Rezension Rezension (4/5*) zu Der Todbringer: Ein Lincoln-Rhyme-Thriller von Jeffery Deaver.

Amena25

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23. Oktober 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Todbringer von Jeffery Deaver
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Mehrfach doppelte Böden


Im nunmehr 14. Band der Lincoln Rhyme Serie aus der Feder des amerikanischen Erfolgsautors Jeffery Deaver stößt Amelia Sachs, Partnerin und Ehefrau des gelähmten Ermittlers, auf einen schrecklichen Tatort. In einem Juweliergeschäft wurden einem jungen Paar, das sich offenbar gerade Trauringe kaufen wollte, die Kehlen durchgeschnitten. Auch der Diamantenhändler, der in der Branche für ganz besondere Steine und exklusive Schliffe berühmt ist, wurde brutal ermordet. Doch offenbar gibt es einen Zeugen, der sich nun auf der Flucht vor dem Mörder befindet, aber auch für die Polizei unauffindbar bleibt. Schon kurze Zeit später kommt es zu weiteren, ähnlichen Fällen. Ein Opfer, das überlebt, berichtet, dass der Täter die Diamanten vor ihrer Vergewaltigung als Schmuckstücke ,,retten" und ,,befreien" will. Handelt es sich also um einen psychisch gestörten Täter?
Zeitgleich kommt es zu kleineren Erdbeben und Explosionen im New Yorker Stadtbiet, die auch Todesopfer fordern. Haben womöglich die Bohrungen für eine Geothermieanlage damit zu tun?
Schon sehr früh lernt der Leser den Täter, einen skrupellosen Russen, kennen und begleitet ihn bei seinen Gedankengängen und teilweise sogar bei seinen Taten. Darunter scheint zunächst die Spannung etwas zu leiden, bis man allerdings merkt, dass auch der Russe nur ein kleines Puzzleteilchen in einer großen, undurchsichtigen Intrige ist.
Der 571 Seiten starke Thriller bietet interessante Einblicke z.B. in die Diamantenbranche oder das Leben verschiedener ethnischer Gruppen in New York. Allerdings weist er auch einige Längen auf, wenn z.B. Expertenmeinungen oder Beschreibungen sich über mehrere Seiten hinziehen. Amelia Sachs und Lincoln Rhyme bleiben für meinen Geschmack seltsam blass, als Leser kommt man keiner der beiden Ermittlerfiguren wirklich näher. Dafür wirken sie zu glatt und konturenlos. Gegen Ende gibt es jedoch einige überraschende Wendungen, so mancher Beteiligte spielt plötzlich ein ganz andere Rolle, sodass der Leser immer wieder aufs Glatteis geführt wird. Allerdings werden diese doppelten Böden teilweise zu rasch und abrupt offenbart.
Für Fans der Reihe sicherlich ein Muss, für Neulinge eher ein Thriller, den man mal lesen kann.