder mitmacht oder nicht, sondern das allgemeine sexistische, frauenfeindliche Verhalten, das Wenger an den Tag legt, m.E.nicht sehr verdeckt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Bei Jugendlichen, klar, das kenne ich (ältester Sohn ist jetzt 24), aber hier sind die Erwachsenen, vor allem die Mutter, ja nicht besser, im Gegenteil. Ich habe arbeitstechnisch nur noch wenig mit Jugendlichen zu tun, hatte aber die Hoffnung, dass das extreme SM-Nutzen, wie in meiner Umgebung auch, eher ein vorübergehendes Phänomen ist...viele junge hier sind längst aus Facebook raus und lehnen Insta&WhatsApp ab, der Konsum scheint doch spätestens nachzulassen, wenn Kinder ins Spiel kommen, das war mein Eindruck.
Natürlich sieht man auch immer häufiger Ipads und Smartphones im Dauergebrauch auf dem Spielplatz, das ist mir schon auch aufgefallen.
Naja, in jedem Fall ist die Darstellung dieser Familie dann schon sehr gut, denn es wird ja erschreckend deutlich, dass null Kommunikation stattfindet und die Eltern nur mit sich beschäftigt sind. Das höre ich von Exkollegen halt auch oft dergestalt, dass Kinder angeschafft werden wie andere Statussymbole, vor allem in der Mittelschicht zunehmend.
Habe heute extra meine Kurs gefragt, die sind 18. Sie Posten deutlich weniger als früher, so der Kommentar ;).
Allerdings haben sie auch bemerkt, dass gerade die Gruppe 30-40 die SM für sich entdeckt. Partizia passt da genau ins Bild.
 
  • Like
Reaktionen: Literaturhexle

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.179
49
Natürlich sollte das nicht heißen „der Amerikaner ist..“, bestimmt nicht, (es gibt allein ein starkes Stadt-Landgefälle z.B.bzgl.der Emanzipation), aber genauso können umgekehrt alle Rassen frauenfeindlich sein, wenn auch der Zusammenhang „Macht-Sex-Patriarchat“ bedingt, dass der „weiße alte Mann“ da vlt. besonders heraussticht.
Es gibt m.E. vielmehr große Teile in den USA, die sozusagen gute Nährböden für Frauenfeinlichkeit (und allg. auch diverse Minderheitenfeindseligkeiten) bieten, das fängt mit der Religion an, die in bestimmten Staaten eine ganz andere Rolle spielt als bei uns. Und auch in aufgeklärteren Gegenden, wie z.B. Californien, gibt es einen versträrkten Trend zum „Hausfrauendasein“, weil die Kinder zuhause unterrichtet werden müssen, was wiederum durch die Schul-Attentäter bedingt ist usw...meiner Beobachtung nach werden die Frauen tw., nicht überall natürlich, aber immer öfter an Heim und Herd zurückgedrängt, viele in den Problemgebieten sind auch schlicht arbeitslos, das trifft weltweit wohl oft die Frauen zuerst. Die USA hat überdies auf dem Land ein großes Problem mit Minderjährigen-Schwangerschaften, da kommt einiges zusammen, ich gebe hier die Erfahrungen der letzten 10 Jahre von Deutschen, die in den USA leben, oder mit Amerikanern verheiratet sind, US-Bürgern selbst und einer US-Mittzwanzigerin wieder, die in Dtl.aufgewachsen ist, die USA regelmäßig besucht und von Jahr zu Jahr schockierter zurückkommt. Das einzige, was ich nicht mehr habe, sind Kontakte zu Trumpanhängern aus dem Mittelwesten - die meinten wir Deutschen hätten keine Ahnung, wie Mexikaner und Chinesen alles kaputtgemacht hätten und blabla, Donald ist Demokrat, nur schlauer als alle Anderen - naja, das ging dann irgendwann nicht mehr.
Ich erlebe oft im Bekanntenkreis, dass von den USA geschwärmt und vieles von dort übernommen wird, viel unkritischer, als man es anderen Nationen gegenüber wäre. Ich war 1987 das erste Mal dort und liebe es durchaus, leben wollte ich dort aber sicher nicht, die Mentalitätsunterschiede zu Deutschen sind m.E. größer als es scheint, und die Entwicklung seit Trump beobachte ich einfach mit Sorge. Im Oktober will ich wieder hin - ich bin gespannt, was ich an Veränderungen seit 2013 vorfinde.
Danke dir für die spannenden Hintergrundinfos und Erfahrungsberichte aus den Staaten!
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Querleserin

FrancieNolan

Mitglied
5. Januar 2019
47
88
12
LA4:
Als erstes ein Geständnis: ich habe die Leseabschnitte vier und fünf zusammen gelesen, ich habe das Buch schlicht und ergreifend gestern Abend ausgelesen, weil ich einfach nicht anders konnte!

An dieser Stelle sei schon erwähnt, dass ich inzwischen begeistert von dem Buch bin, und es auch mit fünf Sternen bewerten würde.

Den Stoff fand ich schon so dicht, dass es mir, ehrlich gesagt, schwer fällt, alles noch mal auseinanderzuklamüsern. Es gibt viele Aussagen in diesem Buch, die mich nachdenklich machen. Alleine das Thema #metoo hatte ich schon etwas adacta gelegt - es ist jetzt natürlich noch einmal wichtiger geworden, und ich werde auch den Weinstein-Prozess z.B. nun mitverfolgen und das ein oder andere sicherlich mit anderen Augen betrachten.

Zurück zum vorlzt.LA:
Wenger zeigt sich wieder mal oder endgültig als mieser Vater, er ist einfach ein großer Egoist, und alles, was er will, ist endlich wieder Starautor sein, da kniet er sich rein, und er schreckt dazu vor nichts zurück - natürlich hat er null Skrupel die Briefe zu benutzen, die er nicht mal lesen dürfte, und obwohl er sich in seiner grenzenlosen Arroganz vergaloppiert, gewinnt er am Ende, grrr!
Wie traurig auch, dass es zwar zu einem klärenden Gespräch mit seiner Tochter kommt, dass er aber auch hier wieder nichts richtig versteht und sich selbst von der eigenen Tochter nicht von seinem skrupellosen Verhalten abhalten lässt. Er war mir in diesem Abschnitt sehr zuwider.

Zoey erlebt die schon erwartete Enttäuschung, lernt aber auch Einiges über die Liebe, über ihre Mutter, und kann sich immer besser abgrenzen, sie verkörpert für mich die Hoffnung in diesem Buch. Ihre Einstellung zu Äußerlichkeiten finde ich toll, auch wenn mir im echten Leben wenig junge Mädels begegnen, die ähnliches denken, als Ideal vlt., aber Zoey versucht es umzusetzen, davor kann man den Hut ziehen. Wenn dahinter auch ein Ideal der Autorin steckt, ist mir das sehr sympathisch.

Die Briefe wiederum - für mich ja schon wiederholt gesagt: der beste Part der Geschichte - offenbaren nun in Gänze das schreckliche Geschehen...und haben mich in allererster Linie zum Nachdenken veranlasst. Auch wenn ich z.B.zu wissen glaube, dass man hier in Dtl.bei einer solchen Anzeige eine weibliche Beamtin bekommt, die i.d.R.auch geschult sind, um genau das zu vermeiden, was hier geschildert wird, gibt es aufgrund der Beweislast natürlich schon diese Tendenz zur, ich nenne es mal, „Mitverurteilung“, und auch diese wenig hilfreichen juristischen Kriterien wie „schreien machts glaubwürdiger“ etc. Es ist einfach ein System-/Instiution.Problem, es müsste grundsätzlich verändert mit solchen Fällen umgegangen werden, insofern fand ich die Botschaft dieser Briefe und auch die Fragen der Autorin, genau wie auch Zoeys Anmerkungen zur Verarbeitung der Verletzung, sehr gut. Auch gut gefallen hat mir die Szene mit Frau Inglbert, eine geschickte Art ein paar Fakten und eine Außensicht reinzubringen...es gab dagegen eine andere Stelle, wo die Autorin plötzlich Tatsachen/statistische Fakten erwähnt, wo es mir etwas unvermittelt geschah und meinen Lesefluss gestört hat - finde ich leider gerade nicht, vlt. war’s auch nicht LA4, dann sorry. Aber auch nur eine halbe Seite, von daher nicht so entscheidend.
Und nicht zuletzt macht es auch Spaß, immer wieder die Randbemerkungen zum Buchbetrieb zu lesen, die kleinen Seitenhiebe auf die SpiegelBestsellerListe, die mangelnde Konzentrationsfähigkeit jungen Leser und Ähnliches....ja, und dann wollte ich wissen, wie es nun ausgeht, das Buch hat einfach Sog!
 

FrancieNolan

Mitglied
5. Januar 2019
47
88
12
Mich nervt dieser permanente Körperkult, der konstante Kampf um die Falten, die Negierung des Alterungsprozesses wahnsinnig. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe. Überall steht Wellness und Beauty drauf...
Ich finde es großartig gemacht von Fallwickl, dass gerade ein junges Mädchen diese kranke Entwicklung bei ihrer Mutter beobachtet. Im wahren Leben haben ja wohl die Jungen ihre Follower:eek:.

Bei diesem Brief musste ich heftigst schlucken. Dieses Perfide: wie man ihren verheirateten Freund weg gelockt hat (Weichei!) Und dann.... Das war harter Tobak. Das kann man nicht verwinden. Am Ende noch die Drohung, sich an der Azubine zu vergehen. Bäh!!!

Na, da sind wir uns im großen Ganzen wieder sehr einig, die Darstellung der Mutter, und eben nicht des Teenies, finde ich auch fast einen Geniestreich...wobei es sich durchaus mit meinen Beobachtungen deckt, dass zunehmend auch Ältere YouTubeChannel eröffnen und in den lzt beiden Jahren Instagram für sich entdeckt haben. Es gibt eine ganze Menge, inzwischen auch deutsche, Ü40,Ü50-Beauty&Kosmetikchannels, glaube ich. Und einen großen Boom an veganen und Fitnesskanälen zu der Zeit des Buches sowieso, zwar mehr, aber auch nicht nur von ganz jungen Leuten. Das lässt gerade wieder nach. Und ist natürlich nur ein sehr subjektiver Eindruck, dauernd hänge ich da nun auch nicht rum, aber ich würde mal vorsichtig behaupten, dass das so sein kann und deshalb auch gar nicht unrealistisch ist. Wenn es bei Teenagern zur Abkehr vom Selbstoptimierungswahn führen würde, müsste man es ja fast begrüßen.

Ja, das mit dem Freund, der abhaut, das ist wirklich mehr als hart, hier fand ich es toll, dass die Autorin es so gut schafft die Hilflosigkeit spürbar zu machen, mit eigentlich wenigen Worten.
 

FrancieNolan

Mitglied
5. Januar 2019
47
88
12
LA 5:
..schade, dass das Wenger Kapitel am Ende ist. Will die Autorin uns vor Augen führen, dass Männer wie Wenger sich nicht ändern werden?
Ein großartiger Roman!

Zu LA5/Vorsicht Spoiler!


Allem, was Du schreibst, kann ich nur zustimmen.
Zur lzt.Frage/Zitat: Ja, ich verstehe das so. Mir fällt dazu nichts anderes ein. Da Wenger m.E.ein recht extremer Vertreter des awMannes ist, gebe ich der Autorin im Nachhinein auch Recht - das Gespräch mit Zoey, wo er ja versteht, dass sie fast vergewaltigt wurde, und doch eigentlich überhaupt nichts versteht, ist da für mich eine Schlüsselszene - er ist bestürzt, hat aber vom Empfinden seiner Tochter/aller Frauen (wie Zoey so schön erkennt) wirklich null Ahnung, und ich sehe da keinen Ansatzpunkt, wo er dazulernen könnte. Auch, dass er am Schluss trotz gewisser Zweifel nichts besseres zu tun hat, als seiner „spontan-genialen“Idee zu folgen, weil sie ach so „wagemutig“ ist und „er ja weiß, was sie braucht“ (S.379), weist in seiner Selbstverliebtheit auf nichts anderes hin, und dass er dann noch die Schachnovelle einpackt, ist einfach nur der Gipfel des Hohns!
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.179
49
@FrancieNolan
Ich finde mich in all deinen Ausführungen wieder! Man kann die LA 4 und 5 auch schwer zusammenfassen oder trennen, weil das Buch zu diesem Zeitpunkt einfach zuviel Fahrt aufgenommen hat.

Im ersten Moment (zu schnell gelesen!) war ich etwas geschockt vom Ende: Wie sollte sich dieser Ober-Macho zum sensiblen Mann entwickelt haben, der selbstlos nach San Remo reist, um eine verletzte Seele zu trösten?!?

Aber dann habe ich sacken lassen und nochmal zurück geblättert. Dann wird alles klar. Er behält sein unsterbliches Selbstbewusstsein und sieht nur seinen Spaß und seine Vorteile. Wie schade, dass man Marlen nicht warnen kann! Da kommt einer, der das schlimmste Kapitel ihres Lebens kennt, sich als den einfühlsamen Tröster gibt, mit dem Buch in der Hand eine Art Seelenverwandtschaft ausdrückt... - und sie weiß es nicht und tappt womöglich in die Falle :confused:.

Ein tolles Buch mit wichtigen, zeitgemäßen Themen. Von mir auch 5 Sterne!
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Querleserin