Rezension Rezension (4/5*) zu Juni 53: Kriminalroman von Frank Goldammer.

Amena25

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23. Oktober 2016
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Heller unter Druck

„Juni 53“ ist der 5. Band der Krimireihe um den sympathischen Kommissar Max Heller, der zeitgeschichtlich interessierte Leser in seinen Bann ziehen kann.

Während in der noch jungen DDR die Unzufriedenheit der Bevölkerung stetig wächst und immer mehr Leute in den Westen fliehen, setzt die Regierung auf eine harte Linie. Im Juni 1953 kommt es auch in Dresden zu massiven Protesten gegen die DDR-Regierung. Im Zuge der Unruhen kommt der Leiter einer Firma für Isolationen zu Tode. Bald stellt sich heraus, dass es kein Unfall war, sondern dass er brutal mit Glaswolle wie eine Gans gestopft und damit erstickt wurde. Während Max Heller ermittelt und bald den Verdacht hegt, dass der Mord mit den Aufständen vermutlich gar nichts zu tun hat, muss er auch noch an anderen Fronten kämpfen. Beruflich ist Max Heller, der nicht in die SED eintreten will, schon lange aufs Abstellgleis geraten. Zudem bekommt er den Genossen Bech von der Stasi zur Seite gestellt, der aber eher Max Hellers Ermittlungen überwacht, kritisiert und sogar blockiert als die Lösung des Falles vorantreibt.
Auch privat läuft es für Heller nicht rund. Seine Frau Karin drängt auf eine Entscheidung: sie möchte zu Sohn Erwin in den Westen gehen. Mit dem zweiten Sohn Klaus, der sich völlig dem sozialistischen System verschrieben hat, gibt es sowieso nur noch Konfrontation.
Die Beschreibung des Alltags in der noch jungen DDR wirkt sehr authentisch und packend. Hellers Geradlinigkeit konnte schon in den vorhergehenden Bänden überzeugen. Seine Reflexionen zum jeweils herrschenden System und seine charakteristische Art, damit umzugehen, wecken immer wieder die Sympathien des Lesers. Durch seine Biographie und sein Familienleben wird dem Leser auf ganz anschauliche und authentische Weise Historie nahe gebracht. Allerdings gerät dadurch die eigentliche Krimihandlung etwas in den Hintergrund. Auch Hellers Alleingänge bei der Lösung des Falles wirken nicht immer ganz glaubwürdig. Dennoch ist ,,Juni 53" packend, unterhaltsam und besonders für Leser, die sich für Zeitgeschichte und Politik interessieren, empfehlenswert.


 

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