Vom Ende einer Geschichte

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
und dann noch das Tagebuch Adrians, das Veronica jedoch nicht herausrücken will.
Nun, dass war doch aber gerade zu klar, so wie die sich aufgeführt hat, als dann TONY derjenige war, der den Schlussstrich zog, obwohl SIE ihn die ganze Zeit gedemütigt und manipuliert hat und als er den Bruder Jack um Hilfe bittet (bei mir Seite 91), wird das nochmal klar, dass es nicht nur ein subjektives Gefühl von Tony war, als der Bruder schreibt: [zitat] Hab schon vor Jahren aufgegeben sie zu irgendwas bewegen zu wollen. Und offen gestanden, wenn ich ein gutes Wort für dich einlege, bewirkt das womöglich das Gegenteil .[/zitat]

Sein Anwalt fragt, ob Tony Veronicas Ansinnen nachvollziehen könne:[zitat] Ich musste lachen. Einblick in Veronicas Sinnen und Trachten war vor vierzig Jahren eins meiner Probleme gewesen[/zitat]. Da mußte ich auch lachen, grotesk, ein halbes Leben lang her, was für ein.... Weib.
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Insgesamt aber ist der zweite Teil auch so dermaßen charmant und witzig geschrieben, dass ich mittlerweile so viel unterstrichen habe, dass das halbe Buch gelb ist ;). Die philosophischen Anmerkungen und Grübeleien zu dem Thema des Lebens: das Leben selbst, sind einfach nur großartig: [zitat] ...paradox: Die Geschichte, die sich direkt vor unser Nase vollzieht, sollte eigentlich am klarsten sein, und doch ist sie am schwierigsten zu fassen. [/zitat]
oder auch herrlich [zitat] wenn wir jung sind, kommt uns jeder über dreißig alt vor, jeder über fünfzig vergreist... Am Ende fallen wir alle in dieselbe Kategorie, die der Nichtjungen. [/zitat]
Ich finde auch die philosophischen Betrachtungen besonders gut. Oft muss ich innehalten, um den Satz noch einmal zu lesen.
„Aber die Zeit...die Zeit, die uns erst lähmt und dann beschämt.“
Der Erzähler hält uns gnadenlos den Spiegel vor.
Auch der Ausschnitt aus dem Tagebuch ist erhellend. Akkumulieren wir nur und vermehren quantitativ unsere Erinnerungen oder steigern wir uns, leben wir qualitativ. Kann ich das überhaupt mathematisch ausdrücken? Ist nicht jede Erfahrung ein Plus, in welche Richtung auch immer...
Sehr spannend ist der Abbruch, wenn Tony...

„Wie oft erzählen wir unsere eigene Lebensgeschichte? Wie oft rücken wir sie zurecht, schmücken sie aus, nehmen verstohlene Schnitte vor?“
Und dann folgt der Brief, den Tony im ersten Teil nur kurz erwähnt. Er habe richtig geantwortet, jetzt lesen wir den Rüden, unverschämten Brief und der Ich-Erzähler schämt sich regelrecht. Gut gemacht. (Da bin ich jetzt inhaltlich).

Vielleicht hat dieser Brief auch zum Selbstmord beigetragen? Lese gespannt weiter.
 

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
Ich finde auch die philosophischen Betrachtungen besonders gut. Oft muss ich innehalten, um den Satz noch einmal zu lesen.
„Aber die Zeit...die Zeit, die uns erst lähmt und dann beschämt.“
Der Erzähler hält uns gnadenlos den Spiegel vor.
Auch der Ausschnitt aus dem Tagebuch ist erhellend. Akkumulieren wir nur und vermehren quantitativ unsere Erinnerungen oder steigern wir uns, leben wir qualitativ. Kann ich das überhaupt mathematisch ausdrücken? Ist nicht jede Erfahrung ein Plus, in welche Richtung auch immer...
Sehr spannend ist der Abbruch, wenn Tony...

„Wie oft erzählen wir unsere eigene Lebensgeschichte? Wie oft rücken wir sie zurecht, schmücken sie aus, nehmen verstohlene Schnitte vor?“
Und dann folgt der Brief, den Tony im ersten Teil nur kurz erwähnt. Er habe richtig geantwortet, jetzt lesen wir den Rüden, unverschämten Brief und der Ich-Erzähler schämt sich regelrecht. Gut gemacht. (Da bin ich jetzt inhaltlich).

Vielleicht hat dieser Brief auch zum Selbstmord beigetragen? Lese gespannt weiter.
Hach liebe Querleserin, wie schön du das wieder beschrieben hast...
Der Brief in seiner zweiten Fassung als Beitrag zu Adrians Tod? Wow eine spannende These, hälst du sein Inneres für so... ich finde kein richtig passendes Wort, vielleicht "angreifbar"?, als dass er sich dies zu Herzen nimmt? Schien er doch immer so unnahbar, bzw. weise über den Dingen stehend. Aber du hast Recht, er hätte ja, wenn es ihm egal gewesen wäre, keinesfalls "um Erlaubnis" bitten müssen bei Tony, dass er jetzt mit Veronica "geht"!
 
  • Like
Reaktionen: Querleserin

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Hach liebe Querleserin, wie schön du das wieder beschrieben hast...
Der Brief in seiner zweiten Fassung als Beitrag zu Adrians Tod? Wow eine spannende These, hälst du sein Inneres für so... ich finde kein richtig passendes Wort, vielleicht "angreifbar"?, als dass er sich dies zu Herzen nimmt? Schien er doch immer so unnahbar, bzw. weise über den Dingen stehend. Aber du hast Recht, er hätte ja, wenn es ihm egal gewesen wäre, keinesfalls "um Erlaubnis" bitten müssen bei Tony, dass er jetzt mit Veronica "geht"!
Es ist eine Hypothese, lese gespannt heute Abend weiter .
 
  • Stimme zu
Reaktionen: nineLE

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
Ich habe gestern Abend das Buch zu Ende gelesen, ich konnte aber nichts mehr schreiben dazu und auch heute fällt es mir echt nicht leicht, ich habe den ganzen Tag überlegt, was und wie... Warum, wollt ihr wissen? Nun, ich bin verwirrt, überrascht, wütend, traurig, sauer, von allem ein bisschen ... Ich habe es jedenfalls, wie man so schön sagt, kopfschüttelnd zu Ende gelesen! Wie es dazu kam? Also:

Der zweite Teil des Buches ging zunächst damit los, dass unser Ich-Erzähler Tony von Mrs. Sarah Ford (verstorben) fünfhundert Pfund und ein Dokument erbt, von dem sich herausstellt, dass es sich in Veronicas Besitz befindet und es sich dabei um Adrians Tagebuch handelt, soweit so aufklärungsbedürftig. Fragt man doch zunächst, Sarah...wer...Ford? Es handelte sich dabei um Veronicas Mutter:[zitat] Ich war ein Mensch der etwa ein Jahr lang mit der Tochter von Sarah Ford (verstorben) gegangen war, ... von ihrem Mann von oben herab behandelt , von ihrem Sohn hochnäsig bemustert und von ihrer Tochter manipuliert worden war... aber doch kaum etwas, was im Nachhinein eine mütterliche Entschuldigung in Form von fünfhundert Pfund erfordert hätte.[/zitat]
(S. 81)

Der Versuch mit Veronika in Kontakt zu treten scheitert zunächst, wie vermutet, da sie ja schon vor vierzig Jahren so störrisch und von oben herab zu Tony war. Ich finde derartiges Verhalten nicht nachvollziehbar und abstoßend, deswegen trug ihr auch weiterhin derart gestaltetes Lebensmuster-Verhalten nicht zur Sympathiesteigerung meinerseits bei.

[zitat] Ich musste lachen. Einblick in Veronicas Sinnen und Trachten war vor vierzig Jahren mein Problem gewesen.[zitat]

Der Versuch über ihren Bruder an Veronika heranzukommen und dessen Art der Antwort, zeigt uns, dass sie sich auch ihrem Bruder gegenüber keinesfalls milder verhalten haben mag, geschweige denn, von ihm einen Rat anzunehmen, denn:
[zitat] Bin leider nicht meiner Schwester Hüter-nie gewesen, unter uns gesagt. Hab schon vor Jahren aufgegeben sie zu irgendwas bewegen zu wollen. Und offen gestanden, wenn ich ein gutes Wort für dich einlege, bewirkt das womöglich das Gegenteil. [/zitat]

Bis zu dem Zeitpunkt, wo Tony sich mit Veronica trifft, war das Buch gespickt mit soviel Sinnieren und Stellen über die ich lachen musste, Wahnsinnig toll ! Der erste E-Mail Kontakt beweist uns, es ist gleich schwierig geblieben:[zitat] Vor vierzig Jahren war sie eine verdammt schwierige Frau und im Alter- wie diese zweisilbige Stinkefingerantwort zeigte- anscheinend nicht umgänglicher geworden. [/zitat] Das erste Treffen und Veronicas Getue (S.113) hat mich schon genervt, diese sinnlosen provokanten Dialoge ihrerseits ! Sie hat das Treffen mit Tony vorgeschlagen und dreht ihm das Wort im Mund um. Tony bekommt seinen Brief, den echten wütenden, den er an die beiden vor vierzig Jahren schrieb. Und ja, obwohl der Inhalt echt krass derb und verhöhend und beleidigend und anmaßend war, ich bleibe trotzdem im Team Tony.... Ich möchte hier erstmal einen Cut machen, weiß ich ja nicht wie weit du bist, liebe @Querleserin[/zitat][/zitat]
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Auch ich habe den Roman gestern Abend zu Ende gelesen und knüpfe erstmal inhaltlich an deinen Beitrag an.

Wichtig scheint mir noch sein Hinweis, dass wir seinen Erinnerungen nicht trauen sollen, daher sein Entsetzen über den Brief.

Tony versucht zunächst mit Freundlichkeit und Nettigkeit Veronica umzustimmen. Er ist sich aber nicht sicher, ob er nicht immer noch von ihr angezogen wird. Nachdem er den Brief gelesen hat, Reue empfindet, entschuldigt er sich bei Veronica, die ihm kryptisch antwortet, er kapiere nichts.
Doch er lässt nicht locker, erkundigt sich nach ihren Eltern, schlägt ein weiteres Treffen vor. Inzwischen kehren einzelne Erinnerungen zurück - auch die Spermaspuren, die zu Beginn aufgezählt werden ;) und die tanzende Veronica, ein berührendes Bild. Ich könnte so viele kluge Sätze zu den Erinnerungen zitieren!
Dann treffen sie sich erneut und Veronicas Verhalten ist mehr als merkwürdig - sie erzählt nichts von sich und dann dieser seltsame Ausflug in den Norden Londons...
Doch Tony gibt nicht auf und realisiert plötzlich, dass einer der Männer, mit denen Veronica gesprochen hat und die betreut werden, Adrians Sohn ist.
Und nun muss er seine Erinnerungen revidieren. War Adrain wie Robson- du hattest Recht, er spielt wieder eine Rolle.
Gleichzeitig hat er einschleichen Gewissen, da er den beiden ein Kind gewünscht hätte. Hat er sie verflucht? Seine Schuldgefühle sind immens und gleichzeitig fällt es ihm schwer, Adrian neu zu bewerten.
Er entschließt sich zu einem weiteren Entschuldigungsbrief, der erneut von Veronica kommentiert, dass er nichts kapiere. Und dann bringt ein Besuch in der Kneipe, in der sich Adrians Sohn mit seinem Betreuer aufhält Klarheit.
Der Junge ist Veronicas Bruder und Adrian hatte ein Verhältnis mit ihrer Mutter, weil (?) Tony ihn aufgefordert hatte, mit ihr zureden. Letzteres entspringt seinem schlechten Gewissen. Er ist sicherlich nicht Schuld an dieser Beziehung, fühlt sich aber so. Und jetzt ergeben auch die Formeln einen Sinn und letztlich auch Veronicas seltsames Verhalten. Gibt sie Tony Schuld?
Ich fand die Auflösung unglaublich verblüffend, aber schlüssig. Das, was geschehen ist, lässt den Selbstmord verständlicher erscheinen. Und jetzt kennen wir das Ende der Geschichte und Tony muss seine Erinnerungen erneut umschreiben. Und er fühlt sich verantwortlich, damit muss er jetzt weiter leben. Jetzt mach ich mal einen Cut ;)
 

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
Das wäre jetzt der Zeitpunkt für dich, mal in die alte LR reinzuspicken. Vielleicht bekommst du etwas Klarheit.
Bei den Booker Preis Leserunden ;)
Warum meinst du Klarheit? Ich mag es nicht zu linsen, sondern mag erstmal meine eigenen Gedanken machen und nix, wie man so schön sagt, gespoilert haben. Ich habe alles verstanden, nur die Wendung und der damit verbundene Schuldvorwurf seitens Veronica und Tonys an sich selbst gefällt mir nicht und ist für mich absolut NULL nachvollziehbar, gibt es dafür keinerlei objektiven Kausalzusammenhang! Selbst wenn Tony sich als Buchstabe einer Gleichung in einem Tagebuch Fragment Adrians wiederfand, selbst wenn ihn der abgebrochene Satz: "...wenn Tony...". ...nicht was? ...Veronica an diesem Tag in London vorgestellt hätte? .... er nicht diesen unangemessenen, gehässigen, beleidigenden Brief geschrieben hätte... ?
Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich, letztlich und nichts davon ist "Tonys Schuld". Für mich war das Buch spätestens auf Seite 170 zu Ende, als Tony findet, dass er Veronicas abweisendes, stets rüdes Verhalten tatsächlich "verdient" hätte:[zitat] In Wirklichkeit konnte ich von Glück reden, dass sie mich überhaupt eines Wortes gewürdigt hatte.[/zitat], puh. Ich verstehe, dass die Situation und das Erkennen ihm zu schaffen macht, dass er seinen Brief-zu Recht- in seiner Vehemnz und seinem Inhalt bereut, ABER und das ist für mich der Punkt, er kann nichts dafür, was und vor allem wie das Geschehe geschehen ist!

Die ganze Zeit habe ich auf das Kind gewartet, dass Adrian und Veronica gemeinsam haben werden, im Zusammenhang mit Robsons Tod und den damit verbundenen Lästereien der Freunde, fühlte ich das irgendwie kommen, spätestens ab der Mitteilung Adrians, dass er und Veronica ein Paar seien. Das es dieses Ende geben wird, krass.

Ich bin enttäuscht (Schockiert), dass sich Tony nun mit Selbstvorwürfen überhäuft, auch wenn ich das nun andere Reflektieren seines eigenen Lebens absolut verstehen kann, lief bei ihm ja alles so Mittelmaß glatt und vorhersehbar, auf Nummer sicher,wie er selbst sagt.

Auch die Aussage des Betreuers in der Kneipe, Tonys Anwesenheit verwirre Adrian, fand ich nicht schlüssig, jeder andere dort anwesende Gast war ok, nur eben gerade Tony nicht??? Ich sehe es als gestalterisches Mittel, wie Tony überhaupt die ganze Geschichte erfahren kann: Da Veronica nicht mit ihm redet und der Bruder ihm nicht mehr antwortet per Mail, ermöglichte ihm nur der Kontakt mit dem Betreuer die Zusammenhänge zu verstehen.

Fazit: Großartiges Buch mit -für mich- nicht schlüssigen Selbstvorwürfen Tonys und ungerechtfertigten Verhalten Veronicas, deren Charakter ich fürchterlich fand (Selbstverachtung?). Team Tony !:heart
 
  • Like
Reaktionen: Querleserin

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.168
49
ungerechtfertigten Verhalten Veronicas, deren Charakter ich fürchterlich fand (Selbstverachtung?). Team Tony !
Veronica hat für mich einen "an der Klatsche". Sie müsste in Therapie (längst gegangen sein).
So ganz astrein war Tony damals aber auch nicht. Den Brief habe ich schon sehr heftig in Erinnerung.
Allerdings ist mein Lesen des Buches schon eine Weile her und jedes Detail kenne ich nicht mehr.

P.S.: Natürlich muss man sich zunächst seine eigenen Gedanken machen. Ich wollte dir nur einen Tipp geben, falls du etwas ratlos zurückgelassen wurdest ;)
 

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
P.S.: Natürlich muss man sich zunächst seine eigenen Gedanken machen. Ich wollte dir nur einen Tipp geben, falls du etwas ratlos zurückgelassen wurdest
Du weißt ich bin dir jederzeit und stets für JEDEN deiner wertvollen Tipps dankbar, ich dachte in dem Moment nur, ich hätte irgend was falsch gemacht oder so:(:confused::rolleyes:...weil du schriebst, es wird Zeit zu kucken...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Haha
Reaktionen: Literaturhexle

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.168
49
Du weißt ich bin dir jederzeit und stets für JEDEN deiner wertvollen Tipps dankbar, ich dachte in dem Moment nur, ich hätte irgend was falsch gemacht oder so:(:confused::rolleyes:...weil du schriebst, es wird Zeit zu kucken...
Ach waaaas! Du machst doch nichts falsch! In der alten LR waren wir halt auch zu dritt und haben unserem Unverständnis Luft gemacht. Mir ist das manchmal einfach ein Trost in solchen Situationen. Du hast natürlich mit der Querleserin eine ausgezeichnete Analytikerin an deiner Seite. Alles gut:)
 

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
Ach waaaas! Du machst doch nichts falsch! In der alten LR waren wir halt auch zu dritt und haben unserem Unverständnis Luft gemacht. Mir ist das manchmal einfach ein Trost in solchen Situationen. Du hast natürlich mit der Querleserin eine ausgezeichnete Analytikerin an deiner Seite. Alles gut:)


Ja Unverständnis ist das passende Wort! Ab Seite 170, wo Tony "einsieht", dass er Schuld trägt und dem Verhalten von Veronica Verständnis entegegenbringt, war das Ding für mich gegessen:mad:...
 
  • Like
Reaktionen: Querleserin

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Ja Unverständnis ist das passende Wort! Ab Seite 170, wo Tony "einsieht", dass er Schuld trägt und dem Verhalten von Veronica Verständnis entegegenbringt, war das Ding für mich gegessen:mad:...
Ich sehe es auch so, dass Tony am Schicksal Adrians unschuldig ist. Diese Verkettung von Ereignissen konnte er nicht vorhersehen, das habe ich ja auch schon geschrieben. Aber subjektiv fühlt er sich schuldig, vor allem auch deshalb, weil er seine Erinnerungen zensiert hat. Nicht nur den Brief, sondern auch die guten an Veronica. Darin sieht er seine Verantwortung - obwohl jeder Richter ihn freisprechen würde. Natürlich ist Veronicas Verhalten extrem, allerdings weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte, wenn mir jemand einen solchen Brief geschrieben hätte. Und wäre es Adrians Kind gewesen, hätte für mich der Selbstmord nicht gepasst. Dafür wurde die Figur zu Beginn anders aufgebaut. Und ich Robson als Kontrastfigur. Er hat sich der Verantwortung entzogen...letztlich hat das Adrian auch, weil er sich schuldig gefühlt hat? Das bleibt offen. Werde mir die Gleichung nochmal anschauen - seltsam seine Entscheidung in mathematische Formeln einzubinden. Das hat mich befremdet.
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Die Formeln:

B ( Kind) = Sara - Veronica + Adrian

Oder Anthony + Veronica + Adrian x Sara = B

Diese Formel würde implizieren, dass Tony doch eine Rolle spielt, insofern er die beiden miteinander bekannt gemacht hat. Doch Adrian stellt selbst in Frage, ob das die richtige Herangehensweise ist. Wie weit erstreckt sich die Verantwortung?, fragt er sich, um sich dann (im ) Tagebuch des Sachverhalts erzählerisch zu nähern: „Zum Beispiel, wenn Tony“

Adrian gibt Tony sicherlich keine Schuld, stellt aber die Frage, wie Ereignisse verkettet sind und sich bedingen. Hätte etwas verhindert werden können? Was wäre wenn?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto plausibler wird mir das Ende. Und daraufhin ist der Roman nicht nur vom Titel her konzipiert - auf dieses völlig überraschende Ende, das sich erst im Rückblick als verständlich erweist. Hat nicht auch Tony, Sara als ungewöhnliche Frau erlebt? Nicht zufällig taucht die Bratpfanne als zweite Erinnerung in der anfänglichen Aufzählung auf.

Fazit: Auch ich war mehr als überrascht über das Ende, finde es aber inzwischen plausibel. Während uns der Ich- Erzähler (un)bewusst in die Irre leitet, hat Barnes alle Fäden in der Hand ;)
Der nächste Roman des Autors steht schon auf meiner Wunschliste ;)
 

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
Die Formeln:

B ( Kind) = Sara - Veronica + Adrian

Oder Anthony + Veronica + Adrian x Sara = B

Diese Formel würde implizieren, dass Tony doch eine Rolle spielt, insofern er die beiden miteinander bekannt gemacht hat. Doch Adrian stellt selbst in Frage, ob das die richtige Herangehensweise ist. Wie weit erstreckt sich die Verantwortung?, fragt er sich, um sich dann (im ) Tagebuch des Sachverhalts erzählerisch zu nähern: „Zum Beispiel, wenn Tony“

Adrian gibt Tony sicherlich keine Schuld, stellt aber die Frage, wie Ereignisse verkettet sind und sich bedingen. Hätte etwas verhindert werden können? Was wäre wenn?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto plausibler wird mir das Ende. Und daraufhin ist der Roman nicht nur vom Titel her konzipiert - auf dieses völlig überraschende Ende, das sich erst im Rückblick als verständlich erweist. Hat nicht auch Tony, Sara als ungewöhnliche Frau erlebt? Nicht zufällig taucht die Bratpfanne als zweite Erinnerung in der anfänglichen Aufzählung auf.

Fazit: Auch ich war mehr als überrascht über das Ende, finde es aber inzwischen plausibel. Während uns der Ich- Erzähler (un)bewusst in die Irre leitet, hat Barnes alle Fäden in der Hand ;)
Der nächste Roman des Autors steht schon auf meiner Wunschliste ;)

Ich sehe es auch auch so, dass die Mutter sicherlich ungewöhnlich war, so taucht ja auch die winkende Bewegung aus der Höhe der Hüfte heraus viermal auf im Buch, die schelmisch und verbündet wirkt und na klar, plausibel ist das Ende allemal, wartete ich ja schon seit Adrians Freitod auf das Kind, indes ich schrieb es es ist Veronica die mich so aufregt und da gehe ich mit @Literaturhexle ganz und gar konform. "die hat einen an der Klatsche" und von dieser Warte aus, Tony dazu zu bringen, "Schuld einzugestehen" ist mir ganz und gar zu wider!!!
 
  • Like
Reaktionen: Querleserin

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Ich sehe es auch auch so, dass die Mutter sicherlich ungewöhnlich war, so taucht ja auch die winkende Bewegung aus der Höhe der Hüfte heraus viermal auf im Buch, die schelmisch und verbündet wirkt und na klar, plausibel ist das Ende allemal, wartete ich ja schon seit Adrians Freitod auf das Kind, indes ich schrieb es es ist Veronica die mich so aufregt und da gehe ich mit @Literaturhexle ganz und gar konform. "die hat einen an der Klatsche" und von dieser Warte aus, Tony dazu zu bringen, "Schuld einzugestehen" ist mir ganz und gar zu wider!!!
Veronica verzeiht ihm den Brief nicht. Ich kann mir aufgrund Adrians Sensibilität vorstellen, dass dieser Brief die Beziehung zwischen den beiden gestört, wenn nicht beendet hat. Und dass er für Unruhe sorgt, hat Tony gewusst, denn der Brief ist bitterböse! Insofern kann er seine nicht völlig in Unschuld waschen. Allerdings hat er auch meiner Ansicht nach keine Schuld am Selbstmord!
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Literaturhexle

nineLE

Bekanntes Mitglied
4. November 2019
1.028
1.259
49
Veronica verzeiht ihm den Brief nicht. Ich kann mir aufgrund Adrians Sensibilität vorstellen, dass dieser Brief die Beziehung zwischen den beiden gestört, wenn nicht beendet hat. Und dass er für Unruhe sorgt, hat Tony gewusst, denn der Brief ist bitterböse! Insofern kann er seine nicht völlig in Unschuld waschen. Allerdings hat er auch meiner Ansicht nach keine Schuld am Selbstmord!
Genau ich sag ja, dass der Brief unangemessen, beleidigend und in seiner Vehemenz vollkommen inakzeptabel war, ist unbestritten, es geht mir ja auch einzig um die Schuldzuweisung an Tony, die er sich ab S.170 ja auch selbst macht.
 
Zuletzt bearbeitet: