6. Leseabschnitt: Samstag, 27. Juni 1914 (S. 351 bis S. 402)

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Beim Lesen dieser Seiten fiel mir die Redewendung "Ruhe vor dem Sturm" ein, wir erleben das Thronfolgerpaar entspannt und sehr zufrieden mit dem Verlauf der Reise, beide freuen sich aber auch, bald wieder zu Hause zu sein. Gavrilo hat ebenfalls Momente, in denen er den strahlend schönen Tag nicht mit dem geplanten Ablauf des kommenden Tages in Verbindung bringen kann und will. Aus militärischer und politischer Überzeugung, aber wohl auch wegen des bisher so freundlich und erfolgreich verlaufenen Besuches, lehnt der Kronprinz es ab, in einem geschlossenen Wagen zu fahren. Potiorek, überheblich, arrogant und zudem antisemitisch, weigert sich, auf Markovic zu hören. Eine glückliche Bevölkerung, die dem Kronprinzenpaar zujubelt, genau so muss es sein, damit er, Potiorek bei der nächsten Beförderung nicht mehr übergangen wird.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Interessant finde ich, dass Gavrilo, als er die Herzogin sieht, doch ein paar Skrupel kriegt. Vorher war das Herrscherhaus für ihn wohl nur etwas Fernes. Das erinnert mich irgendwie an Shitstorms im Internet. Je anonymer jemand, desto weniger Hemmungen hat man.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch, dass er "zwischen Heldenmut und Todesangst" schwankt, Und er fängt auch (wieder) an, über seinen eigenen Tod zu resümieren. Aber von moralischen Bedenken, einen Menschen zu töten, ist hier wieder weit und breit keine Spur.
Die Szene mit Jelena hat mir Gavrilo unsympathisch(er) werden lassen.
Dass der LA mit "Dann lacht niemand mehr über mich." endet, finde ich sehr vielsagend in Beziehung auf Gavrilos Situation. Allerdings ist es natürlich unangebracht, sich durch bestimmte Handlungen/Taten Respekt verschaffen zu wollen.
 

Amena25

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Interessant finde ich, dass Gavrilo, als er die Herzogin sieht, doch ein paar Skrupel kriegt.
Ein gesichtsloser Feind ist eben doch etwas ganz anderes! Einem Mensch von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen und diesen umzubringen, gelingt wohl nur ganz abgebrühten Menschen. Hier zeigt ich auch, dass Gavrilo eben ncht so ist. Und trotz aller Unsicherheit bleibt er bei seinem Vorhaben.
 

Amena25

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[QUOTE="ElisabethBulitta, post: 74624, member: 2321"
Die Szene mit Jelena hat mir Gavrilo unsympathisch(er) werden lassen.
[/QUOTE]
Mir geht es eher so, dass ich Gavrilos Verhalten nachvollziehen kann, so wie Jelena ihn herausfordert. Sie scheint ja deutlich erfahrener zu sein und treibt ihre Spielchen mit ihm. Es zeigt aber auch Gavrilos etwas unbeherrschtes Wesen.
 
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ElisabethBulitta

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[QUOTE="ElisabethBulitta, post: 74624, member: 2321"
Die Szene mit Jelena hat mir Gavrilo unsympathisch(er) werden lassen.
Mir geht es eher so, dass ich Gavrilos Verhalten nachvollziehen kann, so wie Jelena ihn herausfordert. Sie scheint ja deutlich erfahrener zu sein und treibt ihre Spielchen mit ihm. Es zeigt aber auch Gavrilos etwas unbeherrschtes Wesen.[/QUOTE]

Etwas unbeherrscht ist gut. Nun ja, man muss es vielleicht auch so sehen, dass er a) nervös ist und b) sowieso nichts mehr zu verlieren hat. Aber er scheint sich ja auch kaum Gedanken darüber zu machen, dass er krank ist und anere ansteckt. Auch diese Skruoel treten immer nur kurz zutage.
 
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Ulf Schiewe

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Mir geht es eher so, dass ich Gavrilos Verhalten nachvollziehen kann, so wie Jelena ihn herausfordert. Sie scheint ja deutlich erfahrener zu sein und treibt ihre Spielchen mit ihm. Es zeigt aber auch Gavrilos etwas unbeherrschtes Wesen.

Etwas unbeherrscht ist gut. Nun ja, man muss es vielleicht auch so sehen, dass er a) nervös ist und b) sowieso nichts mehr zu verlieren hat. Aber er scheint sich ja auch kaum Gedanken darüber zu machen, dass er krank ist und anere ansteckt. Auch diese Skruoel treten immer nur kurz zutage.[/QUOTE]

Tunnelvision. Man nimmt rechts und links von den eigenen Absichten und Einstellungen nichts mehr wahr.
 

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Die Szene mit Jelena hat mir Gavrilo unsympathisch(er) werden lassen.
Mir geht es eher so, dass ich Gavrilos Verhalten nachvollziehen kann, so wie Jelena ihn herausfordert. Sie scheint ja deutlich erfahrener zu sein und treibt ihre Spielchen mit ihm. Es zeigt aber auch Gavrilos etwas unbeherrschtes Wesen.[/QUOTE]
Jelena war ja aus einer gutbürgerlichen Familie, ich vermute eher, sie hat zwar gerne mit jungen Männern geschmust, sich hofieren lassen, aber war zu gut und streng erzogen, um weiter zu gehen. Wir schreiben das Jahr 1914. Ich vermute, dass sie deshalb auch von ihrem früheren "Freund" Ranko nichts mehr wissen will, vermutlich hat auch dieser ihr Verhalten missverstanden, so wie auch Gavrilo es falsch gedeutet hat.
 

wal.li

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Diesen Pontiorek fand ich ziemlich fürchterlich, nur damit nichts durcheinander kommt und der Thronfolger seinen Ablaus bekommt, schlägt er alle Warnungen in den Wind.

Als Gavrilo die Herzogin sieht, erkennt er, dass sie ein Mensch ist, ein freundlicher Mensch. Wieder so ein Moment, der alles hätte ändern können. Doch als er sich vergisst als er mit Jelena zusammen ist, wird er wütend anstatt sich zu schämen. In die Wut kann man ja immer schön ausweichen. Und wütend lassen sich auch leichter Anschläge verüben.
 

Querleserin

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Die Szene mit Jelena hat mir Gavrilo unsympathisch(er) werden lassen.
Mir geht es eher so, dass ich Gavrilos Verhalten nachvollziehen kann, so wie Jelena ihn herausfordert. Sie scheint ja deutlich erfahrener zu sein und treibt ihre Spielchen mit ihm. Es zeigt aber auch Gavrilos etwas unbeherrschtes Wesen.[/QUOTE]
Trotzdem bleibt ein Nein ein Nein, spätestens an dem Punkt, an dem sich Jelena wehrt, hätte er aufhören müssen. Und wie @ElisabethBulitta richtig bemerkt, er hätte sie anstecken können.
 

Bibliomarie

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ass der LA mit "Dann lacht niemand mehr über mich." endet, finde ich sehr vielsagend in Beziehung auf Gavrilos Situation.

Auch dieser Gedanke zeigt, wie unreif die Attentäter doch sind. Natürlich wird immer wieder Serbien hochgehalten, aber da scheinen auch persönliche Gekränktheiten eine Rolle zu spielen. Er will sich beweisen, berühmt werden, wenn er schon nicht leben kann. Auch wenn es flapsig klingt, er ist nur ein Würstchen.
 

Bibliomarie

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Manchmal schien mir, dass Gavrilo doch noch zurückschreckt. Besonders als er Sophie zum ersten Mal sieht, kurz kommt ihm in den Kopf, dass ja eine völlig Unschuldige sterben muss. Aber die Zweifel sind wirklich nur kurz, genau wie das Gefühl, dass Jelena in ihm ausgelöst hat.
Da fällt ihm ja ein, dass er sie anstecken könnte, aber auch das ist nur ein flüchtiger Gedanke. Was für ein unreifer, verblendeter Dummkopf.
Markovic weiß, dass er kaum etwas ausrichten kann, er kann eigentlich nur auf einen Zufallstreffer hoffen.

Und Ferdinand und Sophie wollen nur noch die letzte Visite absolvieren und freuen sich auf ihr Zuhause und die Kinder.
 

milkysilvermoon

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Ich denke, es ist in diesem Moment einfach Egoismus, dass Gavrilo in Kauf nimmt, Jelena anzustecken. Er weiß ja, dass er es wahrscheinlich war, der die beiden Kameraden infiziert hat. Dass die Gefahr groß ist, auch Jelena anzustecken, wird ihm bewusst. Es ist ihm aber wichtiger, einen schönen letzten Abend zu haben. Ich frage mich aber auch, was er erwartet hat. Wie Danilo schon sagte: Es führt doch zu nichts. Es ist allenfalls eine kurze Ablenkung. Und dass sich Jelena ihm nicht ganz hergibt, damit war zu rechnen.

Mir sind vor allem in diesem Abschnitt viele Vertipper und ähnliche Fehler aufgefallen, zum Beispiel „Konan“ (S. 371).
 
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milkysilvermoon

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Interessant finde ich, dass Gavrilo, als er die Herzogin sieht, doch ein paar Skrupel kriegt. Vorher war das Herrscherhaus für ihn wohl nur etwas Fernes. Das erinnert mich irgendwie an Shitstorms im Internet. Je anonymer jemand, desto weniger Hemmungen hat man.

Ja. Heutzutage sieht man überall Fotos von Promis: in den Printmedien, im Fernsehen und im Internet. Aber damals war das nicht so. Ich habe es so verstanden, dass Gavrilo bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht wusste, wie sie aussieht. Und nun hat sie ein Gesicht bekommen und wirkt darüber hinaus noch sympathisch. Das bringt ihn dann ins Grübeln, ob es richtig ist, dass sie ebenfalls ums Leben kommen wird.
 

Ulf Schiewe

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Ich denke, es ist in diesem Moment einfach Egoismus, dass Gavrilo in Kauf nimmt, Jelena anzustecken. Er weiß ja, dass er es wahrscheinlich war, der die beiden Kameraden infiziert hat. Dass die Gefahr groß ist, auch Jelena anzustecken, wird ihm bewusst. Es ist ihm aber wichtiger, einen schönen letzten Abend zu haben. Ich frage mich aber auch, was er erwartet hat. Wie Danilo schon sagte: Es führt doch zu nichts. Es ist allenfalls eine kurze Ablenkung. Und dass sich Jelena ihm nicht ganz hergibt, damit war zu rechnen.

Mir sind vor allem in diesem Abschnitt viele Vertipper und ähnliche Fehler aufgefallen, zum Beispiel „Konan“ (S. 371).

Den hatte ich schon notiert. Trotzdem danke für den Hinweis. Egal wie gut man schaut, es schlüpfen immer diese Kleinigkeiten durch. Ärgerlich.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Den hatte ich schon notiert. Trotzdem danke für den Hinweis. Egal wie gut man schaut, es schlüpfen immer diese Kleinigkeiten durch. Ärgerlich.

Falls es für eine zweite Auflage relevant ist: Im letzten Abschnitt habe ich auch noch mindestens einmal „Konan“ gesehen. Mir ist zudem aufgefallen, dass im gesamten Buch oftmals Abführungszeichen nach der wörtlichen Rede fehlen.