Rezension (3/5*) zu Ghosting: Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter von T.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Wisch und weg

Ghosting, das ist der abrupte kommentarlose und vollständige Kontakt- und Kommunikationsabbruch in einer zwischenmenschlichen Beziehung. Einen derartigen Abbruch einer Beziehung gab es wohl schon immer. Die deutsche Journalistin und Autorin Tina Soliman beschäftigt sich im vorliegenden Buch mit dem Phänomen des spurlosen Verschwindens im digitalen Zeitalter.
Das digitale Zeitalter ein einziger Widerspruch. Noch nie war es schwieriger und zugleich einfacher Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen. Die Lebensweise der heutigen Zeit ermöglicht nicht immer die Anbahnung einer Beziehung auf „traditionellem“ Weg. Ungleich schneller und vielfältiger steht das World Wide Web mit seinen unzähligen Datingapplikationen zur Verfügung. Gefällt mir, ja, nein, links, rechts, wisch und weg, so einfach ist es zu wählen oder gewählt zu werden.
Doch ist es das wirklich? Auch hier treffen wir auf Widersprüche. Bindungsangst gegen Trennungsangst, Sehnsucht nach Nähe gegen Unverbindlichkeit, Liebe gegen Sicherheit, Romantik gegen Deal.
Kann das vollständige Abbrechen eines Kontakts nach einer rein virtuellen Kommunikation oder einiger weniger realer Treffen noch als Unhöflichkeit oder der Scheu vor einer Konfrontation interpretiert werden, ist das spurlose Verschwinden aus langanhaltender Beziehung umso unverständlicher.
Die Sehnsucht und Suche nach dem einen, dem einzigen, dem besten Menschen lässt scheinbar alle Optionen offen.
Anhand von Einzelschicksalen bemüht sich die Autorin ein umfassendes Bild vom Phänomen „Ghosting“ zu erzeugen, lässt Betroffene auf beiden Seiten des Geschehens zu Wort kommen. Eine Erklärung für das Phänomen liefert sie nicht, zeigt aber die zahlreichen Facetten des Ghosting und bietet ein wenig Hilfestellung wie die Betroffene damit umgehen können.


von: Rudyard Kipling
von: Hannah Fry
von: Sigríður Hagalín Björnsdóttir