Rezension Rezension (5/5*) zu Der Attentäter: Historischer Thriller von Ulf Schiewe.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Attentäter: Historischer Thriller von Ulf Schiewe
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Sarajewo 1914

Am 28. Juni 1914 in Sarajevo starben der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie bei einem Attentat. Die Kugeln des Mörders trafen sie in einem offenen Automobil, das sie an der neugierigen und jubelnden Menge vorbeiführte.
Dieses geschichtliche Ereignis hat die Welt verändert und jeder hat wohl schon im Geschichtsunterricht von diesem Attentat und seinen Auswirkungen gehört.
Ulf Schiewe hat daraus einen überaus fesselnden Thriller gemacht, der mit hohem Tempo und Spannung auf den Höhepunkt zusteuert.
In den einzelnen Kapiteln, die Datums-und Zeitangabe eine Chronologie des Geschehens bilden, führt er uns in das Leben des Vielvölkerstaats. Es gärt überall, serbische Separatisten, bosnische Muslime – fühlen sich nicht heimisch unter der österreichischen Krone. Zwar brachte die Verwaltung Fortschritt, Straßen wurden gebaut, Eisenbahnlinien durchziehen das Land, aber die Separatisten träumen von der Unabhängigkeit. Ganz besonders junge Menschen sind den Ideen zugewandt. So auch der spätere Mörder Gavrilo Princip, der ein romantisch verklärtes Weltbild hat und von der Revolution träumt. An Schwindsucht erkrankt, hat er nicht viel zu verlieren. Er und seine Mitstreiter sind also leicht zu verführen und sie erinnern mich daran, dass es auch in der Gegenwart genug Beispiele gibt, wie schnell junge Menschen instrumentalisiert werden können.
Aber wie die Politik Österreichs diese Strömungen in den Völkern ignoriert und wie dadurch erst die Pläne für einen Umsturz entstanden sind und wie Geheimdienste und Militär von solchen Plänen erfuhren, aber durch Engstirnigkeit, Überheblichkeit und Hybris, alles als Hirngespinste abtun, wird vom Autor mit minutiöser Genauigkeit erzählt. Dabei bleibt er ganz dicht an den historischen Ereignissen und alles, was er schreibt, ist belegt. Natürlich werden einige fiktive Figuren erdacht um eine Rahmenhandlung zu schaffen, die sich in die Geschehnisse nahtlos einfügen und für zusätzliche Spannung sorgen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spannungsroman gleichzeitig eine Geschichtsstunde sein kann und wurde mit Ulf Schiewes Buch eines Besseren belehrt. Toll geschrieben und absolut empfehlenswert.


von: Milena Michiko Flašar
von: Eva Björg Ægisdóttir
von: Victoria Hohmann
 
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